Sonntag, 16. Februar 2014

Deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2014

Nach dem Votingdebakel im letzten Jahr, hat man dieses Jahr die Jury abgeschafft. Fast. Dieses Jahr liegt die Crux im Konzept. Für den Wettbewerb um die ESC-Teilnahme in Kopenhagen wurden 7 Acts ausgewählt, die mit jeweils 2 Musikstücken gegeneinander antreten werden. Obwohl noch nicht alle Lieder bekannt sind, ist das Aufgebot an Liedern schon jetzt sehr unterhaltsam. Die Musiker sind: Madeline Juno, The Baseballs, Santiano, Unheilig, Das Gezeichnete Ich, Oceana und MarieMarie.

Hätte man es bei dieser Aufstellung belassen, wäre es für mich ein spannender Wettbewerb mit offenem Ausgang, denn die 7 Acts sind alle gleich gut. Leider wird aber dieser Musikwettbewerb mit einem Internetcasting gemischt, bei der wieder eine Jury mitmischt. Nach jahrelanger Beobachtung könnte ich mir vorstellen, dass das Produkt des Internetcastings die Vorentscheidung gewinnnen wird. Gründe:

Der NDR hat für das Internetcasting monatelang eine Internetseite zur Verfügung gestellt, bis zur Deadline am 22.01.2014 wurden über 2240 Musikstücke hochgeladen. Aus einer Jury-Auswahl von 10 Actswird am 27.02.2014 in der TV-Show „Unser Song für Dänemark: Clubkonzert“ (übertragen von NDR und im Internet) der Sieger ermittelt, der danach im Finale am 13.03.2014 mit den bereits bekannten 7 Musikern konkurrieren wird.

Mehr Wettbewerbsaufmerksamkeit für das Internetcasting
Für dieses Produkt wird also im Vorlauf mehr Wettbewerbs-Aufmerksamkeit generiert als für die übrigen Kandidaten. Wenn ich dann auch noch die in diesem Zusammenhang im Prinz-Blog erwähnten Namen und Unternehmen hinzunehme, entpuppt sich die Vorentscheidung als eine von Marketingfachleuten protegierte und gesteuerte Verkaufs-Veranstaltung:


„Zur Jury [des Internetcastings] gehören neben Thomas Schreiber Vertreter aller großen Musikverlage und der Independents, und zwar Willy Ehmann für Sony, Michael Brycz für Warner, Tom Bohne für Universal und Konrad von Löhneysen (Embassy of Music) für die Independent Labels. Ferner ist der Echo-Initiator und Musikmanager Gerd Gebhardt dabei und auch die Produktionsfirma Brainpool (vertreten durch Jörg Grabosch und Claudia Gliedt) hat eine Stimme. Ferner verfügen auch die ARD-Radios (vertreten durch Fritz und N-Joy Radio) über eine Stimme im Auswahlteam.“

Auch den Supportgruppen von Castingshows wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet
Fans von Castingshows sowie ESC-Fans sind selten Fans einer bestimmten Musikrichtung oder bestimmter Musiker, sondern Fans eines bestimmten TV-Formates. Bei ihnen geht es teilweise zu wie in einer Lotto-Tipp-Gemeinschaft. Schon vor dem eigentlichen Finale werden sie beim Castingprozess gemeinsam mit dem Organisator und einem „Jedermann“ bereits „ein hartes Auswahlverfahren“ überstanden haben. Das bindet.


Noch mehr Bindung erzeugt persönlicher Kontakt. Vor kurzem fand das alljährliche Fanclubtreffen der OGAE statt, worüber der Prinz-Blog ausführlich berichtete. Korrumpierend, wie Thomas Schreiber vom NDR sich als Fan-Versteher präsentieren lässt. Er stellt den Fans tatsächlich das schwedische Vorentscheidungskonzept in Aussicht, das ausschließlich auf Kommerzialisierung und Wettbewerbssimulation setzt. Die umschmeichelten schwulen Fans loben beeindruckt das Internetcasting.

Dass sich beim Vorentscheid Musiker, die sich bereits für die deutsche Musikszene verdient gemacht haben, gemeinsam mit ihren treuen Fans wegen kruder Methoden geschlagen geben mussten, habe ich schon bei z. B. Rosenstolz, Knorkator, Scooter, Corinna May oder sogar Ralph Siegel bedauert … und ich werde natürlich verblüfft sein, wenn es dieses Jahr wieder ähnlich verlaufen sollte.


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