Am 16.02.2016 sagte ich bereits den VE-Sieg Jamalas am 21.02.2016 begründet voraus. Bis dahin lief die Kampagne wie geplant. Seit einer Woche stockt sie. Wenn Russland weiterhin die Füße still hält, wenn es partout keine russische „Aktivistengruppe“ gibt, die im Namen Putins auf Singverbot besteht, wird die ukrainische ESC-Delegation in ihrem provokanten Polit-Song noch mal nachlegen müssen.
Das Sensationelle an Jamalas Beitrag „1944“ ist derzeit, dass es - im Gegensatz zu vorangegangenen Hasskampagnen – keine gegnerische Gruppe gibt, die sich verteidigt. Die Promotion dümpelt auf kleiner Flamme durch Wiederholungen in den westlichen Mainstream-Medien sowie durch ein paar sensationslüsterne „ESC-Fans“ in den Social-Media-Gruppen vor sich hin. Dass die ukrainische
VE durchgehend simultan ins Englische übersetzt und – wie Ruslana hervorhob – von den Amerikanern überwacht wurde,
berichten die Medien nicht. Dass es sich um eine konzertierte Aktion handeln könnte, auch nicht. Nur das Neue Deutschland zitiert einen Tweet vom Vorentscheidungsabend: „Schicken Sie 4 auf die Nummer 7766, schrieb kein geringerer als Swjatoslaw Zegolko, Pressesprecher des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, am vergangenen Sonntagabend auf Twitter“ heisst es dort.
Sensationsmeldung aus Ukraine erst nach der Siegerverkündung Brav wird Jamalas VE-Sieg als faires Wahlergebnis einer dramatischen Show und als Wille der Ukrainer dargestellt. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele der Schreiber sich die VE überhaupt angesehen haben. Für nur 6 Songs dauerte die Show wegen zähen Streitereien 4 ½ Stunden. Dass neben Gesinnungsfragen die Regelwidrigkeit einiger Songs erst im Finale kritisiert wurde, wollte die Pseudo-Konkurrenz natürlich nicht einsehen. Erst nun schienen sie zu bemerken, dass sie nur als Wettbewerbs-Füllstoff dienten, damit die Beliebtheit einer Jamala vorgetäuscht werden kann.
Alle thematisieren den potenziellen Regelbruch, leiten daraus aber keine Konsequenzen ab Da Russland nicht reagiert, wird der erwartete russische Protest schon mal vorweggenommen. Stern befürchtet einen möglichen Ausschluss der Ukraine, auch der Tagesspiegel erinnert daran, dass Lieder mit politischem Inhalt beim ESC nicht erwünscht seien.
Der DLF verliert jede journalistische Distanz. Er identifiziert sich vollständig mit Sängerin und ihrer Polit-Botschaft, lobt einerseits das hochbrisante Lied einer Frau, die andrerseits „eigentlich“ gar keine Politik machen möchte, als würde sie mit 70 Jahren Verspätung nur Gottes Plan durchführen. Weiterhin wird der Patriotismus der Ukrainer hervorgehoben, man will von Krimtataren gelesen haben, die das Lied auf „besetzter“ Krim im Cafe den ganzen Tag rauf und runter hören.
Seitdem wird nur noch wiederholt, ich erspare mir weitere Aufzählungen. Aber wo ist die Verteidigung, die Beschwerde, die Forderung nach Verbot? Ich musste lange suchen, um auf 2 Statements zu stoßen:
Ein lesenswerter Text vom 23.02.16 zitiert Ruslan Baalbek, Deputy Prime Minister of the Republic of Crimea: „They want to exploit the tragedy of the Crimean Tatars to impose the European public a forced image of alleged persecution of members of this community in the Russian Crimea.
