Freitag, 6. Mai 2011

Frauenpower aus Slowenien beim ESC – Maja Keuc

Neben Weissrussland und Albanien (ferner auch Zypern und Griechenland) lässt auch der slowenische Beitrag gerade noch die Herkunft erahnen. Im Gegensatz zum albanischen Stück, das den Hörer auf Abstand hält, fühle ich mich von der slowenischen Power-Ballade in den Bann gezogen. Das liegt vor allem an der wunderschönen Background-Musik vom Komponisten Matjaz Vlasic mit der nuancierten Instrumentierung und entfernten Anklängen an Zigeunermusik.

Mir gefällt die
Karaoke-Version fast noch besser. Vielleicht gibt es ja die/den eine/n oder andere/n mit starker Folk-Stimme, die/der eine eigene Version zu diesem Lied ins Netz stellt? Ich würde mich darüber freuen.

Im Grunde kann die Karaoke-Version sogar als das Original betrachtet werden. Hierzu die ESC-Interpretin Maja Keuc (Homepage mit Video zur 1. Probe und Pressekonferenz):

“First was only an instrumental background. I was adding a vocal melody, Mr. Vlasic and his wife were writing the lyrics and Mr. Grabner arranged the whole song. After that we try to do some improvements, but it was not so easy because the music was already expressed something that cannot be put into words and cannot remain silent.”


Mit ihrer Interpretation dieses slowenischen Liedes “Vanilija“ gewann sie eindeutig die slowenische Vorentscheidung, im Vergleich zur etwas geglätteten, englischen ESC-Version „No One“ klingt die slowenische Version insgesamt wilder:






Maja begründet ihre Entscheidung, ihr Lied in Englisch vorzutragen, ausschließlich musikalisch. Es falle ihr leichter, Melodien und Töne in englischer Sprache zu artikulieren. Das glaube ich ihr. Maja fühlt sich nämlich am meisten zur Soul- und Funkmusic hingezogen, was man hört, aber was für meinen Geschmack nicht 100%-ig zu dieser Ballade passt. Obwohl sie fantastisch singt, geht mir R & B- und Neo-Soul-Gesang, der vor allem in Casting-Shows bevorzugt kopiert wird, mit seinen lauten Passagen und immergleichen Verzierungen langsam auf die Nerven. Und dabei böte gerade der Song Contest mit seiner langjährigen Geschichte und seinen starken Sängerinnen - von Frida Boccara (1969) bis zu Marija Serifovic (2007) - viele Vorbilder für europäische populäre Gesangskunst. Mit europäischen Vorbildern würde es dann auch mit der slovenischen Sprache wieder besser klappen.


Maja Keuc ist dieses Jahr mit ihren 19 Jahren die jüngste Sängerin. In Interviews und in Pressekonferenzen macht sie allerdings mit ihren oft unkonventionellen, pragmatischen Antworten einen sehr selbstbewussten, sicheren und humorvollen Eindruck. Auf die Frage eines Bewunderers, woher ihre gute Stimme käme, antwortete sie: „Von meiner Lunge.“ Auf die Frage nach der politischen Dimension des Contestes, auf die fast alle Teilnehmer ausweichende Antworten geben, antwortete Maja: „It can bet rue, that the contest is a political event. […] I think that competition in artistic sphere is like an illusion. Everyone sees different things and appreciate different features. But I am not against competitions, because there is a lot of fun and sometimes we need a little bit more adrenalin in our life.”


Maja Keuc verabschiedet sich in ihrem Lied "No One" von falschen Freunden, die einen zunächst völlig vereinnahmen, dennoch nie zufrieden sind und im Grunde nicht bieten, was sie versprachen. Ich frage mich heimlich, ob sich darin nicht auch eine kleine politische Spitze des Balkans verbirgt…


I’m not made of stone

I’m gonna stand on my own

Not gonna break me down

No one will stop me now.


No one will stop me now... Ja, das wird man ihr nach der Power-Vorstellung wohl abkaufen. Unterstützt wird sie in Düsseldorf von den Background-Sängerinnen Katja Koren, Sandra Feketija, Martina Majerle und Ana Bezjak. Für diese Sängerinnen ist die ESC-Bühne nicht neu, alle haben schon als Backgroundsängerinnen teilgenommen.


Hintergrundinformationen: esckaz.com
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2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hätte maja das Lied auf slowenisch gesungen hätte niemand es nachempfinden und verstehen können.

Politisch ist Slowenien einer der kooperativsten Staaten der EU. Das Lied hat keine politische Botschaft.

Anonym hat gesagt…

Hätte maja das Lied auf slowenisch gesungen hätte niemand es nachempfinden und verstehen können.

Politisch ist Slowenien einer der kooperativsten Staaten der EU. Das Lied hat keine politische Botschaft.