Dienstag, 9. Februar 2016

Deutsche Vorentscheidung 2016: Die dunkle Seite der Jamie-Lee Kriewitz

Jamie-Lee Kriewitz ist Teilnehmerin der deutschen Vorentscheidung 2016 mit den besten Aussichten auf Sieg. Natürlich hat Jamie-Lee keine dunklen Seiten, und selbst wenn, erführe ich als letzte davon. Ich imitiere nur den Stil der Boulevardpresse und referiere zugleich auf einen der besten Filme, den ich in den letzten Jahren gesehen habe: Die dunkle Seite der Wikipedia. Es gefällt mir, wie in dem Film trocken und emotionslos eine verdeckte Kommunikationsstrategie, die einseitig die Interessen der USA und NATO begünstigt, offen gelegt wird. Eine dunkle Strategie, deren pöbelnden Untertöne mir aus der Popwelt seit 2008 vertraut ist. Die dunkle Seite der Jamie-Lee ist dementsprechend das Business, für das sie steht.

Dass im Gegensatz zu Wikipedia der ESC als Spaß-Event vermarktet wird, erschwert die Kritik 
Blinde Schwärmerei der „Lenastheniker“ 2010 bewies, dass sich der Zwang zu Infantilismus und Entprofessionalisierung bis in alle deutschen Chefredaktionen durchgesetzt hat. Zu Wissenschaft oder Religion kann man immer noch eine kritische Distanz aufbauen, zur Dummheit der trivialen Spaßgesellschaft nicht mehr, ohne dass der Vorwurf von Spaßverderberei, psychischer Krankheit oder Verschwörungstheorie laut wird.

Meine persönlichen Beschwerden wegen politischer Hetzkampagnen im Rahmen des Eurovision Song Contest gegen Serbien 2008, Russland 2009 und Aserbaidschan 2012 wurden von Zeitungen und Parteien dementsprechend ins Lächerliche gezogen

Für die US-Musikindustrie besteht der Spaß im Hit-Recycling 
Weil ihnen seit 30 Jahren nichts Neues mehr eingefallen ist. Man lässt die Sternchen abgedroschene Musikstücke der US-Musikindustrie rauf und runter singen. Dass bei der Masse an Teilnehmern nicht einziges Mal ein Musikstück aus einem Land jenseits der Oder zu hören ist, ist nicht wirklich repräsentativ für die Zusammensetzung unserer Gesellschaft. Vonwegen Refugee Welcome! Im Gegensatz zu beispielsweise skandinavischen Shows ist die deutsche Vorentscheidung traditionell besonders "pro-amerikanisch, anti-islamisch“. 

Für Castingshow-Fans besteht der Spaß in der Niedertracht
Diese Fans sind keine Musik-Fans, sondern Fans eines TV-Formates, welches ihnen Mitbeteiligung vorgaukelt und schräge Gaudis verspricht. Sie setzen oftmals auf Schadenfreude und Niedertracht, was ihnen von ganz besonders beliebten Juroren (Bohlen, Raab) und den Qualitätsmedien vorgelebt und vorformuliert wird. Bei der Lena-Meyer-Landrut-Kampagne haben sich Medien, Politik, Wirtschaft und Kirche sogar offen gegen das Publikum zusammengeschlossen. Dadurch werden die Grenzen zwischen Organisatoren und Support fließend, dem Support haftet was Künstliches an. Die "Fans" bekommen dadurch genau wie die Stars ein vorgefertigtes Profil.

Wie der künstliche Support auf Kritik reagiert, zeigen Beispielkommentare aus meinem Blog zu meinem Text „Lena Meyer-Landrut, alles nur Hochstapelei“ aus 2010. Sie haben keine Gegen-Argumente und werden stattdessen beleidigend. In welche Schublade mich die Kommentare schließlich stecken wollten, ist mir erst jetzt durch den Wikipedia-Film klar geworden. Ziel Querfront Zufall?

Fazit: Gelenkte Konsumentengruppen, Einschüchterung, Niedertracht, Schadenfreude und Hetze gehören untrennbar zu dem Business der Castingshows. 

Die Zweifler sind Reflexbeißern ausgeliefert 
Wer diesen „Spaß“ nicht mitmacht und das Siegreiche der Sternchen hinterfragt, ruft Reflexbeißer auf den Plan. Ausformulierte Argumente haben sie keine, dafür um so mehr Kaltschnäuzigkeit und Verweise auf Votings, Ratings, Rankings, Hitraten und Awards – also auf manipulierbare Zahlen. Leider macht ihr Ton die Musik, und es sind schon zahlreiche Diskussionsgruppen und Kommentarspalten an ihnen gescheitert. 

Hinter der anonymen Wirtschaftsstruktur und ihrer Strategie "Casting-Show" mit den nicht mal überprüfbaren Ergebnissen können sich also die brutalsten Supportgruppen organisieren, ohne dass jemand Böses dabei denkt, weil doch alles nur ein Spaß ist. Das ist bei gewachsenen Profilen wie z. B. Ralph Siegel, Xavier Naidoo oder Bushido nicht möglich. Man stelle sich mal vor, einer ihrer Fans würde 77 Menschen umbringen, vorwiegend junge Musiker... Beim ESC ist es 2011 geschehen, und kein Musiker musste sich für seine Fans rechtfertigen, keine Fangruppe hat beschämt und betroffen Distanz eingefordert. 


Castingstars müssen beliebig sein, ihre Profile austauschbar 
Die Profilierung läuft über Fotos (das Foto von Jamie-Lee Kriewitz mit den toten Augen erinnert mich an den Sciene-Fiction-Thriller "Die Frauen von Stepford aus 1975, s. o.) und Phrasendrescherei (oder Online-Petitionen). Leeren Castingprofilen kann man mit vorgefertigten Rezeptionsmustern, gleich geschalteten Boulevard-Medien und dubiosen Supportgruppen alles andichten - oder absprechen. 

Dieses Jahr übernimmt Jamie-Lee Kriewitz die Aufgabe der Trollbespaßung 
Sie hat meiner Meinung nach die beste Stimme. Ihr Song ist in seiner impotenten Schwerfälligkeit kein Knaller, aber im Vergleich zur Konkurrenz am modernsten arrangiert. Ihr Outfit als decora kei-style aus Japan zu bezeichnen, halte ich für kühn. Im Clip sieht sie nach Altkleidersammlung aus, aber da sich kaum jemand für Stile jenseits der Oder interessiert, kann man uns alles erzählen.

Sie und Laura Pinski (Ralph Siegel) wurden wie gefühlte Millionen vor ihnen mit Wettbewerbshype der Biomasseanlage "Castingshow" vorveredelt. Die deutsche Vorentscheidung und der ESC sind mittlerweile nur weitere, ermüdende Folgen. Es würde mich wundern, wenn eine der beiden die Vorentscheidung nicht gewinnt.


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1 Kommentar:

Robert Sukhoi. hat gesagt…

Sincere, that lady looks like my firts girlfriend. Almost equals.