Am 24.02.16 berichtet die Moscow Times, dass „first deputy chairman of the Duma Committee on Information Policy Vadim Dengin has said he hopes Eurovision will not allow Jamal to compete with the song, which could add a political edge to the May competition.“
die Conchita-Wurst Kampagne war 2014 zunächst auf Weissrussland und 2015 auf Russland gerichtet.
Man kann den Vorwurf der Schwulenfeindlichkeit gegen die Serben in 2008 und
gegen die Russen in 2009,
die deutsche Hasskampagne gegen Aserbaidschan in 2012 und
den armenischen „Gedenksong“ aus 2015 gegen Aserbaidschan und Türkei noch hinzuzählen.
Diese Kampagnen sind alle nach dem gleichen Muster gestrickt und zeigen die Handschrift Gene Sharps. Stets geht es um politische und geo-poltitische Interessen der Militärs, doch das wird dem Konsumenten verheimlicht.
Die Aggressoren als Designer dieser Kampagnen kommen stets im Gewand der Opfer daher und fordern mit einem Betroffenheitsszenario vom Konsumenten Unterwerfung. Mit dem ständigen Gefotzel soll sich der Konsument auch noch überlegen und gewitzt fühlen.
Was die Musik betrifft sind die Ukrainer dafür bekannt, dass sie aus Dreck musikalisches Gold machen können. Die überarbeitete Studioversion von Jamalas Beitrag klingt dementsprechend nicht übel, im Einheitsbrei des ESC dürfte es einer der wenigen interessanten Songs werden, der auch ohne provozierenden Inhalt punktet. Ich verstehe Musiker nicht, die sich inhaltlich so einseitig festlegen und instrumentalisieren lassen.
Vom Glaubwürdigkeitsproblem der „Lügenpresse“ bleiben Showbusiness und Regenbogenpresse bislang verschont. Jeder, der was auf sich hält, unterwirft sich ihrem Spaß, so auch bei der Punktereform beim ESC. Das große Versprechen, die Spannung zu steigern, wird als Serviceleistung verstanden, der Schmu, mit dem die Rechenkünstler in Schweden Spannung erzeugen wollen, wird sogar als ein Publikumserfolg gefeiert. Der eigentliche Trick ihres Scriptes besteht darin, aus naiven und uninformierten Konsumenten Komplizen zu machen.
Was ändert sich wirklich? Nach der neuesten „Punktereform“ werden die Ergebnisse von Publikum und Juroren nicht mehr verrechnet vorgelesen, sondern gesondert vorgeführt. Jetzt ist die Höchstwertung nicht mehr Douze Points, sondern 24 Punkte. Sonderbarerweise wird aber der Bewertung der Juroren viel Showzeit eingeräumt, während die Meinung der Telefonvoter fast unsichtbar gemacht wird. Unsichtbar, indem die Ergebnisse aller 43 Länder einfach zu einem Ergebnis addiert und am Ende der Voting-Zelebrierung von Moderatoren vorgeselen werden. Dazu die FAZ: „Aus welchem Land die jeweiligen Punkte kommen, bleibt dann noch geheim.“ Aha.
Genauere Information zur Punktereform auf Fanseiten aus Deutschland Russland
Solange niemand Transparenz und Kontrolle einfordert, müssen wir mutmaßen Das Unsichtbarmachen des Publikumsvotings erkläre ich mir zum einen damit, dass in vielen Ländern zu wenig Telefonbesitzer anrufen, sodass die Anruf-Einnahmen den Show-Aufwand nicht decken und dass dementsprechend auch nicht von einem repräsentativen Ergebnis gesprochen werden kann.
Dass die Überinzinszenierung des Juroren-Votings in den Pressemitteilungen völlig ausgeblendet wird, muss skeptisch machen.
Schon die Begründungen ihres Wiedereinsatzes in 2009 waren zum größten Teil haarsträubend.
Über die Auswahl der Juroren darf das europäische Publikum NICHT mit entscheiden.
