Was die Aserbaidschaner in dieses Event investiert haben, wird in nächster Zeit kein anderes europäisches Land aufbringen können. Die ganze Stadt war eine Eurovisionsbühne, auf der das Publikum und die Fans auf Händen getragen wurden. Dafür haben sich die meisten Länder in der Form bedankt, indem sie mit ihren besten oder zumindest originellsten Musikern aufwarteten, so dass 2012 auch musikalisch als einer der besten Jahrgänge in die ESC-Geschichte eingehen wird.
Schweden kann natürlich nicht mitziehen und jetzt wird so getan, als wäre ausgerechnet im Showbusiness Sparsamkeit die höchste Tugend. Das haben wohl einige Länder zum Anlass genommen haben, sich gleich die ganze Teilnahme zu ersparen: Portugal, Polen, Tschechien, Slowakei, Bosnien-Herzegowina und die Türkei. Jetzt setzt das große Grübeln ein. Die naheliegendste Frage wird natürlich ausgeblendet: War die ganze von Deutschen und Schweden betriebene Hasskampagne gegen Aserbaidschan umsonst? Fahren die Länder lieber nach Aserbaidschan als nach Schweden? Antwort: So sieht es aus.
Stattdessen wird in der taz vom 02.01.2013 projiziert: „Bleiben sie weg wegen der Krise? Oder sind sie beleidigt?“ Wenn das mit Ja beantwortet werden müsste, müssten der Logik nach noch viel mehr Länder absagen. Da frage ich mich vielmehr, warum einige wie z. B. San Marino, Italien und allen voran Armenien überhaupt mitmachen? Bestochen? Diese Frage ist doch nach den beispiellosen Spaltungsbestreben mittels Hetze gegen Aserbaidschan, Russland und Serbien nicht mehr von der Hand zu weisen.
Die noch relativ finanzkräftigen und erfolgreichen Türken sind angeblich verärgert wegen der vielen fragwürdigen Sonderregelungen für einige wenige Westeuropäer. Natürlich wird auch das totgeschwiegen.
- Warum sind es immer wieder die gleichen Länder, die sich nicht im Semifinale qualifizieren müssen?
- Wieso soll man es hinnehmen, dass die vom Westen geforderte Jury vielfach aus Mitglieder EINES amerikanischen Musiklabels bestehen, welches somit seine eigenen Stücke bewerten kann?
- Und selbst wenn ein Lied aus Südosteuropa gewinnt, hat es bei der Vormachtstellung anglo-amerikanischer Musik z.B. im deutschen Formatradio nicht den Hauch einer Chance auch nur einmal im Monat gespielt, geschweige verkauft zu werden. Warum soll man sich da im Ausland präsentieren?
Die Frage nach Sinn und Zweck einer ESC-Teilnahme wurde kürzlich auch in der ESC-erfolgreichen Ukraine von Irina Geraschtschenko geführt, allerdings auf etwas höherem Niveau. Es wurde darauf hingewiesen, dass der finanzielle und zeitliche Aufwand – egal ob vom Künstler oder vom Staat finanziert - für ein Dreiminutenstück in keinem Verhältnis zum Ergebnis steht, selbst wenn das Lied gewinnt. Wer sich auf dieses Publikumssegment einschießt, sorge gleich mehrfach für eine kulturelle Verkümmerung. Der Vorschlag für Kulturförderung wäre eine breitere Investition im Kulturbereich, damit die Ukraine irgendwann auch bei angeseheneren Wettbewerben wie z. B. in Cannes oder Berlin mehr punkten kann.
Obwohl: Schämen müssen sich die Ukrainer für ihren Beitrag Gravity von Zlata Ognevich wohl auch dieses Jahr nicht.
....
Mittwoch, 2. Januar 2013
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen