Vom 19. bis 21. November 2014 fand in der russischen Stadt Kazan zum zweiten Mal die Turkvision statt. Die Turkvision ist ein internationaler TV-Song Contest mit dem Ziel „to promote the modern Turkic variety music art, expand international creative relations, strengthen mutual understanding and cooperation between the Turkic countries and nations.”
25 turksprachige Regionen aus Europa, Vorder- und Zentralasien nahmen teil, darunter diesmal sogar auch Deutschland, vertreten durch den türkischsprachigen Sender Türkshow aus Köln.
Als kleiner Ableger des ESC gibt es bei der Turkvision erfrischend einfache Regeln. Abgestimmt wird mit einer Jury. Es gibt keine bevorzugten Länder, so dass sich alle in einem Semifinale qualifizieren müssen, so auch das Gastgeberland. Auch die Finanzierung hat keinen Einfluss auf den Wettbewerb. Die Kosten wurden dieses Jahr vom austragenden Sender Maidan TV, dem Sender TMB sowie diversen Investoren gedeckt, lt. Wiki betrugen diese ca. 2,5 Millionen Euro. Auch ist der Sieger nicht genötigt, den Wettbewerb im folgenden Jahr auszutragen. Das nächste Festival wird wieder in der Kulturhauptstadt der türkischen Welt stattfinden, und das ist in 2015 die Stadt Mary in Turkmensitan.
Auch politische Hemmnisse kamen vor, wurden aber gleich abgebogen. So durften das Kosovo und Nordzypern nicht teilnehmen, da sie von Russland (als Austragungsort) nicht als unabhängige Staaten anerkannt werden und daher keine Einreisegenehmigung bekamen.
Die Teilnehmer kamen aus Albanien, Aserbaidschan, Baschkortostan, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Chakassien, Gaugasien, Georgien, Irak, Iran, Jakutien, Karbadino-Balkarien/Karatschai-Tscherkessien, Kasachstan, Kirgisistan, Krim (unter russischer Flagge), Mazedonien, Oblast Moskau, Rumänien, Tatarsan, Türkei, Turkmenistan, Tuwa, Ukraine, Usbekistan und – Deutschland. Nach meinem Eindruck war der deutsche Beitrag türkischer als der türkische, also so anstrengend, dass es nicht für das Finale reichte.
Im Finale am 21.11.2014 standen Tatarstan, Turkei, Kasachstan, Baschkortostan, Oblast Moskau, Usbekistan, Kirgisistan, Mazedonien, Iran, Krim, Bosnien, Bulgarien, Jakutien, Aserbaidschan und Turkmenistan.
Hatte ich bei der Turkvision 2013 meine Freude an den vielen exotischen Klängen, scheint man dieses Jahr mit bunten und folkloristischen Kostümen und schrillen Performances auf exotische Optik gesetzt zu haben. Dabei hat der zweitplatzierte Sänger Ajdar Sulejmano aus Tatarsan mit seinem Lied “Rennende Pferde” den Bock abgeschossen. Russland könnte diesen Beitrag zum ESC durchreichen, solche Auftritte hatten wir beim ESC schon lange nicht mehr. Mir dem operettenhaften Auftritt kann der Tatar Ajdar Sulejmano sogar Conchita Wurst in den Schatten stellen.
Erstaunt war ich, dass der Iran mit seinen strengen Vorgaben in der Unterhaltungsmusik überhaupt an einem TV-Musikcontest teilnimmt. Noch erstaunter war ich zu hören, dass die klassisch ausgebildeten Altrocker der Band Barış Grubu mit dem Song “Vater Haydar” jenseits jeglicher Folklore mit Abstand den lautesten und lärmendsten Beitrag beisteuerten. Klasse!
Da ich als Touristin die Kulturen entlang der Seidenstraße liebe, gefiel mir der turkmenische Beitrag von Züleyha Kakajewa natürlich am besten. Für die Zuschauer in den jeweiligen Ländern ist dies wahrscheinlich “nothing special”: Stoffe und Kostüme sind Handarbeit und werden von vielen Frauen getragen, Lieder und Tänze sind Teil der Mädchen-Erziehung. Immerhin Platz 5 im Finale.
Nur der Beitrag "Epos" aus Bashkortostan von Zaman setzte mit einer guten Stimmperformance und Obertongesang und Percussion im Background auf Sound und erreichte damit Platz 3.
Gewonnen hat schließlich der moderne Beitrag “Izin kөrem (Ich sehe seine Spur)” aus Kasachstan von Zhanar Dugalowa, die sich jetzt “Golden Voice of the Turkic World” nennen kann.
Weiter heisst es “As a reward, she will receive an honorarium and her music video will be aired on TMB TV, the international Turkish channel reaching 100 million spectators in 12 countries.”
Wer sich die Show anschauen möchte kann dies auf youtube nachholen.
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Sonntag, 30. November 2014
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