Bislang herrscht großes Schweigen um den deutschen Beitrag für 2013. Spannung baut sich auf, aber von Vorfreude kann bei mir keine Rede sein. Seit 2010 geht es den Organisatoren nicht mehr um Musik, sondern um Emotionalisierung und Einschüchterung. Mit einer vordergründig belächelten Show wird der Chauvinismus durch die Hintertür wieder salonfähig gemacht
Zur Erinnerung: Im Vorfeld des Eurovision Song Contest in Baku wurde in den deutschen Medien eine beispiellose „smear campaign“ gegen Aserbaidschan geführt. Das war
ungefähr so, als würde man bei einem Boxwettkampf das Publikum anfeuern, den gegnerischen Mitspieler mit Steinen zu bewerfen. Im Sport würde so ein Wettkampf abgebrochen werden, beim ESC dürfen sich die Steinewerfer belohnen. Schweden gewann mit Loreen, und in Deutschland wurde Anke Engelke wegen ihrer Bemerkung „Es ist gut wenn man die Wahl hat“ in den Himmel gelobt.
Wie viel Wahlfreiheit haben wir denn?
Wird Lena Meyer-Landrut reaktiviert für weitere verhöhnende 5 Millionen mal Lena in allen Medien? Gibt es wieder eine Serie mit Castingshows und lauter nichtssagender Unbekannte? Oder werden nach Jahren mal wieder
die Schwulen als Zielgruppe umschmeichelt? Mit ihnen könnte man statt
Aserbaidschaner zur Abwechslung dann die Weissrussen verteufeln. Das würde gut in Obamas Wahlkampf passen. Der ESC-Verantwortliche des NDR, Thomas Schreiber, der sonderbarerweise vergessen hat, dass es beim ESC um einen Musikwettbewerb und nicht um eine Chartliste der schönsten und scheinheiligsten Demokratien geht, gießt ja schon Öl ins Feuer der Chauvinisten, zu denen sicherlich auch eine Reihe schwuler ESC-Fans zählen. Weissrussland muss weg, so ihr ESC-Motto.
Und Lukaschenkos Ausspruch muss ja auch noch gerächt werden. Er ist und bleibt nämlich „Lieber Diktator als schwul“.
Mal ehrlich: Früher hätte ein schwuler Aktivist schlagfertig auf dieses Zitat gekontert und die Lacher auf seine Seite geholt. Damit wäre es dann für Normalsterbliche erledigt gewesen. Heutzutage werden Querverbindungen zwischen C-Promis, Beamte, Schlagerwettbewerb und Außenpolitik hochgeschaukelt und dem verrohten Mittelstand als Menschenrecht verkauft. Dieser Mittelständler braucht sich dann nur noch unterwürfig auf Scheinautoritäten verlassen, die - natürlich im Sinne der Menschenrechte - ganze Länder (einschließlich ihrer Homosexuellen) in Bausch und Bogen verurteilen, ausgrenzen, überfallen und plattmachen.
Wir müssen zum nächsten ESC einfach versuchen zu vergessen, dass Deutschland bereits "sich selbst richtete" (s. Westerwelles Reaktion auf das Zitat von Lukaschenko im o. a. Link), indem es der weissrussischen Polizei den Umgang mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Tränengas beigebracht hat und lasse Guido kontern mit „Lieber Diktator UND schwul.“
1 Kommentar:
Vielleicht bin ich zu dumm aber ich verstehe nicht was die Botschaft hinter dem Artikel sein soll. Allles was ich sehe ist inhaltsleeres allgemeines gemecker auf Stammtischniveau. Schade eigentlich.
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