Die Anforderung an die Juroren ist unseriös, denn sie sollen ca. 43 in ihrer anglo-amerikanischen Ausrichtung gleichförmige Lieder ohne Bewertungskriterien in ein Ranking bringen und im Zweifelsfall begründen.
Gleichzeitig gibt es jedes Jahr Beiträge, mit deren Promotion politisch provoziert wird, was eine unbefangene Bewertung fast unmöglich macht.
Der eigentliche Trick des Scriptes besteht darin, aus Juroren Komplizen zu machen Machen wir uns nichts vor: Bei diesen Abfragen werden nur bedingt Musikgeschmack und Musikkenntnisse ermittelt, sondern in erster Linie Verhalten gemessen. Vor dem Hintergrund feindseliger Aufwiegelungen ist diese „versteckte“ Verhaltensmessung und Auswertung fragwürdig. Denn man kann nicht nur Verhalten messen, sondern in jedem Verhalten x-beliebige Motivationen hinein interpretieren.
Es kommt nicht darauf an, wer was wählt, sondern wer am Schluss die Stimmen auszählt An diesem Stalin-Zitat hat auch die „Revolution des Punktesystems beim ESC 2016“ nichts geändert. Die europäischen Daten von Telefonvoter und Jury laufen weiterhin in einem einzigen Privatunternehmen auf, und zwar digame mobile GmbH in Köln. Unter Beobachtung der PWC (ich gehe mal davon aus, dass PWC weiterhin beteiligt ist) werden sie gesammelt und wieder distribuiert und dann im TV und Internet vorgetragen. Oder eben auch nicht. 2013 forderten Russland und Aserbaidschan die Veröffentlichung der tatsächlichen Ergebnisse, um zu überprüfen, ob sie mit den vorgelesenen Ergebnissen übereinstimmen. Es blieb bei der Forderung.
Würden in der EBU und ihrer Referenz-Gruppe regulär osteuropäische Repräsentanten vertreten sein, wäre digame GmbH ein russisches Unternehmen und würde Russland ständig an den Abstimmungsmodalitäten herumdoktern, würde aus dem Fantasie-Drehbuch schnell knallharte Realität werden, an dem sich Sinn und Verstand des saturierten und naiven West-Komplizen schärfen könnten. Aber daran wird Russland wahrscheinlich das geringste Interesse haben.
Obwohl Metal nicht das bevorzugte Genre von ESC-Fans ist, scheint Avantasia mit dem „Mysterium einer blutenden roten Rose“ unter Hardcore-Fans bislang der Favorit zu sein. Man erfreut sich an der Unsinnigkeit des Textes, an der Unbefangenheit des Sängers, an seiner Popularität und hofft auf eine unverfängliche und glamouröse Performance.
Obwohl der ESC nicht der bevorzugte Anlass eines Auftritts für Avantasia alias Tobias Sammet ist, scheint er sich langsam mit diesem Wettbewerb anzufreunden. Auf T-Online: „Ich habe gerade gehört, dass "Waterloo" von Abba tatsächlich mal dabei war und gewonnen hat. Kein Wunder, das Stück ist super - wie alles von Abba.“ Da konnte ja immerhin mal eine gewaltige Bildungslücke geschlossen werden.
Auf seiner Website schrieb Tobias Sammet am 12.01.2016: „Die Sklaventreiber meiner Plattenfirma fragten mich, ob wir am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teilnehmen möchten. [...] Jedenfalls kam es mir erst mal nicht so naheliegend vor, so was zu machen und sich mit anderen in Sachen Kunst zu 'messen'. […] Egal, unter'm Strich müsste man als Musiker schon ziemlich bescheuert sein, wenn man sich so eine Möglichkeit entgehen lässt: Drei Minuten um Millionen musikinteressierten Menschen zu zeigen, dass es so was wie uns gibt? Das lass ich mich doch nicht zweimal fragen! WO GEHT'S ZUR BÜHNE?“
Das Argument mit dem „Auftritt vor Millionenpublikum“ ist für ESC-Fans etwas abgenutzt. Ähnliches konnte man in den Vorjahren schon bei Unheilig, La BrassBanda, Santiano oder Laing auf facebook mitlesen. Statt vor Millionenpublikum versickerten deren Ambitionen bereits nach zweifelhaften Votingprozeduren vor einem deutschen Nischenpublikum.
