Zu den Erneuerungen gehörten:
- Einführung des Telefonvoting
- Verdrängung der europäischen Musikwirtschaft
- Verschuldung durch Zwang zum Größenwahn
- Entprofessionalisierung der Musik
- Diskreditierung europäischer Musiktraditionen
- Abschaffung der Sprachenregelung zugunsten der englischen Sprache
- Länderwettbewerb statt Musikwettbewerb
- Einbindung der Homosexuellen als Alpha-Fans
- Vom Schreibtisch die dazu passenden Narrative
Einführung des Telefonvotings
Mit Einführung des Telefonvotings 1997/98 bestimmt das Publikum das Ergebnis mit, ob seine zahlpflichtigen Telefonanrufe allerdings wirklich zählen, bleibt ein Geheimnis. Es steht zu befürchten, dass der Publikumsgaudi weniger der Mitbestimmung oder Geschmacksabfrage dient, sondern der Verhaltensmessung und Erfolgskontrolle im Informationskrieg. Je fieser die Promotion und Propaganda, desto interessanter die geheim gehaltenen Ergebnisse für die Kontrolleure des Telefonvotings. Und die sind in Deutschland ansässig.
Verdrängung der europäischen Musikwirtschaft
Das US-Label Universal Music übernahm die Veröffentlichung der Kompilation, 20 Jahre später sind fast alle ESC-Teilnehmer bei diesem Label unter Vertrag. Vertragspartner von Universal stellen wiederum die Jury und beeinflussen das Ergebnis. Das wird der Welt allen Ernstes als europäischer Wettbewerb verkauft.
Verschuldung durch Zwang zum Größenwahn
Seit der Jahrtausendwende misst sich Erfolg des ESC ausschließlich an Quantität. Immer mehr Teilnehmerländer erzwingen eine immer aufwändigere Show, dessen Ausrichtung sich kaum noch ein Land leisten kann und will. Das Regelwerk sieht vor, dass der Sieger den Contest im Folgejahr organisieren und übersteigern sollte. Die finanzielle Ausbeutung wird zur „Ehre des Gastgeberlandes“ umgedeutet.
Entprofessionalisierung der Musik
Mit Abschaffung des Live-Orchesters und Einführung des Play-Back als Begleitmusik wurden Musiker und Geld eingespart. Im Neusprech hieß es, dass europäische Musikprofis in Orchestern die moderne Popmusik nicht mehr vermitteln können. Dies war der Startschuss für die Entprofessionalisierung der europäischen Musik und Abhängigkeit aller Musiker von einer kleinen Gruppe Techniker. Es lohnt sich, beim ESC auf den unterschiedlich technischen Sound einzelner Teilnehmer zu achten.
Wie bereits erwähnt, fließen alle Einnahmen aus der ESC-Musik nur in die Kasse eines amerikanischen Labels. Damit ist der ESC für europäische Profis unrentabel, was wiederum die verstärkte Teilnahme unerfahrener Castingsternchen erklärt. Die offizielle Sprachregelung bezeichnet dies als „Feigheit vor dem Wettbewerb“.
Diskreditierung europäischer Musiktraditionen
Der NDR sprach abfällig von „rückständiger Folklore“ (die es beim ESC nie gab), die dem anglo-amerikanischen Pop weichen musste. Dass die USA in ihrer von Europäern finanzierten Promo-Show bislang nicht teilnehmen, wird durch Verkauf amerikanischer Musikstücke an unerfahrene Neulinge (Tantiemen) und Auftritte professioneller US-Musiker außerhalb des Wettbewerbs ausgeglichen.
Abschaffung der Sprachenregelung zugunsten der englischen Sprache
Das passt zwar nicht zur „soldatischen Ehre der Landesrepräsentation“, dennoch geben alle Universalstars vor, ihre 3-Minuten-Botschaft auf englisch vermitteln zu wollen. Es wäre entlarvend, wenn die Briten nach der EU auch aus der Eurovision ausstiegen, denn dann gäbe es kein europäisches Teilnehmerland mehr mit Englisch als Landessprache (außer Australien!)– und alle müssten trotzdem auf englisch trällern.
Länderwettbewerb statt Musikwettbewerb
Die Musikstücke unterscheiden sich heute nur noch durch die Einblendung der Länderflaggen. Statt zur Musik gibt es mittlerweile zum Einsatz von Flaggen ein eigenes Regelwerk. Und wo es Regelwerke gibt, gibt es selbstverständlich Regelbrüche. Obwohl die „Folklore“ und alles spezifisch Europäische verbannt wurden, beschwört man diese Flaggen-Regelbrüche als „Kampf der Kulturen“.
Einbindung der Homosexuellen als Alpha-Fans
Industrie und Militär binden laienhafte Multiplikatoren an sich, welche die klebrigen Eurovisionsmärchen bereitwillig glauben und verbreiten. War der Einsatz schwuler Multiplikatoren zwischen 1997 und 2007 noch von ironischer Distanz geprägt, wird seit 2008 unreflektierte Sexualisierung gepredigt und die Schwulen zelebrieren sich jedes Jahr als infantile Opfer böser Nicht-Nato-Länder.
Vom Schreibtisch die dazu passenden Narrative
Im Zeitraum von 2001 bis 2011 lässt man 8 süd-osteuropäische Länder gewinnen, gleichzeitig beginnen Verleumdungs- und Verteufelungskampagnen, in denen behauptet wird, diese Länder würden nur durch Missbrauch des Telefonvoting (Diaspora-Voting, Blockvoting, Stimmenkäufe) erfolgreich sein. Die Empörung der Westeuropäer war vorprogrammiert – und hält bis heute an. Statt diese Missstände zu beseitigen, beharren EBU, Reference-Group und Fans auf ein Regelwerk mit lächerlichen Verhaltensvorschriften und verteidigen den Telefon-Bluff als „Demokratie“. Das Schweigen der Beschuldigten bleibt vieldeutig.
Gönnerhaft lässt man „böse Diktaturen“ wie Serbien, Russland und Aserbaidschan gewinnen, gleichzeitig beginnen wieder Verleumdungskampagnen, in denen diesen Ländern während der „ehrenvollen Ausrichtung im Folgejahr“ zugleich Missbrauch des ESC für Protz und Selbstbeweihräucherung, Missbrauch westlicher Werte und Schwulenfeindlichkeit vorgeworfen wird.
2016 lässt man die Ukraine mit einem Song gewinnen, der zu Russland auf Konfrontation geht und den Westen in Geiselhaft nimmt. Wozu?
Teil 4: Musik und Militär – Konfektionierte Profile von Stars und Publikum wirken wie psychologische Kriegsführung
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