Sonntag, 21. Juni 2015

Kommunikations-Koordinator Jarmo Siim Opfer der Doppelmoral beim Eurovision Song Contest

Ein sonderbarer Vorfall beschäftigte kürzlich die Hardcore-Fans. Gehackte Mails gaben der schwedischen Delegation einen Anlass, sich als Opfer einer Internet-Attacke fühlen zu dürfen. Der ausgemachte Bösewicht ist der 30-jährige Jarmo Siim, Kommunikations-Koordinator bei der EBU und zuständig für den ESC. Er wurde als Täter entlarvt und ist daraufhin am 15.06.2015 von seinem Posten zurück getreten.

Der Lauscher an der Wand... 
Mich irritiert dieser Vorfall ähnlich wie der mit Ken Jebsen beim rbb. Jebsens private Mails wurden auch über Ecken der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, so dass diejenigen, die damit die Privatsphäre verletzten, sich aufgrund des „inoffiziellen“ Inhaltes lautstark als Opfer inszenieren konnten. Es steht mir nicht zu, die Inhalte weder bei Jebsen noch bei Siim zu verteidigen, an diesen Vorfällen macht mich vielmehr die damit einhergehende schleichende Verschiebung von Grenzen zwischen privat und öffentlich hellhörig. 

Der Prinz-Blog fasst den Vorfall aus schwedischer Perspektive zusammen:  
„Jarmo Siim […] soll Anfang April über seinen Facebook-Account folgende Mitteilung an einen nicht näher genannten griechischen Journalisten gesendet haben: “Unter uns, mach´ weiter mit den Angriffen gegen das schwedische Lied und setze uns [gemeint ist wohl die EBU] unter Druck!” 

Weiter heisst es im Prinz-Blog: „Offenbar war [...] jemandem sehr daran gelegen, die schwedische Teilnahme in diesem Jahr in Misskredit zu bringen. Und möglicherweise in der Hoffnung, dass auch größere Medien diese Story [der schwedische Beitrag wird seit Monaten als Plagiat verspottet, s. Foto] aufnehmen und verbreiten, wurde die griechische Website zu weiteren “Schweinereien” aufgefordert. […]“. 

Die EBU wies die Anschuldigungen zurück, denn Jarmo Siim konnte sich an eine solche Mail nicht erinnern. Man könnte meinen, dass die Angelegenheit mit dem Triumpf der Schweden als Sieger des ESC 2015 erledigt gewesen wäre. Aber es wurde weiter auf diesen Vorfall herumgeritten. So heisst es im Prinz-Blog: 

„Ein nicht näher genannter – dem Akzent nach offenbar britischer – Journalist und Computerkenner weist zumindest nach, dass es sich bei dem Absender der Mail um den echten Account des EBU-Mitarbeiters [Jarmo Siim] handele. Und das wird so nachvollziehbar dargestellt, dass Christer Björkman, schwedischer Delegationsleiter in Wien und Mitglied der Reference Group [der EBU] angekündigt hat, das Thema bei der nächsten Sitzung am 18. Juni noch einmal zur Sprache bringen zu wollen. Den ganzen Vorgang findet er [Björkman] “bemerkenswert”. 

Bemerkenswert finde ich, dass der ganze Vorfall nur im Konjunktiv beschrieben werden kann, auf dass die die Gerüchteküche zum Überkochen gebracht wird. Zitat Prinz-Blog: 

„In der Tat war die Akkreditierungspolitik der EBU in diesem Jahr tatsächlich etwas undurchsichtig – insbesondere wurden viele Fans aus nicht nachvollziehbaren Gründen abgewiesen. Auch hier in vorderster Front mitverantwortlich: Jarmo Siim.“ 

Jarmo Siim steht also nicht nur in Verdacht, den schwedischen Beitrag gedisst, sondern zuvor auch noch Fans zensiert zu haben... Und es kommt noch schlimmer: Er hat ihr Russland-Bashing unschädlich gemacht! Kurz vor dem Contest erklärte er als EBU-Vertreter in den Medien, dass die Veranstalter in Österreich eine Anti-Buh-Technik anwenden würden, damit die russischen Teilnehmer sowie die Zuschauer vom lästigen Russland-Bashing verschont bleiben.