Es wäre schade, wenn es dieses Jahr auch wieder so läuft.
Die Ukraine wird am 21.02.2016 offiziell den Beitrag für den Eurovision Song Contest wählen, aber nach 2 durchsichtigen Vorentscheidungs-Shows ist unschwer zu erraten, wer die Vorentscheidung gewinnen soll: Jamala mit dem Song „1944“. Das Lied erinnert an die Deportation der Krimtataren durch Stalin 1944. Angesichts der Abspaltung der Krim von der Ukraine sowie der europaweiten Flüchtlings- und Vertriebenenkrise ein sehr spannungsgeladenes Thema.
Polit-Beiträge in kommerziellen Wettbewerben sind Angriff auf Publikum und Jury Dass das Betroffenheitslied einer „Tatarin“ in einem kommerziellen Wettbewerb zwischen Wegwerfmusik, abgefahrenen Frisuren, eigenwilligem Make-Up, Hebebühnen, Feuerwerk, Windmaschinen, Transvestiten-Trash, Klatsch und Tratsch zur Wahl gestellt wird, muss skeptisch machen. Genau wie beim Beitrag von Axel Diehl entscheidet auch hier die Funktion des Liedes als staatsnaher Wettbewerbsbeitrag über Verantwortlichkeiten und Absicht des Textes.
Das Publikum der Tralala-Veranstaltung ist mit solchen Angriffen genauso überfordert wie mit den "beliebten" Eurovisions-Themen Homosexualität, Diktaturen, Energieversorgung, Voting-Betrügereien der Nicht-Nato-Länder, 2. Weltkrieg oder Genozid. Lied und Promotion sollen bei politischen Laien Betroffenheit einfordern, desinformieren, emotionalisieren, einschüchtern, spalten und zur Positionierung zwingen. Axel Diehl bringt das Wunschdenken der Militärs auf den Punkt: "Aus Angst wird Hass, aus Hass wird Krieg, bis hier alles explodiert und jeder den Verstand verliert“.
Früher nannte man es Kulturimperialismus Bei solcher Fernsteuerung ist kein amerikanisches Genre abgegriffen genug, um nicht noch beim ESC als Ausdruck von Originalität gefeiert zu werden. So auch der von Jamala. Jamalas penetrantes Genäsel und ihre Exzentrik sollen als Ausdruck von R&B und Soul verkauft werden, was aber weder zur Tataren-Abstammung der Eltern, noch zur kirgisischen Herkunft der Sängerin oder zur ukrainischen Kultur passt. Es passt eben nur zu USA und NATO.
Beworben wird der Beitrag bislang nur auf amerikanischen Propagandaseiten und von NGOs.
Mit Schwulenpropaganda gewinnt man in der Ukraine keinen Blumentopf mehr Mit dem Markenzeichen Transvestit feierte der Ukrainer Andrej Danylko als Verka Serduchka seit 2007 seine Erfolge im Rahmen des ESC. Russland-Bashing war Teil seiner Inszenierung, womit er sich die Gunst der schwulen Eurovisions-Fans eroberte. Angeblich.
Verka Serduchka scheint tot, denn in der Vorentscheidung tritt Andrej als Juror in normaler Kleidung auf. In der Ukraine gibt es seit dem Maidan keine Homosexualität mehr, und keinen Schwulen interessiert's. Es ist das demonstrative Totschweigen was mich zur Annahme verleitet, dass das Wegschauen genau wie die Hypes nur Ausdruck von Angst und erpresste Zugeständnisse vor den Militärs sind. Denn:
Militärs haben den ESC und die schwulen Fans seit 20 Jahren fest in der Hand Die immer stärkere Betonung einer LÄNDER-Proflilierung und eines LÄNDER-Wettstreits und das Heraufbeschwören eines Ost-Westkonfliktes bauen auf eine militärorientierte Ideologie. Die Anhäufung von 8 südosteuropäischen Siegen innerhalb von 10 Jahren (von 2001 bis 2011 Estland, Lettland, Türkei, Ukraine, Griechenland, Serbien, Russland, Aserbaidschan) sowie die Androhung weiterer osteuropäischer Siege weisen auf geopolitische Strategien hin; zufälligerweise werden stets Konfliktzonen erzeugt. Offensichtlich haben Militärstrategen den Mix von Mainstream-Gaga, europäischem LÄNDER-Wettstreit und Erpressbarkeit europäischer Promis für sich entdeckt.
Tendenziell tritt beim ESC (neben Vorbild Schweden, das die Aufgabe hat, gelenkte Konsumentengruppen zu binden, s. Text Georgien 2013) nur noch das amerikanische Universal Music gegen Universal Music gegen Universal Music an... Very Exciting! Um so grotesker ihre inszenierten „Wettbewerbe“
Wettbewerbe, Votings und Rankings sind eine Farce, um Zustimmung und Beliebtheit vorzutäuschen Der von Anfang an gefeierten Siegerin Jamala stellte man in 2 Vorrunden eine schwache Konkurrenz zur Seite, die von den Juroren dementsprechend als ungeeignet disqualifiziert werden konnten. Aber warum solche Laien überhaupt in die Show holen? Im 2. Semi durften sogar 3 Beiträge als Füllstoff teilnehmen, die offensichtlich regelwidrig waren (veröffentlicht vor dem 01.09.2015)!
Bei ernst zu nehmender Konkurrenz wie z. B. Victoria Petryk ließen die Juroren ungewollt die Farce platzen. Ausgerechnet JESC-Siegerin Petryk wurde lächerlich gemacht, weil sie an Musik-Wettbewerben teilnimmt. Möglicherweise ist die Lächerlichkeit der ukrainischen Juroren auch ESC-Fans in Süd-Afrika aufgefallen, denn sie haben deren Äußerungen auf ihrer Facebookseite dokumentiert.
Wo immer ESC-Siegerin Ruslana auftritt sind Zweifel berechtigt Neben Verka Serduchka und dem Georgier Konstantin Meladze gehört auch Ruslana zu den Juroren. Bekannt wurde sie durch den Eurovisionssieg 2004, also einige Monate vor der Farbrevolution. 2012 hatte die Ukraine den Junior ESC gewonnen, während der Ausrichtung im November 2013 kochte es auf dem Maidan.
Um ihrem Maidan-Eifer in 2013 eine überproportionale Gewichtung zu verleihen, wollte Ruslana den damals zeitgleich stattfindenden Junior Eurovision Song Contest in Kiew demonstrativ platzen lassen.
Sie drohte mit Selbstverbrennung. Für ihren Maidan-Einsatz erhielt sie schließlich von der USA einen Preis, und der verpflichtet.
2014 schon konnte sie ihre Arbeit für die EU in Brüssel schön mit ihrem Einsatz als Jurorin bei der belgischen(!) Vorentscheidung kombinieren. Ich befürchte, je mehr sich die Ukraine als Loser-Staat herausstellt, desto marktschreierischer wird Ruslana auf allen europäischen Hochzeiten tanzen (müssen).
