Sonntag, 8. März 2015

USFÖ - same procedure as every year

Konzept, Ablauf, Protagonisten, Ergebnis mit Abzocke und „Überraschungssieger“ wie jedes Jahr. Also erlaube auch ich mir mich zu wiederholen: 

Wozu sich anstrengen? Solange sich der NDR einen Startplatz im Finale KAUFEN kann? Das wird zwar als Großzügigkeit kommuniziert, im Grunde bezahlt der Gebühren- und Steuerzahler, dass der NDR die deutsche Misere der Popszene befestigt und auf Europa überträgt. Was dem Telefonvoter als Wettbewerb verkauft wurde war auch diesmal im Grunde wieder ein
 
Universal Music gegen Universal Music gegen Universal Music...
Die Show lieferte ein weiteres Mal den Beweis, dass die Diktatur der Mayor Label und der Rankings einen krankhaften Konformismus erzeugt und das Gesamtniveau nach unten drückt. Das Siegerlied ist wieder die übliche Anbiederei an abgedroschene US-Stile und Ann Sophie sieht aus wie Lena Meyer-Landrut. Die werden offensichtlich geklont.


Wo es keine Konkurrenz gibt, gibt es auch keine Kontrollen mehr
Da kann man die Teilnehmer beliebig austauschen, egal ob vor oder nach der Abstimmung. Und das wurde dann auch gemacht. Ob sich ein Andreas Kümmert mit einem anderen Label wohl so einfach die Butter hätte vom Brot nehmen lassen dürfen? Hätte er beispielsweise ein Lied von Ralph Siegel gesungen, hätte jedenfalls ein Profi zu Recht darauf hingewiesen, dass der ESC ein Songwettbewerb und kein Interpretenwettbewerb ist, auf den Sieg seines Liedes bestanden, Kümmert gut zugeredet oder ggf. einen anderen Interpreten gesucht. Ralph Siegel ist bislang auch der einzige, der die Telefonabzocke bei dieser ARD-Show kritisiert.


Da es gar keinen Wettbewerb gab, konnte die unbefugte Moderatorin Schöneberger kurzerhand veranlassen, die Teilnehmer auszutauschen. Ich teile die Zweifel der Schweizer Nachrichten: „Im ganzen Tohuwabohu übergab [Barbara Schöneberger] ihm ein wenig zu schnell das Mikrofon, um seinen Verzicht zu verkünden. […] War das ganze etwa inszeniert und vorher gar abgesprochen? […] Spontan und ohne lange zu zögern wurde der Entscheid gefällt, dass die eigentlich Zweitplatzierte im Mai nach Wien fahren wird.“

Deutsche Leidkultur
Andreas Kümmert hat mit angeblich 78,7 % der Stimmen gewonnen und dann seinen Sieg seiner Konkurrentin überlassen, für die nur 21,3 % angerufen haben. Anstatt dies angemessen zu begründen spricht er von psychischer Überforderung und Unwürdigkeit und beschämt sich und das Publikum, das für ihn gevotet hat.


Und dabei sieht ausgerechnet er mal nicht aus wie ein Klon. Aus der Tatsache, dass sich die ahnungslosen Musiker mit auffallend schwachen Liedern in dieses Business begeben, schließe ich, dass sie schlecht beraten, wenn nicht sogar unterschwellig gezwungen werden. Vielleicht war Kümmerts Erfolg zwar einkalkuliert, sollte aber nicht konsequent umgesetzt werden. 

Machen wir uns nichts vor: Er hat sich wie viele andere in Deutschland eben nicht in die richtige Wiege gelegt, kann nicht auf anglo-amerikanische Herkunft oder Verwandte im Kanzleramt verweisen, und darf deswegen nicht die geringste Unterstützung erwarten. Siggi Schullers (Universal) Rat an Kümmert in der Berliner Zeitung bringt die Rangordnung auf den Punkt: „Geh zwei Wochen in den Wald und schreib neue Songs.“

Die deutschen Eurovisionssieger sind schon seit Jahren nur noch ein Fall für den Verbraucherschutz
Aber auch der Verbraucherschutz scheint in den Gremien des Öffentlich-Rechtlichen keine Stimme mehr zu haben. Dass das Publikum um seine Telefongebühren geprellt wurde, ist egal, Hauptsache die Konzerne haben sich wieder untereinander bedient. Auch von den Medien ist keine Unterstützung zu erwarten. Berechtigte Kritik wird in der Berliner Zeitung wie folgt verzerrt: „Noch gibt es niemanden, der [den Betrogenen] widersprechen mag, offenbar ist ein solch spektakulärer Ausgang beim Wettbewerb – weder national noch international – überhaupt vorgesehen. Auch aus der inzwischen 60-jährigen Festivalgeschichte ist kein vergleichbarer Vorfall bekannt geworden, also nichts, woran man sich orientieren könnte.“ 


Nichts, woran man sich orientieren könnte…? Wirklich nicht? Wie wäre es mit Fairness, Gerechtigkeit, Wettbewerb, Wahlen, Vielfalt, Transparenz...?


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