Samstag, 19. Dezember 2009

Keep Of Kalessin: “We are not afraid of exploring new territories!”

Bei der norwegischen Vorentscheidung wird zum ersten Mal eine Black Metal Band teilnehmen. Und dies ist nicht als Provokation oder Werbung gemeint, sondern angeblich hat der norwegische Organisator Per Sundnes nach dem Sieg einer freundlichen Polka für 2010 gezielt nach einer härteren, düsteren Musik Ausschau gehalten.

Davon fühlten sich Keep Of Kalessin spontan angesprochen. Mit dem Release ihres neuen Albums lässt sich eine Teilnahme gut kombinieren: “We had made a song with a catchy chorus, so I just sent it to them.“ (Obisdian, bürgerlicher Name: Gronbech, Arnt)


Metal beim Eurovision Song Contest finde ich nicht nur mutig, sondern überfällig. Black Metal für den Gastgeber Norwegen ist sogar konsequent, da dieses Subgenre maßgeblich in Norwegen und Schweden entwickelt wurde. Gitarren- und schlagzeuglastig, teilweise schnell und virtuos gespielte wie auch dissonante Riffs, rhythmisch mitunter sperrig und durch den gutturalen Gesang (Grunzen) bewusst schmutzig gehaltener Klang, geben der Black Metal Musik insgesamt einen emotional aggressiven, harten, ja zuweilen gewollt hasserfüllten Ausdruck. Authentizität wird angestrebt durch eigene Texte und Kompositionen wie auch durch musikalisches Handwerk.


Zur Entstehung ihres Contest-Beitrages: The Dragon Tower



Für den Song Contest wäre Keep Of Kalessin meiner Meinung nach eine Bereicherung. Ich finde diesen Musikstil sogar weitaus angenehmer (und europäischer), als das US-kopierte Black-Music-Geröhre all der Castingstars. Aber wäre eine Teilnahme auch gut für die Band?

Sweet Child In Time

Metal repräsentiert eine Subkultur, die sich bewusst vom Mainstream absetzt und zur Gesellschaft – beim Black Metal besonders zur Kirche – eine kritische bis ablehnende Haltung einnimmt. Für Musiker wie Fans scheint diese Musik als extremer Ausdruck von konfliktreicher Selbsterfahrung sogar eine therapeutische Funktion zu haben. Für Metal- Fans dürfte der Contest somit die Negativfolie plakativer Spaßigkeit, verlogener Pose und verratener Ideale darstellen.


Ich denke, nur wenn Keep of Kalessin ihrem extremen Stil treu bleiben, können sie erfolgreich sein. Wo Tabubrüche wie z. B. Kirchenbrandstiftungen, mysteriöse Todesfälle, Vergewaltigungen und Nähe zum Rechtsradikalismus „normal“ sind, da dürfte ein Auftritt beim Eurovision Song Contest auch noch zu verkraften sein ;-)


Und so soll es sich anhören:








1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für den interessanten Text!
Ich wünsche Keep Of Kalessin viel
Glück. Musikstile wie Metal, Rap u.s.w. sollten meiner Meinung nach
beim ESC öfter vertreten sein.
Gerade weil solche Musik auch neue
Zuschauer anlocken könnte und der
ESC nicht mehr so "verstaubt" wirken
würde.