Joan Franka, die diesjährige Vertreterin der Niederlande beim ESC, berichtet in einem Zeitungsartikel vom 08. Juni 2012 im Telegraaf, dass die ihr während ihres Vortrages von "You And Me" zugespielte Begleitmusik zu leise war mit dem Effekt, dass sie ihre Stimme als zu laut empfand und sich kaum richtig intonieren konnte. Der nach ihrem Auftritt befragte Techniker habe sein Bedauern geäußert und zugegeben, dass es technische Probleme mit der Übertragung gegeben habe, von der hauptsächlich die Interpreten mit den ruhigeren Stücken betroffen gewesen seien. Logisch, möchte ich hinzufügen, da ja gerade bei den ruhigeren Stücken die schiefen Töne viel mehr ins Gewicht fallen.
Es ist nicht das erste Mal, dass wir Fans entsetzt registrieren, dass (ausgerechnet!) unsere heimlichen Favoriten während der Proben tadellose Auftritte liefern und im Wettbewerb an einer schiefen Intonation scheitern. Bestes Beispiel war 2011 der klassisch ausgebildete Sänger Amaury Vassili mit seinem Lied "Sognu".
Das Lied selber dürfte ihn als ausgebildeten Sänger eher unterfordert haben, und dann sang ausgerechnet er fast einen Ganzton tiefer als die Begleitmusik. Der Griff unter die Jacke ab 00:53 weist schließlich daraufhin, dass er mit technischen Problemen zu kämpfen hatte mit dem Ergebnis, dass dieser Fan-Favorit sich mit Platz 15 zufrieden geben musste.
Was war plötzlich mit Ott Lepland los?
Skeptisch waren wir dieses Jahr auch bei Ott Lepland aus Estland, bei dessen gefühlvoller Ballade in Landessprache jedem Hardcore-Fan des Grand Prix d'Eurovision de la Chanson das Herz aufging. Warum sang der sonst so ruhige, gefühlvolle Ott auf einmal so laut und aggressiv, dass wir völlig eingeschüchtert in den Sitzen versanken? Wurde ihm die Begleitmusik zu laut zugespielt?
Ott Lepland hat sich nicht dazu geäußert. Im Gegensatz zu Joan Franka erreichte er trotz oder wegen seines aggressiven Vortrages das Finale und belegte dort einen hervorragenden 6. Platz.
Ich finde es gut, dass die von John de Mol produzierte Joan Franka dieses Problem jedenfalls mal öffentlich ausgesprochen hat. Die anderen werden darauf verzichtet haben, um nicht als schlechte Verlierer dazustehen und die Peinlichkeit dadurch noch zu verschlimmern. Joan lässt in dem Artikel auch durchscheinen, dass sie selber nicht mit ihrer Leistung zufrieden war, sich aber von dieser teilweise auch selbst zugefügten Niederlage nicht entmutigen lassen möchte.
Ob Absicht oder Stümperei, sei dahin gestellt. Ich würde es begrüßen, wenn die Technik sich nach solchen Vorfällen jedenfalls in aller Öffentlichkeit bei den betroffenen Personen entschuldigt. Schließlich können sie bei angehenden Siegerinnen ja auch Wunderwerke vollbringen, z. B. bei Lena Meyer-Landrut oder bei Loreen, deren Proben allesamt kritisch verliefen, die aber dann im Finale an Perfektion, Lockerheit und "Natürlichkeit" sogar die Studioversionen ihrer Stücke übertrafen.
1 Kommentar:
Das Lied von Joana Franke mochte ich von Anfang an nicht, weder das Lied an sich noch die Interpretation. Beim Semi fand ich ihre gesangliche Leistung zwar ausgesprochen schlecht, aber ich hätte nicht angenommen, dass man ihr übel mitgespielt hätte. Für mich bewegte sie sich schlicht innerhalb der schlechten Parameter, die ich bei ihr von vornherein gesehen hatte.
Bei Ott Lepland hatte ich im Semi am Anfang den Eindruck, dass etwas mit der Aussteuerung des Mikros nicht in Ordnung war und er daraufhin improvisierte. Andererseits praktizierte er die gegenüber vorherigen Interpretationen kräftigere Art auch im Finale. Sollte es im Semi durch eine unzureichende Aussteuerung bedingt gewesen sein, so hätte er seine Stimme angepasst, so dass er es ausgleichen konnte.
Loreen nun klang für mich synthetisch, nicht echt, da habe ich meine Zweifel, dass wir sie gesanglich pur erlebten. Auch dass zu sehen ist, wie sie teilweise ihren Mund bewegt, obwohl "ihre" Stimme nicht zu hören ist, erhöht nur meine Zweifel.
Loreen wurde ja schon früh als Siegerin gehandelt. Für mich stand zumindest fest, dass es 2013 in eine finanzkräftiges Land gehen würde. Und, welche Überraschung, es geht in ein finanzkräftiges Land, zudem in das geradezu vorherbestimmte. Allerdings nicht göttlich vorherbestimmt, sondern von Menschenhand generalstabsmäßig vorherbestimmt...
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