Donnerstag, 12. Mai 2016

Gedanken und Fragen zum Eklat um Flagge Bergkarabach beim Eurovision Song Contest 2016

Beim 1. Semifinale am Dienstag dem 10.05.2016 kam es zu einem Eklat: Beim Schnelldurchlauf winkte die für Armenien antretende Hamburgerin Iveta Mukuchyan mit der Flagge von Bergkarabach besinnungslos lachend in die Kamera. 

Auch die schwedischen Ausrichter erzeugen durch eine niveaulose Vorstellung von guter Unterhaltung für Verärgerung. Sie thematisierten im Pausenact wie auch bei der Moderation die Flüchtlingskrise, um dem Publikum damit nach eigener Aussage „eine Freude zu bereiten“. Die NZZ stellt zurecht fest: „Ein etwas unbedarfter Umgang mit einem komplexen politischen Problem, gewissermassen auf der Ebene eines Schlagertexts. Es gäbe durchaus Wege, Kontroversen wie derjenigen des Fahnenstreits zuvorzukommen.“ 

Irgendwie sind die Organisatoren ja zuvorgekommen. Wenige Tage vorher hatte die EBU (angeblich ungewollt) eine Liste der verbotenen Flaggen veröffentlicht. Die armenische Delegation hat diese Liste offensichtlich als Inspiration und Aufforderung verstanden. Oder etwa nicht? Wie ich schon im Text Russland gegen den Rest der Welt vorschlug: Warum verbietet man nicht einfach alle Flaggen? 

Den Bock zum Gärtner gemacht 
Da politische Statements und Lieder auf der ESC-Bühne verboten sind, hat die EBU für den Regelbruch der armenischen Delegation ordnungsgemäß eine Strafe angedroht, sollte es zu einer Wiederholung kommen. Wieso muss man sich eigentlich stets mit dem Blabla der EBU begnügen? Macht man damit nicht den Bock zum Gärtner? 

Unsichtbar wird der Wahnsinn, wenn er genügend große Ausmaße angenommen hat 
Die armenische Presse verweist stolz darauf, das Iveta Mukuchyan im Social Media verteidigt wird. Von wem, bitteschön, verteidigt? Schon beim ESC sind 99% der Protagonisten politische Laien, die Gruppe dieser unwissenden Laien soll durch Zuwachs x-beliebiger Facebook-User erweitert werden, um aus der Summe fehlgeleiteter Annahmen die reine Wahrheit abzuleiten? Damit führt Armenien vor, was ich seit 20 Jahren beklage: 

Der ESC ist eine Paradebühne für die Entprofessionalisierung der Politik 
Während Berufsgruppen, die professionell mit Politik zu tun haben (Politologen, Soziologen, Historiker, investigative Journalisten) Themen des Mainstreams und der Spaßgesellschaft arrogant meiden, ist das Publikum den krudesten Strategien schutzlos ausgeliefert. Gleiches gilt offensichtlich für die geltungssüchtigen und ungebildeten Promis, seien sie nun Sänger oder Moderatoren - oder Online-Journalisten.

Beispiel T-Online: „Nun steht die Frage im Raum, ob und wie die EBU (Europäische Runkfunkunion) das armenische Verhalten sanktionieren soll, um eine Reaktion des verfeindeten Aserbaidschans in der Show am Samstag zu verhindern.“ Interessant, dass mit aller Selbstverständlichkeit eine „Reaktion“ der Aserbaidschaner thematisiert wird. Warum sie? 

Fakt ist, dass es um das Gebiet Karabach einen jahrzehntelangen Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien gibt. Nächste Woche werden sich wieder beide Präsidenten zu Gesprächen in Wien treffen. Hoffentlich. 

Fakt ist, dass die deutsche Sängerin die ESC-Bühne missbraucht hat, um als Berufs-Armenierin mit der Flagge von Karabach eindeutig Position zu beziehen. Als industriell produzierter Castingstar aus Hamburg dürfte sie allerdings kaum legitimiert sein, sich in die diplomatischen Beziehungen beider Länder einzumischen. 

Frage: Wäre nicht der armenische Präsident in der Pflicht
  • die armenische ESC-Delegation noch vor dem Finale zurück zu pfeifen, 
  • die Verträge der Teilnehmerin zu überprüfen 
  • und alle an ihrer Eurovisions-Vermarktung beteiligten Personen und Unternehmen zu verklagen?
Begründung: Sie untergraben die politische Arbeit unserer Regierungen und sind eine Gefährdung für den Frieden.


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