Interessant zu verfolgen, wie das Russland-Bashing in den westlichen Mainstream-Medien mit der Ukraine-Krise gerechtfertigt wird, obwohl die Ukraine gar nicht am ESC teilgenommen hat. Es dürften dementsprechend keine Ukrainer im Saal gewesen sein. Um dennoch eine Betroffenheit unter den schwulen ESC-Fans herzuleiten, wird zusätzlich noch die angebliche Schwulenfeindlichkeit Russlands strapaziert. 

Meiner Meinung nach sollte juristisch untersucht werden, was es mit der „Gemeinnützigkeit des Fan-Vereins OGAE“ auf sich hat, der seine Mitglieder als Musikfans für teure Tickets 4 Stunden in die Halle stellt, um sie dann in politische Schmieren-Kampagnen einzubinden. Wenn ich zudem diese geballte Ladung an Hass mit dem Pillepalle-Vorfall um Jarmo Siim vergleiche, bekomme ich den Eindruck, dass mit dem Angriff auf Jarmo Siim der EBU ein Exempel statuiert werden soll.

Doppelmoral beim Eurovision Song Contest
Das Bashing gegen Nicht-Nato-Länder wird nachweislich von den verantwortlichen Rundfunkanstalten Großbritanniens (BBC), Schwedens (SVT) und Deutschlands (NDR) forciert. Diese Länder verletzen ständig die Spielregeln, indem sie - bildlich gesprochen - das Spielfeld verlassen und Fans und Zuschauer dazu auffordern, mit Steinen zu werfen. Auf aserbaidschanischen Seiten kann man übrigens anlässlich der Ersten Europäischen Spiele erfahren, wer die Initiatoren dieses Bashings sind und wie es organisiert wird:

Why Islamophobia - Source of anti-Azerbaijani campaign of BBC?
National Endowment for Democracy - generator of coups and chaos

Während also die angegriffenen Länder wie Aserbaidschan diese Masche durchschaut haben, inszenieren sich die Täter vor ihrem Publikum als ahnungslose Opfer mit Vorfällen, die einen sehr konstruierten Eindruck hinterlassen. Wer sich nicht prinzipiell oder aus moralischen Gründen gegen verbale Angriffe bei einem Musikwettbewerb ausspricht, sollte nicht gleichzeitig überreagieren, wenn es auch ihn trifft. Erst recht nicht, wenn er dafür erst noch Userkonten knacken muss. 

Dass es die Schweden trifft, die nicht nur den ESC gewonnen, sondern sich bei der Eurovision seit Jahren als Maßstab formulieren, macht die Angelegenheit pikant. Noch pikanter wird es, wenn eine Person wie Christer Björkman für Wahrheit und Gerechtigkeit sorgen möchte: 

Zitat aus Wiki (Version 25.05.15): „Björkman war Friseur und hatte einen eigenen Salon in seiner Heimatstadt Borås. Ab Mitte der 1980er Jahre begann er mit dem Gesang. […] 1992 durfte er beim Eurovision Song Contest in Malmö für sein Heimatland antreten. Er erreichte [...] aber nur den zweitletzten Platz. Im Jahr 1999 nahm er erneut an der Vorentscheidung teil, konnte aber keinen Sieg davontragen. Seit 2002 ist er Produzent des Melodifestivalen [schwedische Vorentscheidung zum ESC mit gefühlten 1.000.000 Vorrunden durchs ganze Jahr hindurch]. Außerdem ist er Schwedens Delegationsleiter beim Eurovision Song Contest. In dieser Funktion konnte er den Wettbewerb bisher zweimal gewinnen. Er war Produzent des Eurovision Song Contest 2013.“ 

In der englischen Wiki-Ausgabe fand man bis zum 13.06.2015 noch folgenden Hinweis: „He was recently accused of manipulation of the jury which chooses the participating songs." 

Als Produzent der Melodifestivalen feiert er sich wie ein Guru und macht Wettbewerbe, Votings und Rankings zu einer Mainstream-Religion. Mit Anbiedereien an schwule Unterhaltungskultur hält ihm eine Sekten ähnliche, gelenkte Konsumentengruppe treu die Stange, hierzu zähle ich auch den Prinz-Blog. Zudem „verschärfte“ er beim ESC als Mitglied der Reference Group die (idiotischen) Wettbewerbs-Regeln. Achtung: Erst seitdem verbucht er regelmäßig Erfolge

Kurz vor dem ESC 2015 wurde sein Ausscheiden aus der Reference Group gemeldet, durch den Sieg der Schweden ist er als Delegationsleiter jedoch wieder drin. Und hat auch gleich viel zu tun. Zufälle gibt es... 



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