Sonntag, 1. Februar 2015

Die Deutschen als Eurovisionswächter und kein bisschen Frieden


Teil 1 - Instrumentalisierte Kommunikation beim Eurovision Song Contest als Einstimmung auf einen europäischen Krieg

Durch Probleme mit der Abgrenzung verwischen die Rollen von Machern, Fans oder Konsumenten immer mehr. Zum einen sind Fans Konsumenten, aber gleichzeitig auch Blogger und Mitorganisatoren geworden, zum anderen geben sich bezahlte Mitarbeiter in Medien, Rundfunk, EBU (Eurovision Broadcasting Union) und Musikindustrie kumpelhaft als Alpha-Fans aus (social-media-Kampagnen), die die Themen vorgeben. Diese Meinungsführer haben den Musikwettbewerb in den letzten Jahren als einen Länderwettbewerb emotionalisiert und mit Politik vermischt. Problematisch ist vor allem: 

Es gibt beim ESC keinen Journalismus 
Der NDR führt mit Scheinjournalismus das laienhafte Publikum auf die falsche Fährte. Beispiel: Ein langjähriger NDR-Mitarbeiter, der sich als Fan und Blogger tarnt, interviewt regelmäßig andere NDR-Mitarbeiter, die sich als Eurovisions-Experten ausgeben. Mit fingierten Interviews werden Stimmungsbilder erzeugt. Immer häufiger geht es nicht mehr um Musik, sondern um Differenzen zwischen Länder, und damit um Anliegen der NATO. Paradebeispiel das Interview vom 20.11.2013 „Der ESC findet nicht im luftleeren Raum statt“. Diese Schlagzeile ist eine Provokation. Der ESC wurde nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1956 für den „luftleeren Raum“ als eine Tele-Vision konzipiert, um einmal im Jahr auf spielerische Weise die europäischen Länder wieder zusammenzuführen. 

Emotionalisierung, Pädagogisierung

Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber vom NDR suchte in den letzten Jahren regelmäßig die Fanclubtreffen auf, wo er als der Herr Dr. Schreiber verehrt wird. Als Ergebnis dieser zelebrierten Nähe wird suggeriert, deutsche Fans seien als Hüter der Moral für die Kontrolle des ESC und des Votings zuständig, denn bescheißen tun immer nur die anderen. Hierbei wird das Problem der mangelhaften Abgrenzung besonders deutlich. Mir ist nicht klar, ob die ständigen Diskreditierungen anderer Länder und Forderungen nach Regelverschärfungen aus den Reihen der Fans kommen, ob das Misstrauen von den Organisatoren geschürt wird oder ob dies alles von außerhalb gesteuert wird...

Der NDR unterhält mehr mit Scharfmacherei als mit Musik, wenn er durch Interviews öffentlich über den Ausschluss von Nicht-NATO-Länder Russland, Aserbaidschan und Weissrussland nachdenken lässt. 2012 liefen Thomas Schreiber, Stefan Niggemeier und Markus Löning (FDP)auf den Eurovisionsseiten des NDR mit Scharfmacherei gegen Aserbaidschan zur Höchstform auf. Nach Ablauf solcher Scharfmacher-Kampagnen werden die Internettexte häufig gelöscht bzw. umgeschrieben, ohne dass dies von den Autoren dokumentiert wird. 

Alpha-Fans des deutschen Mainstreams 
Journalist Stefan Niggemeier hat beim Thema Eurovision 2 Rollen, die des Journalisten und die eines Fans. Er scheint sich nur für den ESC zu interessieren, um daran seine Aserbaidschan-Phobie abzuarbeiten. Man gebe nur Niggemeier + Aserbaidschan bei google ein oder lese sich seine Spiegel-Texte durch. Im Text zum Synchron-Abstimmen verrennen er und seine Leser sich regelrecht. Um den Aserbaidschanern Betrug nachzuweisen, verbeißen sie sich in die „Kontrolle des Votingverhaltens“und verlieren den Anlass – eine Unterhaltungsshow - völlig aus den Augen. Dass das von ihnen errechnete „Fehlverhalten“ von Juroren möglicherweise absichtlich geschieht, um den Voting-Quatsch und die „deutschen Eurovisionswächter“ hochzunehmen, kommt ihnen nicht in den Sinn. Diese Mischung aus Arroganz und Naivität gibt es nur in Deutschland. 

