Mittwoch, 25. Juni 2014

Universal Song Contest

Norwegischen, schwedischen und rumänischen Berichten zufolge drohen einige Label, den nächsten Eurovision Song Contest 2015 zu boykottieren. Ich bin zwar bei diesen fremdsprachigen Berichten auf google-translate angewiesen, versuche aber dennoch das Vorgefallene kurz wieder zu geben: 

Seit 2004 hat Universal Music das alleinige Recht, die Jahrgangskompilation zum ESC herauszubringen. Dadurch verlieren solche Acts, die bei einem anderen Label unter Vertrag sind, ab dieser Veröffentlichung (April/Mai) einen Teil ihrer Einnahmen. Jetzt plant die EBU mit Universal Music einen neuen Exklusivvertrag abzuschließen, auf Grundlage dessen Universal die gesamten Rechte an den Liedern zugesprochen wird. Dadurch verlieren die anderen Label sogar ihre Einnahmen durch Streaming und Donwloads VOR und NACH Veröffentlichung der Compilation. 

In Norwegen, Schweden und Finnland sind die Vorentscheidungen ein wichtiger Bestandteil des inländischen Musikmarktes. Sony, Warner und DaWorks (das Label des diesjährigen Vertreters für Rumänien) weisen darauf hin, dass es unter diesen Umständen für sie keinen Sinn macht, sich überhaupt noch an den Vorentscheidungen zu beteiligen. Ich gehe mal davon aus, dass diese Verdrängung Sinn und Zweck des Vertrages sind. 

Ich habe keine Textstelle mit einer nachvollziehbaren Begründung seitens der EBU gefunden. Jon Ola Sand (Vorsitzender der Reference-Group der EBU) schwafelt wie immer von „Brand“ und „Marke“ und weist gönnerhaft darauf hin, dass die EBU viel Geld in den ESC investiert und damit schließlich unbekannten Nonames eine Plattform bietet. Mich würde interessieren, wer die Entscheidungsträger sind, wer dessen Befugnisse legitimiert und in wessen Interessen sie handeln. Stattdessen verweist er mit den „Nonames“ (die die Welt nicht braucht) auf die Betroffenheit von Bezugsgruppen, die es noch gar nicht gibt. In diesem Zusammenhang ist es wohl kein Zufall, dass ausgerechnet ein Profi-Musiker aus Rumänien/Norwegen, der schon 2 mal am ESC teilgenommen hat, diesen Mißstand einer Übervorteilung überhaupt publik gemacht hat: Ovi (Ovidiu Cernăuţeanu).

Das einzige, was sich noch auf Europa bezieht ist, dass der ESC durch europäische Gebühren- und Steuerzahler mitfinanziert und von europäischen Ländern für viel Geld ausgerichtet wird. Das alles nur, damit ein einziger amerikanischer Großkonzern dieses europäische Event als PR nutzen kann für überflüssige nationale Vorrunden und noch überflüssigere Nonames und ihrer Mainstreamkost? 

Damit ist der „Brand“ des ESC nur Etikettenschwindel. Es geht weder um Europa, noch um Musik und schon gar nicht um Wettbewerb. In Hinterstuben abgeschlossene Exklusivverträge mit nur einem amerikanischen Konzern haben nichts mit Demokratie, Transparenz, Fairness und Wettbewerb zu tun.


:::

Keine Kommentare: