Mittwoch, 17. Februar 2010

USFO: „Deine schiefen Töne…

… führe ich auf deine Interpretation zurück“ oder „Gott sei dank kennt keiner deine Vorlage, denn das Lied war nicht mehr wieder zu erkennen“. (S. Raab sinngemäß in der Sendung v. 16.02.09)

Prinzipiell schließe ich mich der wohlwollenden Haltung der Frankfurter Rundschau vom 17.02.10 an:
„Die Sänger haben einen eigenen musikalischen Willen, ein individuelles Styling. […] Die 18-jährige Abiturientin Lena Meyer-Landrut trug großartig verkünstelt den Song "Diamond Dave" von The Bird And The Bee vor, wobei sie nicht bloß sang, sondern kiekste, hauchte, hechelte, quietschte. Ein schräg verhuschter Auftritt, weit weg vom Mainstream.“
Solche Urteile mögen unser positives Grundgefühl gegenüber einer gut gemeinten Sendung verstärken, werden aber auf internationaler Bühne niemanden beeindrucken.

Kieksen, hauchen, hecheln, quietschten, schiefe Töne, lässige Haltung
und Straßenkleidung kann man mit Eigensinn schön reden, aber fehlende Atemtechnik und Kondition z. B. nicht.
Ich wette, dass keiner der Kandidaten vom 16.02.10 ein 4-strophiges Lied fehlerfrei – ohne eigene Interpretation! - durchhält, wie es jeder dörfliche Kirchenchor verlangt. Bereits nach 30 Sekunden wenden sie ihren Blick von der Kamera, drehen sich zur Seite oder krümmen sich. Beim Wiederaufrichten wird Luft geholt, um dann den nächsten Ton anzupeilen, der dann doch nicht getroffen wird (Christian). Es wird um Luft und Töne gerungen, wenn gar nichts mehr geht, wird der Text einfach zu Ende "gesprochen" (Lena). Über diese Schwächen können auch kleine Pferdchensprünge und böse Blicke von der Seite nicht hinwegtäuschen usw. usw. usw.

Ich frage mich, ob die Macher und Kandidaten von USFO überhaupt wissen, auf was sie sich da einlassen. Auf einer internationalen Bühne, wo selbst noch einem Profi wie Malena Ernman während der 3 Minuten beim Part „natürlicher Gesang“ die Stimme wegkickt, werden unsere total „unverbrauchten“ Kandidaten nach der ersten – wahrscheinlich überflüssigen - Probe (ist ja ohnehin alles Interpretation, Eigensinn) mit ihrer naiven Haltung Verachtung auf sich ziehen.


Hier nur mal zur Erinnerung ein internationaler Maßstab für „musikalischen Willen und individuelles Styling abseits vom Mainstream":





Überhaupt sind die Kandidaten für meinen Geschmack ihrem Typ entsprechend falsch gecastet. Christian, der kumpelhafte Wuschel-Typ von nebenan, taugt eher für einen Auftritt mit Band. Aber für einen Solisten beim Hochglanz-Grand-Prix braucht man gerade als Mann jede Menge Schneid, und das hat kaum einer der Kandidaten. Und der „unverbrauchte“, fast ängstliche Blick der meisten Sängerinnen soll ein Millionenpublikum überzeugen? Nichts gegen Live-Orchester, aber bei der dritten Sendung hätte ich mir und den Kandidaten einen anderen Sound gewünscht, schließlich bleibt ihnen für den ESC nicht mehr viel Zeit zum Üben.

"Dieser Hang zum Konsens lässt die Show recht zäh werden -
zumal sich die Zuschauer bei Pro-Sieben durch viele Werbepausen quälen müssen. [...] Manchmal erschlafft der Spannungsbogen bei "Unser Star für Oslo" und alle labern plötzlich ein bisschen zu viel." (FR) Da hat man offensichtlich die falschen Prioritäten gesetzt. Dieses wochenlange Ringelpiez mit Anfassen führt zu nichts.
Es wäre meiner Meinung nach klüger, auf einen Teil der noch ausstehenden Shows zu verzichten, ein/e oder mehrere Kandidaten und das Lied festzulegen, damit es ordentlich eingeübt und den Möglichkeiten – pardon: dem Eigensinn - der Kandidaten/innen entsprechend optimiert und angepasst werden kann.

Ich fühlte mich jedesmal erleichtert, wenn die Werbepausen mit stupider, eingängiger aber flotter Musik, schrilleren Farben und schnelleren Schnitten einsetzten. Selbst Werbespots erscheinen mir bodenständiger und realistischer als diese Sendung. Sollte USFO weiterhin mit angezogener Handbremse fahren, werde ich mich auf den Weg zu anderen Sendern und Ländern machen:

Goodbye, und was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht?


2 Kommentare:

schwul-und-liberal hat gesagt…

Na willste etwa DSDS gucken?

Wie haben nunmal in Deutschland, dem Land der "spätrömischen Dekadenz" (Vizekonsul, äh Vizekanzler) keine Jungtalente vom Format eines Boaz Mauda oder einer Alexander Rybak oder einer Jade Ewen.

Anonym hat gesagt…

Also egal was Raab da veranstaltet mit dem Gewinner /der Gewinnerin, besser als "kiss kiss bang bang" wird es allemal. Raab hat ein gutes Auge für musikalisches Talent das sich eben nich am gerade angesagten Pop-Stil orientiert und mit gleichgeschalteter Standartmusik wird man beim ESC sicher nichts.
Das Raab weis was er macht hat er mit seine bisherigen Erfolgen bewiesen und lieber mit Raab und Humor auf Platz 7 als ein erneutes Siegel-Desaster.

Und übrigens wenn die Werbepausen solch eine Erlösung waren gibts da noch nen Tip von mir, es gibt da so einen Knopf, bei den meisten Fernsehern steht sowas wie Power dran, einfach mal drauf drücken und ein gutes buch zur hand nehmen. Alternativ es gibt irgenwo im digitalfernsehen son sender der nur Klingeltonwerbung macht, vieleicht wäre das ja ne ernstzunehmende alternative, ich kann leider nicht den Sendeplatz beisteuern da ich ihn gleich woeder gelöscht habe nach dem mein Fernseher ihn gefunden hat.