Mittwoch, 6. Mai 2009

Wenn einem Demonstrationen zu bunt werden

„Zur Fangemeinde des ESC gehören bekanntlich überdurchschnittlich viele Schwule. Auf deren Unterstützung hoffen im Mai die Organisatoren des Slavic Pride“. So beginnt eine Auseinandersetzung mit der geplanten Moscow Pride am 16.05.09 auf der Seite Vorwaerts.de.

Diese Parade ist von der Stadt Moskau nicht genehmigt, dennoch werben u. a. auch die deutschen Blogger kräftig dafür, u. a. mit Bezug auf prominente Homosexuelle wie z. B. Elmar Kraushaar. Dieser behauptet, dass „die Schwulen beim ESC eine Macht sind. Ohne sie geht gar nichts.“

Dies äußerte er letztes Jahr im Zusammenhang mit einem Russland-Boykott, der aber mangels Unterstützung im Sande verlief. Im Gegensatz zu den Aktivisten hat Kraushaar schnell vor den ESC-Fans resigniert: „Die schwulen Festivalfans sind mehrheitlich unpolitisch und fühlen sich nur ihren Idolen verpflichtet - kein Gedanke an Boykott.“ Jan Feddersen als „schwules Aushängeschild“ gäbe sich auch „ganz blauäugig“ wenn er schreibe: „Dass die Schwulen sich in Moskau nicht mehr so herzhaft mit Wangenküsschen begrüßen werden, ist wahrscheinlich verschmerzbar."

Ich begrüße Feddersens Haltung, mir ist sie aber noch nicht Abgrenzung genug. Warum?

Die Fanclubs sind nicht politisch motiviert und organisiert, es sind lose Zusammenschlüsse von Schlagerfans. Schaut man auf deren Homepages, sieht man, dass der hohe Anteil schwuler Fans eher zufällig ist, in erster Linie geht es dort um Musik. Diese Fans fahren im Mai nicht als organisierte, geschlossene Gruppe, sondern individuell nach Moskau.

Von einer Demo-Organisation finde ich es prinzipiell unseriös, politisch unorganisierte Menschen überhaupt mit einer verbotenen Demonstration in einem Nicht-EU-Land zu konfrontieren. Das wird kein Sonntagsspaziergang, darauf würden sich wahrscheinlich nicht mal gewaltbereite Autonome einlassen.

Weitere Fragen: Welche Gruppierungen nehmen sonst noch teil? Von welchen Gruppen wird die Demo in Russland und in Europa anerkannt und unterstützt? Wer finanziert das? Welcher Gruppe kann ich mich möglicherweise anschließen? Gibt es dazu einen Stadtplan? Wie verläuft die Demo-Route? Wo finden Kundgebungen statt und in welcher Sprache? Wer wird sprechen? Gibt es dazu informative Basistexte? Und:

Warum ausgerechnet am 16.05.09?

An dem Tag dürfte kein Fan Zeit haben. Außerdem wünsche ich mir für die Generalprobe und für das Finale die Sicherheitskräfte lieber in Nähe des Austragungsortes und nicht bei einer verbotenen Demonstration.

Auffallenderweise findet man kaum brauchbare Informationen, dafür um so mehr Schimpfe gegen die russische Regierung und anti-intellektuelle Appelle an schwule Märtyrerfantasien, auch in den deutschen Medien! Alles scheint nach Negativschlagzeilen zu lechzen. Hier nur ein Beispiel.

Nur die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti gibt eine Einführung in den russischen Gesellschaftsdschungel und zählt schwulenfeindliche Gruppen auf. Man erkennt, dass die angefeindete russische Regierung eher eine moderate Haltung einnimmt.

Was auch immer das Anliegen der Gruppe homosexueller Aktivisten in Russland sein mag, ihre Strategie ist unseriös und unglaubwürdig, schlicht eine Zumutung. Die Aufforderung zur Slavic Pride oder Moscow Pride (?) ist ein gewagtes wie auch umstrittenes Vorhaben, die einzige seriöse Auseinandersetzung kann meiner Meinung nach nur auf politischer Ebene stattfinden:

http://www.ukgaynews.org.uk/Archive/09/Mar/2301.htm

1 Kommentar:

Haukur hat gesagt…

Guten Tag. Ich bin Auslander (von Eisland) und spreche nicht gut Deutch, aber...

I have a problem, I am helping a friend trying to find some place to watch Eurovision in Berlin, maybe a big bar or somewhere where there will be a big screen and a good party. Can you help me?

I am a big Eurovision fan myself :)

My email is: haj6@hi.is

If you know some good place, please email me.

Vielen Dank.