Das Eurovisonspanel hat die Teilnehmer für die deutsche Vorentscheidung ermittelt. Die 6 richtigen aus (angeblich) 4000 möglichen Kandidaten sind: Ivy Quanioo, Michael Schulte und Natia Todua als ehemalige Voice-Of-Teilnehmer gegen Ryk, voXXclub und Xavier Darcy.
Rechtfertigt diese Teilnehmerliste den Riesenaufwand und Einbindung von Datenanalysefirmen?
Es steht zu befürchten, dass bei der deutschen Vorentscheidung alles bleibt wie es ist und dass das gepriesene Data-Mining im Militainment des Eurovision Song Contest andere Ziele verfolgt als vorgegeben. Unterhaltungswert hat das Verfahren für Beobachter bislang nicht. Was die Interpreten betrifft, sind die Reaktionen der Presse verhalten: „Man nehme unbekannte, uncharismatische Künstler und gebe ihnen ein belangloses Liedchen ohne Wiedererkennungswert. Ergibt: Einen Platz im Tabellenkeller.“ Diese Rechnung könnte auch beim Eurovision Song Contest in Lissabon wieder aufgehen.“
Das matcht alles ganz gut
Vorläufiges Fazit von Thomas Schreiber (NDR) aus dem Prinz-Blog vom 23.12.2017: „Anregend, anstrengend, angenehm, Horizont-erweiternd. Wir sind gespannt auf alles, was kommt. Es war gut und sinnvoll, die Road Show zu machen; unser Team aus digame mobile, Simon-Kucher & Partners, unsere Produktionskollegen von Kimmig Entertainment und Lodge of Levity mit den Kollegen von Studio Berlin, dazu die Coaches wie Wolfgang Dalheimer, Jeff Cascaro und Nici Grandison, unser NDR-Team mit Christoph Pellander als neuem Head of Delegation – das „matcht“ alles sehr gut, wie man heute sagt, trotz des engen Zeitplans.“
Algorithmen sind in Code gegossene Vorurteile
Um das Voice-Of-Publikum aufzuspüren und sie für die deutsche VE abzugreifen benötigt man also ausgefeilte Algorithmen einer Datenanalysefirma? Oder geht es doch um Verhaltenssteuerung? Man speise die Versuchskaninchen so intensiv mit aufgewärmter Fast-Food-Kost, bis sie das US-kopierte Gejaule für Kaviar halten? Ich kann mich nur wiederholen: Wo sind in dieser Auswahl eines öffentlich-rechtlichen Senders denn endlich mal die Refugees aus dem arabischen Raum, die mit ihrer Musik- und Sprachtradition uns bereichern und unseren kulturellen Wettstreit anfeuern? Sie sollen doch mit uns auf unseren Sofas sitzen, von unserem Bierchen trinken, aus unserer Chiptüte essen, mit uns im Koran lesen, aber dann ausgerechnet auf ihre eigene Popularkultur verzichten?
Stattdessen geht das Recycling der Castingsstars in die nächste Runde
2 Frauen, Ivy Quanioo und Natia Todua, sind als Siegerinnen aus Voice-Of-Germany hervorgegangen. Eine von ihnen hat als Au-Pair-Mädchen aus Georgien erst vor 2 Wochen gewonnen, was den Einsatz des Fan-Panels etwas in Frage stellt, da dieses 100-köpfige Panel doch schon seit Wochen hört, sortiert und bewertet… Sollte eine der beiden Frauen dann auch noch „zufälligerweise und überraschend“ gewinnen, „dann matcht das wirklich alles sehr gut“.
Allerdings kann ich nur bei den beiden Frauen die Teilnahme an diesem Pseudo-Wettbewerb nachvollziehen, denn ihre Profile hängen einzig und allein von aufgeblasener PR ab, in der Musik, Glaubwürdigkeit, Leistung, Selbstbestimmung, Berufsethos etc. nicht die geringste Rolle spielen. Im Gegenteil: Wer das alles überzeugend zur Disposition stellt erntet Erfolg und garantiert den Füllstoff für die deutsche Qualitätspresse (Daniel Küblböck, Menderes Bagci, Lena etc.).
Die Band mit der größten Fangemeinde sind voXXclub
Ich befürchte, ihre Funktion ist es, dem deutschen Publikum deutsche Alibi-Musik für die deutsche VE zu bieten. Denn bekannte Acts haben bei dieser Veranstaltung genauso wenig Chancen wie Profis, wie die Beispiele Avantasia, Die Mönche, Der Graf, Santiano, LaBrassBanda u. a. aus früheren Jahren belegen.
Was hat Ryk mit schwulem Schweden-Pop à la ABBA zu tun?
Mir ist Rick Jurthe in der Formation Foxos im Sommer 2016 auf Radio Fritz angenehm aufgefallen, aber mit dem ESC hätte ich ihn niemals in Verbindung gebracht. Deswegen kann ich seine Teilnahme überhaupt nicht nachvollziehen. Ist er selber auf die Idee gekommen oder hat ihm jemand den Floh ins Ohr gesetzt?
Unverständlich ist mir auch die Begeisterung im Prinz Blog für diesen Sänger, denn Musiker seines Schlages fielen und fallen in der schwulen ESC-Community bislang total durch. Ich gönne ihm das Beste, aber hoffentlich kalkuliert er mit ein, dass studierte Musiker und Profi-Musiker beim ESC regelmäßg– pardon – natürlich rein zufällig gegen die Wand gefahren werden. Begründung:
Es kommt alles nur auf den Song an
Plagiatsvorwürfe mit inbegriffen.
Diese Phrase ist allerdings eine Beleidigung der mit großem Aufwand ermittelten „einzigartigen Profile“ der Kandidaten und der „kulturellen Hochleistung“ einer dafür unverzichtbaren Abstimmungsmarathon-Kindergartenveranstaltung. Da hat wohl die Logik der Mathematik versagt.
Früher sichteten Musikredakteure die Songs, heute irgendeine Gruppe. Arbeitet man beim Öffentlich-Rechtlichen jetzt auch am Crowdsourcing? Auf dass zukünftig nicht nur die Journalisten, sondern auch die Redakteure durch anonyme, schlecht bezahlte oder gar nicht bezahlte Gruppen ersetzt werden?
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