Freitag, 15. Juni 2012

Sabotage beim Eurovision Song Contest?

Joan Franka, die diesjährige Vertreterin der Niederlande beim ESC, berichtet in einem Zeitungsartikel vom 08. Juni 2012 im Telegraaf, dass die ihr während ihres Vortrages von "You And Me" zugespielte Begleitmusik zu leise war mit dem Effekt, dass sie ihre Stimme als zu laut empfand und sich kaum richtig intonieren konnte. Der nach ihrem Auftritt befragte Techniker habe sein Bedauern geäußert und zugegeben, dass es technische Probleme mit der Übertragung gegeben habe, von der hauptsächlich die Interpreten mit den ruhigeren Stücken betroffen gewesen seien. Logisch, möchte ich hinzufügen, da ja gerade bei den ruhigeren Stücken die schiefen Töne viel mehr ins Gewicht fallen.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir Fans entsetzt registrieren, dass (ausgerechnet!) unsere heimlichen Favoriten während der Proben tadellose Auftritte liefern und im Wettbewerb an einer schiefen Intonation scheitern. Bestes Beispiel war 2011 der klassisch ausgebildete Sänger Amaury Vassili mit seinem Lied "Sognu".

Das Lied selber dürfte ihn als ausgebildeten Sänger eher unterfordert haben, und dann sang ausgerechnet er fast einen Ganzton tiefer als die Begleitmusik. Der Griff unter die Jacke ab 00:53 weist schließlich daraufhin, dass er mit technischen Problemen zu kämpfen hatte mit dem Ergebnis, dass dieser Fan-Favorit sich mit Platz 15 zufrieden geben musste. 


Was war plötzlich mit Ott Lepland los?
Skeptisch waren wir dieses Jahr auch bei Ott Lepland aus Estland, bei dessen gefühlvoller Ballade in Landessprache jedem Hardcore-Fan des Grand Prix d'Eurovision de la Chanson das Herz aufging. Warum sang der sonst so ruhige, gefühlvolle Ott auf einmal so laut und aggressiv, dass wir völlig eingeschüchtert in den Sitzen versanken? Wurde ihm die Begleitmusik zu laut zugespielt?



Ott Lepland hat sich nicht dazu geäußert. Im Gegensatz zu Joan Franka erreichte er trotz oder wegen seines aggressiven Vortrages das Finale und belegte dort einen hervorragenden 6. Platz.  

Ich finde es gut, dass die von John de Mol produzierte Joan Franka dieses Problem jedenfalls mal öffentlich ausgesprochen hat. Die anderen werden darauf verzichtet haben, um nicht als schlechte Verlierer dazustehen und die Peinlichkeit dadurch noch zu verschlimmern. Joan lässt in dem Artikel auch durchscheinen, dass sie selber nicht mit ihrer Leistung zufrieden war, sich aber von dieser teilweise auch selbst zugefügten Niederlage nicht entmutigen lassen möchte.

Ob Absicht oder Stümperei, sei dahin gestellt. Ich würde es begrüßen, wenn die Technik sich nach solchen Vorfällen jedenfalls in aller Öffentlichkeit bei den betroffenen Personen entschuldigt. Schließlich können sie bei angehenden Siegerinnen ja auch Wunderwerke vollbringen, z. B. bei Lena Meyer-Landrut oder bei Loreen, deren Proben allesamt kritisch verliefen, die aber dann im Finale an Perfektion, Lockerheit und "Natürlichkeit" sogar die Studioversionen ihrer Stücke übertrafen.





Samstag, 2. Juni 2012

Aserbaidschan - Operation Eurovision Song Contest erfolgreich!

"Sicherheitskräfte in Aserbaidschan haben nach eigenen Angaben einen Anschlag auf den Eurovision Song Contest (ESC) verhindert und 40 Verdächtige festgenommen", so die Süddeutsche vom 30.05.2012. Weiter heisst es: „Aserbaidschanische Behörden meldeten in den vergangenen Monaten wiederholt Aktivitäten von Terroristen, die Verbindungen zur Al-Kaida und dem Nachbarstaat Iran unterhielten“.

Beispiele:
News.az 06.04.2012: 09:02, Ministry of National Security held an operation yesterday at 04:00 against armed group, which was preparing to commit terrorist attack in Gandja,

News.az 06.04.2012: 17:45, special operations were carried out in Baku, Gandja, Sumgayit, Gakh, Zagatala, Shaki and Gusar,

News.az 11.04.2012: National Security carried out an operation in Khachmaz, […] two supposed to be members of the radical Wahhabi sect,

News.az 13.04.2012: National Security conducted next operation in Zagatala. The operation in north and north-west region of the republic is being continued,

News.az 18.04.2012: Azerbaijan's National Security Ministry has said that members of an armed gang recently arrested enjoyed support from Al-Qaeda. […] Members of the group underwent training in Syria and Pakistan and went to fight against ISAF forces in Afghanistan. […] Other group members received training in Iran and one […] was subsequently involved in terror attacks in the Russian Republic of Dagestan.

