Nach dem relativ guten Abschneiden in Malmö mit Anouk setzte man in
den Niederlanden für 2014 auf das gleiche Konzept. Der neue Sender
AVROTROS nominierte wieder bereits populäre Interpreten, und auch sie
bekamen freie Hand bei der Wahl ihres Beitrags und ihrer Promotion. Als
am 25.11.2013 Ilse de Lange und Waylon (Willem Bijkerk) mit ihrem
Projekt "The Common Linnets" als ESC-Teilnehmer bekannt gegeben wurden,
sah ich die Niederländer schon gewinnen.
Beide machen seit ca. 10 Jahren
erfolgreich Musik. Es sind Solo-Musiker, die sich seit langem kennen, die Liebe zur
Country-Musik teilen und auch schon gemeinsam nach Nashville reisten, um
in inspirierender Atmosphäre Songs für ihr erstes gemeinsames Album zu
schreiben. Aus diesen Songs haben sie auch ihren ESC-Beitrag ausgewählt.
Seitdem sie die Acoustik-Version von Calm After The Storm
am 12.03.2014 in der Sendung De Wereld Draait Door präsentierten, sind
allerdings die Erwartungen getrübt und die Reaktionen verhallten.
Das Schöne am Song sind die durchgehende Zweistimmigkeit, der Text
und vor allem der Verzicht auf den typisch konservativen Country-Sound.
Aber als Wettbewerbsbeitrag macht mich das Lied eher sprachlos. 3
Minuten dumpfer Klang, man gönnt uns keine Climax, nicht mal einen
Refrain. Es widerspricht allem, was man sonst einem typischen Siegersong
zuschreibt. Ob die Rechnung aufgeht? Wenn ich mir demgegenüber Waylon's
Version von It's A Man's World anhöre ist unschwer zu erkennen, dass zumindest er in diesem Duo weit unter seinen Möglichkeiten bleibt.
Im Gegensatz zur Ukrainerin Maria Yaremchuk
(und einigen anderen osteuropäischen Teilnehmern), die ihre
ESC-Teilnahme als einen Prozess zu betrachten scheinen und Song und
Auftritt ständig zu optimieren versuchen, stellten sich The Common
Linnets stur. Im Social Media setzen sie statt auf Interaktion nur auf
senden und werben mit Zahlen zu Chartpositionen, Donwloadraten, Klicks,
Albenverkäufe etc. Bei Kritik an ihrem Song wurden sie fast ungehalten.
Mittlerweile lassen sie lt. einem Bericht in De Telegraf
durchscheinen, dass sie das Event nicht als sinnvolles Mittel zur
Album-Promotion betrachten, und ihr Album sei ihnen das Wichtigste. Ich
denke, dass sie auch beim Promo-Event „Eurovision In Concert“ in
Amsterdam bemerkt haben dürften, dass westeuropäische Rundfunkanstalten
speziell für den ESC solche Fan-Gruppen an sich zu binden versuchen, die
für Profi-Musiker uninteressant sind.
Ihre angekündigte Promo-Tour durch Europa haben sie abgeblasen. Am 16.04.2014 sendete Nederland 3 einen 2-stündigen Dokumentarfilm über The Common Linnets,
der einen Einblick in ihre Arbeitsweise, ihre musikalischen Vorlieben
und ihren Country-Traum gibt. Ab 01:35:00 geht es um den Song „Calm
After The Storm“. Ab 01:50:00 macht Waylon sich ein wenig über die
Anfertigung der sog. „Promo-Postcards“ für den ESC lustig.
Ich finde sie sehr sympathisch, aber mit ihrer Herangehensweise an
den ESC, ihrem Lied und dem Genre Country kann ich leider nicht viel
anfangen. Ich hoffe auf ein Wunder bei ihrer Performance in Kopenhagen
im 1. Semifinale am 06.05.2014 und drücke ihnen die Daumen.
Musik-Video "Calm After The Storm" von The Common Linnets
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