Sonntag, 23. Dezember 2018

Albanien wird beim ESC in Tel Aviv gegen den Migrationspakt singen

Vom 20. bis zum 22. Dezember 2018 fand in Tirana wieder das legendäre Festivali i Kenges statt. Seitdem der Sieger dieses Festivals Albanien beim ESC vertritt, ist die Show nicht nur in Albanien, sondern in ganz Europa zur Kultsendung gediehen. Das Festivali i Kenges eröffnet jedes Jahr zur Weihnachtszeit die Eurovisions-Saison. 

Die diesjährige Siegerin ist Jonida Maliqi mit ihrer eindringlichen Bitte „Ktheju tokes“ (deutsch: Geh‘ zurück in dein Land). Stimmgewaltig weist sie auf die Folgen der Migration hin: 


„One day you live, the next you die, 
How much nostalgy, how little the hope, 
Alone, no identity.“ 

In einem Interview mit Wiwibloggs schildert sie, dass sie wie fast jeder Albaner von Migration betroffen ist und darin nicht viel Gutes erkennen kann. So heisst es weiter im Song: 

„Return to your land, you left a heart behind, 
You know there a heart awaits for you.“ 

Man darf gespannt sein, ob und wie dieser Song von Presse, Fans oder Organisatoren sabottiert wird… 

Albanische Kulturschaffende verhindern neoliberale Infantilisierung 
Wie fast jedes Jahr erinnerte auch das diesjährige Festival in seiner Aufmachung an den Grand Prix d‘Eurovision de la Chanson aus guten, alten Zeiten: Kleine Bühne, 2 seriöse Moderatoren (Victor Zhusti und Ana Golja), die an Zeiten von Hans-Joachim Kulenkampff erinnerten, ein anspruchsvolles Publikum, wechselnde Dirigenten vor Live-Orchester und Experten-Jury. 

Während in der 1. Show am 20.12.2018 22 Interpreten ihre Lieder mit Live-Orchester vorstellten, sangen sie in der 2. Show am 21.12.2018 mit Playback-Begleitung, mussten aber stattdessen eine visuelle Performance mitliefern. Ich vermute, dass die Interpreten diese Performance selber finanzieren mussten, denn sie fiel in den meisten Fällen spärlich aus und verschlechterte eher den Gesamteindruck. 

Auffallend war, dass einige Sänger in der 2. Show stimmlich versagten. Schließlich wurden 8 Interpreten aussortiert, mit der Folge, dass Popsongs und schwules Beuteschema gutem musikalischen Handwerk weichen musste. Genau das wäre in westeuropäischen Ländern wohl anders herum gelaufen. 

Bewegend war für mich vor allem der Pausenact der 1. Show mit dem italienischen ESC-Teilnehmer aus 2018. Der gebürtige Albaner Ermal Meta erinnerte noch einmal solistisch an seine Abneigung gegen Kriege. Angesichts der Schaffung einer regulären Armee im benachbarten Kosovo dürften die Albaner beim Thema Krieg eine ähnlich Betroffenheit empfunden haben, wie bei der Migration.


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