News.az 23.04.2012: National Security (MNS) conducted operation in Zagatala. […] The operations are beeing continued.

usw.

Mich hat gewundert, dass Westeuropa ausgerechnet diese Meldungen konsequent ignorierte, wo es doch sonst mit seinen Vorwürfen kein gutes Haar an Aserbaidschan ließ: Menschrechtsverletzung, Diktatur, Wohnraumzerstörung, Straßenhundenbekämpfung, Unterdrückung der Opposition, zu viel Beleuchtung, erschwerte Einreisebedingungen usw. usw. Da hätten doch gerade unberechenbare terroristische Attacken ein willkommener Grund für einen Boykott sein müssen.

Stattdessen wurden die seit Februar 2011 in Angriff genommenen Vorbereitungen terroristischer Gruppen gezielt ausgeblendet, währenddessen man - vor allem in Deutschland – selber schlechte Stimmung gegen das Land verbreitete. Im Bewusstsein dessen, dass die Aserbaidschaner von Terroristen bedroht wurden, kritisierten deutsche Medien wie der Spiegel selbst kurz vor dem ESC-Finale bestenfalls, dass aserbaidschanische Sicherheitskräfte mal wieder Demonstrationen von Oppositionellen niederschlugen, wobei sie sich immer wieder und ausschließlich auf Markus Löning beriefen.

Muss man nun - zynisch gefragt – eine Art Hitliste mit Abstufungen von guten, mittel-guten bis bösen Oppositionellen pflegen, zumindest solange, bis sie unter dem Sammelbegriff „Rebellen“ agieren? Während man uns Deutschen die Namen, Konzepte und Ziele der „guten“ Opposition vorenthält und uns mit plakativen Gutmenschenforderungen abspeist, zählen uns die Aserbaidschaner auf apa.az vom 30.05.2012 immerhin alle „bösen“ Oppositionellen namentlich auf, beschreiben deren Kontakte, Strategie und nennen und deren Ziel: „[…] to create mood of uncontrolled situation an anarchy in the country, confusion and fear among the population, ethnic and religious confrontation, to violate stability and damage the international image of the republic. […] One of the main goals of the transnational criminal armed group was to commit terrorist and provocative actions, explosions and armed attacks in Baku to cause human losses on the eve of Eurovision Song Contest 2012.“

Große Verwirrung. Nach diesem Text auf apa.az tun sich für mich Abgründe auf: Sind Terroristen aus Dagestan gar die von uns hofierte Opposition, für dessen Freiheit man sich hier so vehement einsetzt? Arbeiten deutsche Menschenrechtler sogenannten Rebellen in die Hände? Und wo ist nun der pfiffige preisgekrönte deutsche Journalist, der nicht nur mit den „guten“ Oppositionellen tanzt wie Stefan Niggemeier, sondern uns mal nachweist, von woher die „bösen“ oppositionellen Rebellen ihre Waffen beziehen? "13 submachine guns, a “RPK” machinegun, different types of pistols, 3 carbines, 3424 types of various caliber cartridges, 66 charges for machinegun and pistol, 23 “RGD-5”, 26 “F-1” and 3 “RG-42” hand granades, a lof of granade detanators, specially prepared different explosive devices, 2352,22 gr explosives in the plastids, two 10-litr containers with approximately 20 kg of explosives, 675 gr TNT blocks, 19 explosive electric detonator, 19 detonators and chargers, 48 “Kenwood” communication units, different forbidden by law military sipplies and objects, various silent weapon, literature propagandizing terrorism and holy war were seized from them. Besides it, a great number of different schemes and special information for international terrorism and toy-cars with explosive substances: 438,2 gr plastids, 200 and 75 gr TNT blocks, chargers, an explosive container with iron flakes - causing serious injures in different directions and killing people within the radius of 100 m were confiscated."

Bei so viel Oppositionsverwirrung, Desinformation und Missbrauch des ESC scheint es, dass die selbstgerechten deutschen Verbalattacken (Achtung: damage the international image of the republic) eine negativ-emotioanle Grundstimmung zu beschwören versuchten, die Angriffe aller Art, Destabilisierung, vielleicht Bürgerkrieg gar in Aserbaidschan als notwendig und normal erscheinen lassen sollen.

Das alles würde eine verlogene und unverantwortliche Haltung gegenüber den nach Baku gereisten ESC-Fans seitens deutscher ESC-Organisatoren demonstrieren; grundsächlich haben sie mit dieser Politisierung die Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit der Öffentlich-Rechtlichen wie auch die der Menschenrechtsorganisationen verspielt.

Tun sich Politik und Geheimdienste einen Gefallen, uns Schlagerfans solche Themen aufzuzwingen?


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