Leutselig ließ sich auch der Vereinspräsident des ECG 2012 als Dr. Contest porträtieren, der „weder nach Aserbaidschan noch nach Weissrussland fahren will“. Wer in den Medien kommt eigentlich auf die Idee, der Öffentlichkeit die Trivialität mitzuteilen, dass ein einzelner Fan aus privaten Gründen seine Reise zum ESC absagt? Nur um das destruktive Stimmungsbild eines Ost-West-Konfliktes herauf zu beschwören und einen Fan darauf festzunageln? Im Hinblick auf die geplanten und zum Glück vom aserbaidschanischen Geheimdienst abgewehrten terroristischen Anschläge auf die Baku Chrystal Hall bekommt diese überflüssige Mitteilung eines plötzlichen Sinneswandels einen makaberen Beigeschmack. 

Je lauter das Voting-Geklapper, desto mehr Kalkül steckt dahinter 
Die Kontrolle des Votingverhaltens können Fans sich stecken. Kontrolle und Steuerung des Votingverhaltens ist nur für die Profiteure wichtig. Um dubiose Rankings und amerikanisches Biedermeier durchzusetzen wird nichts mehr dem Zufall überlassen, und schon gar nicht die Meinung von Fans und Publikum. (siehe hierzu auch Berthold Seliger in „Das Geschäft mit der Musik“ zum „embedded music jounnalism“, S. 289 -310, den Rest erledigen beim ESC die Buchmacher). 

Die Popularität der Eurovisions-Sieger hat nicht unbedingt was mit Publikumszuspruch zu tun, sondern mit Gehirnwäsche. Die Gleichförmigkeit und Geschlossenheit des Eurovisions-Jubels haben nichts mit 60 Jahre Harmonie zu tun, sondern sind sicheres Zeichen einer Instrumentalisierung mit Zensur. Die Kontrolle des Votingverhaltens ist bestenfalls eine Kontrolle der Instrumentalisierung. 

Folge dem Geld... 
Russland und Aserbaidschan haben bislang die teuersten und sensationellsten Shows produziert. Da sie aber im Rahmen der offiziellen Kommunikation Angriffsobjekte sind, wird laut verschwiegen, dass die Fantickets bezahlbar waren und nur bei diesen beiden Ländern das Preis-Leistungsverhältnis stimmte. Seit 2013 warben Schweden und Dänemark wie auch 2015 Österreich für abgespeckte Shows. Dennoch zahlen die Fans nun für einen Universal-Song-Contest mit C-Promis und Stehplätzen viel höhere Preise. Dass Totschweigen dieser Negativentwicklung ist sicheres Zeichen einer Instrumentalisierung. 

Die Fan-Vereine handeln offensichtlich gegen ihre eigenen Interessen und lassen sich in der Presse zunehmend wie verdeckt arbeitende NGOs porträtieren. Tun sie dies wissentlich und freiwillig? Wurde dies in den Vereinen so abgestimmt? Und wie freiwillig interessiert sich ein Unterhaltungskoordinator auf einmal für die Belange der Nato? Wie freiwillig interessiert sich ein intellektueller Bild-Blogger auf einmal für den ESC und für Belange ausschließlich in Aserbaidschan?

Siehe Einleitung - Instrumentalisierte Kommunikation beim Eurovision Song Contest als Einstimmung auf einen europäischen Krieg

Nächster Teil:
Running Scared - Wegrennen vor willigen Vollstreckern und Maulhelden

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