Jamie-Lee Kriewitz ist Teilnehmerin der deutschen Vorentscheidung 2016 mit den besten Aussichten auf Sieg. Natürlich hat Jamie-Lee keine dunklen Seiten, und selbst wenn, erführe ich als letzte davon. Ich imitiere nur den Stil der Boulevardpresse und referiere zugleich auf einen der besten Filme, den ich in den letzten Jahren gesehen habe: Die dunkle Seite der Wikipedia. Es gefällt mir, wie in dem Film trocken und emotionslos eine verdeckte Kommunikationsstrategie, die einseitig die Interessen der USA und NATO begünstigt, offen gelegt wird. Eine dunkle Strategie, deren pöbelnden Untertöne mir aus der Popwelt seit 2008 vertraut ist. Die dunkle Seite der Jamie-Lee ist dementsprechend das Business, für das sie steht.
Dass im Gegensatz zu Wikipedia der ESC als Spaß-Event vermarktet wird, erschwert die Kritik Blinde Schwärmerei der „Lenastheniker“ 2010 bewies, dass sich der Zwang zu Infantilismus und Entprofessionalisierung bis in alle deutschen Chefredaktionen durchgesetzt hat. Zu Wissenschaft oder Religion kann man immer noch eine kritische Distanz aufbauen, zur Dummheit der trivialen Spaßgesellschaft nicht mehr, ohne dass der Vorwurf von Spaßverderberei, psychischer Krankheit oder Verschwörungstheorie laut wird.
Meine persönlichen Beschwerden wegen politischer Hetzkampagnen im Rahmen des Eurovision Song Contest gegen Serbien 2008, Russland 2009 und Aserbaidschan 2012 wurden von Zeitungen und Parteien dementsprechend ins Lächerliche gezogen.
Für die US-Musikindustrie besteht der Spaß im Hit-Recycling Weil ihnen seit 30 Jahren nichts Neues mehr eingefallen ist. Man lässt die Sternchen abgedroschene Musikstücke der US-Musikindustrie rauf und runter singen. Dass bei der Masse an Teilnehmern nicht einziges Mal ein Musikstück aus einem Land jenseits der Oder zu hören ist, ist nicht wirklich repräsentativ für die Zusammensetzung unserer Gesellschaft. Vonwegen Refugee Welcome! Im Gegensatz zu beispielsweise skandinavischen Shows ist die deutsche Vorentscheidung traditionell besonders "pro-amerikanisch,anti-islamisch“.
Für Castingshow-Fans besteht der Spaß in der Niedertracht Diese Fans sind keine Musik-Fans, sondern Fans eines TV-Formates, welches ihnen Mitbeteiligung vorgaukelt und schräge Gaudis verspricht. Sie setzen oftmals auf Schadenfreude und Niedertracht, was ihnen von ganz besonders beliebten Juroren (Bohlen, Raab) und den Qualitätsmedien vorgelebt und vorformuliert wird. Bei der Lena-Meyer-Landrut-Kampagne haben sich Medien, Politik, Wirtschaft und Kirche sogar offen gegen das Publikum zusammengeschlossen. Dadurch werden die Grenzen zwischen Organisatoren und Support fließend, dem Support haftet was Künstliches an. Die "Fans" bekommen dadurch genau wie die Stars ein vorgefertigtes Profil.
Wie der künstliche Support auf Kritik reagiert, zeigen Beispielkommentare aus meinem Blog zu meinem Text „Lena Meyer-Landrut, alles nur Hochstapelei“ aus 2010. Sie haben keine Gegen-Argumente und werden stattdessen beleidigend. In welche Schublade mich die Kommentare schließlich stecken wollten, ist mir erst jetzt durch den Wikipedia-Film klar geworden. Ziel Querfront Zufall?
Fazit: Gelenkte Konsumentengruppen, Einschüchterung, Niedertracht, Schadenfreude und Hetze gehören untrennbar zu dem Business der Castingshows.
Die Zweifler sind Reflexbeißern ausgeliefert Wer diesen „Spaß“ nicht mitmacht und das Siegreiche der Sternchen hinterfragt, ruft Reflexbeißer auf den Plan. Ausformulierte Argumente haben sie keine, dafür um so mehr Kaltschnäuzigkeit und Verweise auf Votings, Ratings, Rankings, Hitraten und Awards – also auf manipulierbare Zahlen. Leider macht ihr Ton die Musik, und es sind schon zahlreiche Diskussionsgruppen und Kommentarspalten an ihnen gescheitert.
