Sonntag, 11. März 2012

Serbisch oder englisch - das ist hier die Frage

Für den Eurovision Song Contest 2012 hat Serbien bereits am 18.11.2011 einen ihrer besten Unterhaltungsmusiker, den ESC-Veteran Zeljko Joksimovic beauftragt, Serbien mit einem selbst geschriebenen Lied zu vertreten. Viele Infos bezüglich seines Musikstückes ließ Zeljko seitdem nicht durchsickern, und so warteten wir Fans am 10.03.2012 gespannt wie die Flitzbögen, als er in seiner Show seinen Beitrag erstmals präsentierte.

Musik ist Geschmacksache, und über Geschmack lässt sich bekanntlich schlecht streiten. Nur Joksimovics ESC-Beiträge (s. u.) wurden zu ESC-Klassiker nicht zuletzt deswegen, weil er als einer der wenigen Musiker dem anglo-amerikanischen Mainstream eine eigene, europäische Handschrift entgegensetzte. Insofern waren die Erwartungen an ihn sehr hoch. Ich wage zu behaupten, dass Zeljko Joksimovic mit seinem Stück "Nije ljubav stvar" die Hörerwartungen nicht nur richtig eingeschätzt, sondern auch 100%ig erfüllt hat.



Im Anschluss an die Liedpräsentation kam im Internet sofort die Frage auf, in welcher Sprache dieses Lied vorgetragen werden würde. Für Hardcore-Fans der europäischen Musik und des ESC wäre es ein Unding, wenn ausgerechnet Zeljko Joksimovic wie jedes daher gelaufene Castingsternchen in englisch singen würde.

Obwohl ich sonst zur Vertreterin dieser Fraktion gehöre, fände ich die englische Version "Synonym" gar nicht so übel. Der Text gefällt mir und ist alles andere als anbiedernd. Zudem würde die englische Sprache das Folkloristische dieses Stückes etwas glätten und es wie ein internationales Chanson wirken lassen.

Andrerseits ist mir klar, dass in Zeiten des Formatradios und der Sprachverkümmerung die Sprache mehr und mehr zum musikalischen Parameter, zum Sound avanciert, da stört es dann wenig, wenn man die 3-Minuten-Stücke nicht versteht, den Text kann man ja bei Bedarf nachlesen.

Und so darf nun über eine englische oder serbische Version beim Eurovision Song Contest in Baku abgestimmt werden.

Biographie:
Bereits seit seinem 5. Lebensjahr stand für Zeljko fest, dass er Musiker werden wollte.



Mit 12 gewann er dann auch bei einem Wettbewerb in Paris den Preis des besten Akkordeonspielers Europas. Dem Musikstudium an der Belgrader Universität stand also nichts mehr im Wege, Zeljko spielt nun 11 Musikinstrumente, u. a. Akkordeon, Klavier, Gitarre, Drums.

Seinen ersten ESC-Erfolg hatte er 2004 mit Lane Moje, mit dem er für Serbien-Montenegro den 2. Platz belegte. 2006 komponierte er für Hari Mata Hari das Stück "Lejla", der damit für Bosnien-Herzegowina den 3. Platz belegte. Nachdem Serbien in 2007 den Eurovision Song Contest gewann und für 2008 nach Belgrad holte, moderierte Zeljko Joksimovic gemeinsam mit der Kollegin Jovana Jankovic die Show und schrieb zugleich den serbischen Beitrag "Oro" für die Sängerin Jelena Tomasevic, die den 6. Platz erreichte.



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1 Kommentar:

Kassandras Erbe hat gesagt…

Um die Frage zu beantworten: In Serbisch gefällt mir dieses Lied besser, diese Sprache passt einfach besser dazu. Durch Englisch wird der eigenständige Charakter, den es hat, entwertet wie ein gutes Gericht durch Ketchup. Den Nutzen, dass es dann von mehr Menschen verstanden werden kann, halte ich für überbewertet. Man konfrontiere Menschen mit einer anderen Muttersprache als Englisch ohne Vorbereitung mit englisch gesungenen Liedern - ich bin überzeugt, die Mehrheit würde den Inhalt nur schlecht oder gar nicht verstehen.

Marija Serifovic gewann 2007 meiner Überzeugung nach durch ihren maximalen Einsatz. Und diesen Einsatz, der zugleich maximale Authenziät verlieh, sehe ich im Gebrauch ihrer Muttersprache begründet. Ihre Darbietung machte die für viele fremde Sprache Serbisch ebenso vergessen wie ihr Aussehen, das nicht als klassisch schön definiert wird. Ich habe so meine Zweifel, dass sie in Englisch gewonnen hätte.

Ich würde es außerordentlich bedauern, würde der diesjährige serbische Beitrag in der englischen Variante gesungen werden. Möge es nicht so kommen.