Freitag, 8. März 2019

NDR führt seinen Eurovisions-Schlachtplan ad absurdum zugunsten „Frauenemanzipation“

Wäre der ESC wie Krieg, könnte man dem NDR das Unterminieren der eigenen Strategie und Bekämpfung der Interessen der Bevölkerung attestieren. Taktik? Inkompetenz? Ohnmacht? 

Mit Einbindung einer Datenanalysefirma, Data-Mining, Voting-Panel aus 100 zuvor gecasteten Fans, Beteiligung ausländischer Experten sowie Telefonvoting will der NDR beim Thema ESC Rationalität, Glaubwürdigkeit und Gerechtigkeit demonstrieren. Zusätzlich zur Zusammenarbeit mit der Musikindustrie soll intern ein Singer-Song-Writer-Camp Qualität garantieren. Wer nach diesem Eurovisions-Schlachtplan immer noch Befähigung der Interpreten, Güte der Lieder und das Voting-Ergebnis anzweifelt, darf offiziell als Verschwörungstheoretiker diskreditiert werden. 

Was verbirgt sich hinter Vielfalt und Mitbestimmung? 
Bis auf eine winzige Ausnahme der Interpretin „Lilly Among Clouds“ waren bei der Vorentscheidung am 22.02.2019 Lieder und Interpreten wieder kaum voneinander zu unterscheiden. Daraus folgt: Je mehr der Veranstalter den Fokus auf ausgefeilte Konzepte und Abstimmungsmodalitäten lenkt, desto monotoner sein Angebot und enger der Korridor des erlaubten Geschmackes. Dadurch wird der überstrapazierte Begriff der Vielfalt zur Worthülse und die Abstimmung zur Farce. 

Bezüglich der Abstimmungsfarce schoss gleich zu Beginn der Show der langjährige Kommentator Peter Urban den Bock ab. Er berichtet von seinem Traum in der Nacht zuvor, aus dem er kurz vor der Verkündung „der Sieger“ erwachte. Also nicht des Siegers oder der Siegerin. Freud‘sche Fehlleistung oder Absicht? 

Anspruch der Unterhaltung wird untergraben 
In vielen Rundfunkanstalten wird für den ESC intern über Lied und Interpreten entschieden. Genauso läuft es beim NDR, nur dass er dies mit großem Täuschungsmanöver zu vertuschen versucht. Würde das Täuschungsmanöver in einer guten Show versteckt werden, wäre es ok. Wenn aber bei jeder Vorentscheidung aufgebaute Erwartungen, Alltagserfahrung und Gerechtigkeitsempfinden irritiert werden, darf man Absicht vermuten. Diesjährige Beispiele: 

Von insgesamt 8 Kandidaten wurden 6 durch ein Trainee-Programm geschleust, als ginge es darum, bei der nächsten PISA-Studie eine Top-Position zu erlangen. Nur ausgerechnet die zwei, die am Ende gewinnen sollten, blieb diese Prozedur erspart. Und dann krönte man diese Nach-Nominierung auch noch mit dem besten Startplatz. 

Monatelang fühlt man jungen Bewerbern auf den Zahn, um dann kurz vor Schluss ad hoc 2 sich unbekannte Frauen zu einem Duo mit Namen „S!sters“ zu engagieren. 

Wochenlang ringen die Bewerber um Ideen und kreative Arrangements für Songs, um dann von einem Duo "S!sters" mit dem Lied „Sisters“ geschlagen zu werden. 

Monatelang wirbt man für ein Singer-Songwriter-Camp, um dann zur Deadline ein Lied aus der Schweiz einzukaufen, obwohl es musikalisch nicht besser ist als das übrige Angebot.  Das Lied „Sisters“ wurde zuvor dem für den ESC zuständigen Schweizer Rundfunk angeboten, der das Lied ablehnte und sich stattdessen für ein viel eingängigeres Lied entschied.  

Mangelndes Ehrgefühl, Boshaftigkeit oder Druck? 
Es ist grotesk, wie der NDR urplötzlich Schlachtplan, Promo-Arbeit, Experten, Trainingsprogramm, die 6 mühselig ausgewählten und gecoachten Interpreten und Liedwahl über Bord wirft, als handele es sich beim nachnominierten Song „Sisters“ um einen Gassenhauer. Mit dem unüberprüfbaren Voting, das allen Ernstes als „Demokratie“ verkauft wird, wird den gutgläubigen Gebührenzahlern mal wieder vorgegaukelt, die Mehrheit wolle das alles so. 

Dass der groteske Sinneswandel einige Tage später vor dem Portal Rolling Stone doch noch vom NDR gerechtfertigt wird, lässt zumindest auf Unsicherheit oder Scham schließen.  

Erst einige Tage später stellt sich Restverstand ein 
Vielleicht um das öffentliche Desinteresse an diesem „Gassenhauer“ zu vertuschen, kündigte der NDR am 01.03.2019 an, dass die Damen sich aus dem Social Media zurückziehen, um sich nicht verunsichern zu lassen. Reaktion eines Users: „Wenn man in aktuellen Umfragen bzw. bei etlichen Buchmachern auf Platz 21 liegt würde ich das auch tun, um mich nicht verunsichern zu lassen.“ 

Ablenkungsmanöver „Emanzipation“ passt zum Militainment der „Guten“ 
Das wäre die einzige Erklärung für die diesjährige Groteske und würde dem NDR – wie schon im Fall Xavier Naidoo – Ohnmacht bescheinigen. 

Als die „Guten“ müssen wir mit trivialem Eurovisions-Geträller simulieren, den Belangen von Frauen großes Gewicht beizumessen, obwohl in der konkreten Umsetzung das genaue Gegenteil stattfindet: 

Wenn 2 ahnungslose und unbedeutende Sängerinnen von Männern und Musikindustrie mit Floskeln wie „großartige Ehre der Repräsentation des Landes“ für ein nationales und internationales Gegeneinander angelockt werden, wenn Mann ihnen Duo-Partnerin, Lied, Performance, Kleidung und Medienkontakt vorschreibt, hat das nichts mit Emanzipation zu tun, sondern mit Etikettenschwindel, Infantilisierung, Ausbeutung, Fremdbestimmung und Publikumsverarsche.



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