Hinter der anonymen Wirtschaftsstruktur und ihrer Strategie "Casting-Show" mit dennicht mal überprüfbaren Ergebnissen können sich also die brutalsten Supportgruppen organisieren, ohne dass jemand Böses dabei denkt, weil doch alles nur ein Spaß ist. Das ist bei gewachsenen Profilen wie z. B. Ralph Siegel, Xavier Naidoo oder Bushido nicht möglich. Man stelle sich mal vor, einer ihrer Fans würde 77 Menschen umbringen, vorwiegend junge Musiker... Beim ESC ist es 2011 geschehen, und kein Musiker musste sich für seine Fans rechtfertigen, keine Fangruppe hat beschämt und betroffen Distanz eingefordert.
Castingstars müssen beliebig sein, ihre Profile austauschbar Die Profilierung läuft über Fotos (das Foto von Jamie-Lee Kriewitz mit den toten Augen erinnert mich an den Sciene-Fiction-Thriller "Die Frauen von Stepford aus 1975, s. o.) und Phrasendrescherei (oder Online-Petitionen). Leeren Castingprofilen kann man mit vorgefertigten Rezeptionsmustern, gleich geschalteten Boulevard-Medien und dubiosen Supportgruppen alles andichten - oder absprechen.
Dieses Jahr übernimmt Jamie-Lee Kriewitz die Aufgabe der Trollbespaßung Sie hat meiner Meinung nach die beste Stimme. Ihr Song ist in seiner impotenten Schwerfälligkeit kein Knaller, aber im Vergleich zur Konkurrenz am modernsten arrangiert. Ihr Outfit als decora kei-style aus Japan zu bezeichnen, halte ich für kühn. Im Clip sieht sie nach Altkleidersammlung aus, aber da sich kaum jemand für Stile jenseits der Oder interessiert, kann man uns alles erzählen.
Sie und Laura Pinski (Ralph Siegel) wurden wie gefühlte Millionen vor ihnen mit Wettbewerbshypeder Biomasseanlage "Castingshow" vorveredelt. Die deutsche Vorentscheidung und der ESC sind mittlerweile nur weitere, ermüdende Folgen. Es würde mich wundern, wenn eine der beiden die Vorentscheidung nicht gewinnt.
Früher lebte man als ESC-Fan in einer Parallelwelt. Heute sind Fans in der Multimedialität angekommen und befähigt, die Wettbewerbschancen einzelner Beiträge realistischer einzuschätzen als die Stars. Sie dürfen sich über Stars aus der Parallelwelt wundern, die die Herzen der Fans mit Rohrkrepierern erobern wollen.
Schätzen gestandene Musikerinnen wie Ella Endlich oder Bands wie „Woods Of Birnam“, „Luxuslärm“ und „Keoma“ ihren Erfolg grundsätzlich als so hoffnungslos ein, dass sie sogar das überflüssige Wagnis eingehen, mit offensichtlich schwachen Liedern durch die Eurovisions-Drehtür ins Nirwana befördert zu werden? Oder ist das Vertragszwang? Dann ist es hoffnungslos.
Luxuslärm und Ella Endlich enttäuschen mit dem abgedroschenen Gegenteil eines Gassenhauers.
Der Song „Lift Me Up - From The Underground“ von Woods Of Birnam klingt zu brav um als Wettbewerbsbeitrag aufzufallen.
Die technisch ausgetüftelte leise Backgroundmusik und das unerträgliche Wimmern von Kat Frankie von Keoma würden Im Kommerz-TV bei DSDS nicht mal den Recall schaffen.
