Nahmen 2010 und 2009 noch 43 Länder am Eurovision Song Contest teil, kommt man bislang nicht mal auf 30 Anmeldungen.
Immer mehr Länder steigen aus, zur Begründung wird auf Geldknappheit und allgemeine Finanzkrise verwiesen. Die Türkei ist verärgert, sie moniert einen Betrug am Publikum seit den in 2013 veränderten Abstimmungsmodalitäten.
Ich frage mich seit
Jahren, welcher Zwang oder welche Verlockung dahinter stecken, dass sich
gerade ärmere Länder einer Show ausliefern, die ihnen nur Kosten
verursacht, in der sie nicht die geringste Chance auf Erfolg haben (oder aus
Kostengründen vielleicht gar nicht haben wollen) und in der sie sich regelmäßig
irgendwelchen Brüskierungen ausliefern. Wenn einige von ihnen jetzt
aussteigen, erscheint mir das wesentlich nachvollziehbarer.
Ums Geld wird beim Eurovision Song Contest immer noch ein großes Geheimnis gemacht, klar ist, dass es hier um Riesensummen geht. Jedes Land muss eine nicht unerhebliche Teilnahmegebühr entrichten, um überhaupt mitmachen zu „dürfen“. Hinzu kommen die Ausgaben für das Lied, Anfahrt und Unterbringung der Delegation usw. Einen noch höheren Betrag zahlen die sog. Big-5-Länder Frankreich, Spanien, Großbritannien, Italien und Deutschland, die damit allerdings den Wettbewerb umgehen und sich auf diese Weise die Finalplätze kaufen. Einen sicheren Startplatz im Finale hat auch das austragende Land (Vorjahressieger), denn deren Rundfunkanstalt muss durch die Ausrichtung der Show am tiefsten in die Tasche greifen.
Auch wenn diese Finanzierung sehr geordnet klingt ist unschwer zu erkennen, dass das Geld die Fairness des Wettbewerbs untergräbt, praktiziert vor allem von Ländern, die aus ihrer finanziellen Überlegenheit auch noch das Recht
ableiten, zugleich als Hüter der Moral und Gerechtigkeit aufzutreten. Ich kann nicht nachvollziehen, dass weder Presse noch Fanclubs diesen
Widerspruch hinterfragen. Als wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft vor jedem Spiel mit 3 Toren Vorsprung antreten würde... Stattdessen versuchen Fans gerne, süd- und osteuropäischen Ländern Bestechungsaffairen anzuhängen.
Hinzu kommt eine Strenge der Regeln schon bei den nationalen Vorentscheidungen, deren Verletzung von der EBU auch wieder mit hohen Geldbußen belegt wird. Hier passen die Fans der reicheren Länder dann auf wie die Schießhunde, wodurch so manches Land - vor allem in Osteuropa – monatelang in die Negativschlagzeilen gerät. Trifft es zufällig mal Deutschland (vorzeitige Veröffentlichung der Beiträge in 2013 war regelwidrig), werden stillschweigend die Gesetze gelockert.
Offensichtlich haben also alle Länder die gleichen Verpflichtungen aber nicht die gleichen Rechte, was mir als Deutsche vor Fans anderer Länder langsam peinlich wird. Diese Ungleichheit beeinträchtigt die Kommunikation negativ.
Dass Größe immer Ausdruck von Macht und Erfolg ist, ist unter Männern ausgemachte Sache. Schlimm also, wenn ihr Ding schrumpft. Hierfür müssen jetzt die Organisatoren eine Begründung finden, damit sie nicht ihr Gesicht verlieren. Ich gehe mal davon aus, dass die deutsche Presse über "vernünftige Sparmaßnahmen" schreiben, über „beleidigte Türken“ berichten, sich das Maul über Länder zerreißen wird, die sowieso nicht mit Geld umgehen können. Und bestimmt werden Fans und Presse wieder über Diktaturen Bescheid wissen (Russland, Aserbaidschan, Weissrussland), um die man schon immer einen Bogen hätte machen sollen... während man
gleichzeitig mit den - man höre und staune - Chinesen (lupenreine Demokratie) um die Übertragungsrechte feilscht.
Fakt ist, dass bei weiterem Schrumpfen der Teilnehmerzahl ein weltweit medienwirksames Symbol europäischer Zusammengehörigkeit zerbröckelt. Ignoranz kann nicht darüber hinweg täuschen, dass damit auch das hegemoniale Selbstverständnis der Westeuropäer ins Wanken gerät, indem ihnen nämlich die Prellböcke abhanden kommen...
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Dienstag, 8. Oktober 2013
Der Eurovision Song Contest schrumpft
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