Nach dem Votingdebakel
im letzten Jahr, hat man dieses Jahr die Jury abgeschafft. Fast. Dieses
Jahr liegt die Crux im Konzept. Für den Wettbewerb um die ESC-Teilnahme
in Kopenhagen wurden 7 Acts ausgewählt, die mit jeweils 2 Musikstücken
gegeneinander antreten werden. Obwohl noch nicht alle Lieder bekannt
sind, ist das Aufgebot an Liedern schon jetzt sehr unterhaltsam. Die Musiker sind: Madeline Juno, The Baseballs, Santiano, Unheilig, Das Gezeichnete Ich, Oceana und MarieMarie.
Hätte man es bei dieser Aufstellung belassen, wäre es für mich ein
spannender Wettbewerb mit offenem Ausgang, denn die 7 Acts sind alle
gleich gut. Leider wird aber dieser Musikwettbewerb mit einem
Internetcasting gemischt, bei der wieder eine Jury mitmischt. Nach
jahrelanger Beobachtung könnte ich mir vorstellen, dass das Produkt des
Internetcastings die Vorentscheidung gewinnnen wird. Gründe:
Der NDR hat für das Internetcasting monatelang eine Internetseite zur
Verfügung gestellt, bis zur Deadline am 22.01.2014 wurden über 2240
Musikstücke hochgeladen. Aus einer Jury-Auswahl von 10 Actswird
am 27.02.2014 in der TV-Show „Unser Song für Dänemark: Clubkonzert“
(übertragen von NDR und im Internet) der Sieger ermittelt, der danach im
Finale am 13.03.2014 mit den bereits bekannten 7 Musikern konkurrieren
wird.
Mehr Wettbewerbsaufmerksamkeit für das Internetcasting
Für dieses Produkt wird also im Vorlauf mehr Wettbewerbs-Aufmerksamkeit
generiert als für die übrigen Kandidaten. Wenn ich dann auch noch die in
diesem Zusammenhang im Prinz-Blog
erwähnten Namen und Unternehmen hinzunehme, entpuppt sich die
Vorentscheidung als eine von Marketingfachleuten protegierte und
gesteuerte Verkaufs-Veranstaltung:
„Zur Jury [des Internetcastings] gehören neben Thomas Schreiber
Vertreter aller großen Musikverlage und der Independents, und zwar Willy
Ehmann für Sony, Michael Brycz für Warner, Tom Bohne für Universal und
Konrad von Löhneysen (Embassy of Music) für die Independent Labels.
Ferner ist der Echo-Initiator und Musikmanager Gerd Gebhardt dabei und
auch die Produktionsfirma Brainpool (vertreten durch Jörg Grabosch und
Claudia Gliedt) hat eine Stimme. Ferner verfügen auch die ARD-Radios
(vertreten durch Fritz und N-Joy Radio) über eine Stimme im
Auswahlteam.“
Auch den Supportgruppen von Castingshows wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet
Fans von Castingshows sowie ESC-Fans sind selten Fans einer bestimmten
Musikrichtung oder bestimmter Musiker, sondern Fans eines bestimmten
TV-Formates. Bei ihnen geht es teilweise zu wie in einer
Lotto-Tipp-Gemeinschaft. Schon vor dem eigentlichen Finale werden sie
beim Castingprozess gemeinsam mit dem Organisator und einem „Jedermann“
bereits „ein hartes Auswahlverfahren“ überstanden haben. Das bindet.
Noch mehr Bindung erzeugt persönlicher Kontakt. Vor kurzem fand das alljährliche Fanclubtreffen der OGAE statt, worüber der Prinz-Blog
ausführlich berichtete. Korrumpierend, wie Thomas Schreiber vom NDR
sich als Fan-Versteher präsentieren lässt. Er stellt den Fans
tatsächlich das schwedische Vorentscheidungskonzept in Aussicht, das
ausschließlich auf Kommerzialisierung und Wettbewerbssimulation setzt.
Die umschmeichelten schwulen Fans loben beeindruckt das Internetcasting.
Dass sich beim Vorentscheid Musiker, die sich bereits für die
deutsche Musikszene verdient gemacht haben, gemeinsam mit ihren treuen
Fans wegen kruder Methoden geschlagen geben mussten, habe ich schon bei
z. B. Rosenstolz, Knorkator, Scooter, Corinna May oder sogar Ralph
Siegel bedauert … und ich werde natürlich verblüfft sein, wenn es dieses
Jahr wieder ähnlich verlaufen sollte.
......
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