Es scheint, als müsse mit Krampf und Gewalt eine Telefon-Voting-Show auf die Beine gestellt werden, die das Publikum langweilt, den Musikern nichts einbringt und dem Zuschauer das Geld aus der Tasche zieht. Dieses Wettbewerbsformat ist noch abgedroschener als die Lieder – und hat auch noch alle anderen Formate verdrängt.
Während man sich 2015 über das von Polina Gagarina gesungene „Friedenslied“ für Russland wegen „Putins Verlogenheit“ echauffierte, scheinen deutsche Medien in einem „Friedenslied“ für Deutschland keine Widersprüche zu sehen. Deutsche Kriegsbeteiligung, Auslandseinsätze, fehlende UN-Mandate, Vertreibung ganzer Völker etc. werden von deutschen Eurovisionswächtern sorgfältig außen vor gehalten.
Geschickt wird das "deutsche Friedenslied“ mit Hilfe einer Online-Petition für den ESC vermarktet. Die Online-Petition soll Maßstab für Zuspruch und Beliebtheit sein, aber tatsächlich zerstört sie den Beitrag und macht aus dem deutschen Sänger und seinem Publikum Idioten.
Die Funktion der Musik entscheidet über ihre Aussage Axel Diehl schrieb anlässlich der Pariser Attentate einen Schlager mit dem Titel „Nur ein Lied“. Zum Lied gibt es eine rührselige Entstehungsgeschichte, eine Fan-Mission und eine edle Einspielung mit dem Münchener Rundfunkorchester. Leider wäre ausgerechnet der Charme einer Live-Einspielung beim vorgeschriebenen Playback des ESC dahin, was bliebe, wäre eben „Nur ein Lied“ und blödsinnige PR.
Legt man den Begriff „Protest- oder Friedenslied“ aus den 60er Jahren zugrunde, mag Diehls bottom-up Perspektive als Protest durchgehen, sie drückt Sorge und den Wunsch nach Frieden und Solidarität aus: „Aus Angst wird Hass, aus Hass wird Krieg, bis die Menschlichkeit am Boden liegt, bis hier alles explodiert und jeder den Verstand verliert".
Sobald aber dieser Beitrag vom staatsnahen Rundfunk abgesegnet wird und in einem internationalen Wettbewerb GEGEN andere Nationen antritt, verkehren sich Aussage und Funktion ins Gegenteil. Er wird zum entsolidarisierenden und repräsentativen Wettbewerbs-Beitrag aus Deutschland, eines der größten internationalen Waffenexporteure. Aus der top-down-Perspektive von Militärs und deutscher Rüstungsindustrie wird die oben zitierte Textzeile zur Verhöhnung.
Online-Petition für „Nur ein Lied“ „Viele sehen in ihm einen Vertreter Deutschlands beim Eurovision Song Contest und starten eine Online-Petition, um den 28-Jährigen nach Stockholm zu entsenden“. (NDR)
An eine natürlich gewachsene Fangemeinde kann ich bei Alex Diehl nicht glauben, denn mehr als „Nur ein Lied“ ist von ihm nicht bekannt. Und warum ausgerechnet den ESC anvisieren, der das Lied pervertiert?
Meine Antwort: Genau wie bei den Universal-Stars Lena Meyer-Landrut oder Conchita Wurst soll hier das Rezeptionsmuster gleich mitgeliefert werden. Die Petition ist als Aufforderung zum vorauseilendem Opportunismus zu sehen, sie zerstört die kritische Distanz des Konsumenten zu Autoritäten und vertuscht die Absichten der Militärs: "Aus Angst wird Hass, aus Hass wird Krieg, bis hier alles explodiert und jeder den Verstand verliert“.
Ich vermute, dass es sich bei den Initiatoren der Petition um Mitarbeiter vom amerikanischen Universal Music handelt. Das würde erklären, warum die Qualitätsmedien und Fans sich mit Spott oder scharfem Protest zurückhalten (müssen).