Donnerstag, 21. Mai 2020

Die Eurovision sang den Corona-Blues

„Das Unbegangene wird langsam rar. Der Wiederholungsekel, wenn man merkt, das habe ich doch jetzt schon 1000 mal so durchexerziert, das wird schal im Mund […], die Bewegung wird einfach öde und banal, wenn man sie zu oft ausführt.“ 

Diese Worte von Neo Rauch aus 2019 sprachen mir aus der Seele. Dass nach meinem monatelangen Überdruss vom ESC dann ur-plötzlich alle Massenveranstaltungen und damit auch der Eurovision Song Contest abgeblasen wurden, erschien mir folgerichtig und angenehm. 

Ergeht es den Strippenziehern der Globalisierung auch so wie mir und Neo-Rauch? 
Wir sollen glauben, dass der Lockdown von einer fürsorglichen Elite für ihre verseuchte Massengesellschaft angeordnet wird. Hat man also bislang mit Dauerbespaßung aus Konsumenten Kleinkinder gemacht, saßen wir am 16.05.2020 als Patienten vorm TV. Originell war das nicht. 

Die von oben angeordnete weltweite Atempause sieht zwar nach Machtdemonstration aus, könnte es aber nicht auch ein Hinweis darauf sein, dass man sich in der eigenen Klappsmühlen-Bespaßung verrannt hat? Beim Thema ESC sieht es schon seit längerem danach aus. 

COVID-19 als Angriff auf die Spaßgesellschaft
Während man im Kalten Krieg den Ostblock noch mit dem Lifestyle einer rebellischen und kreativen Jugend untergrub, die für Freiheit, Demokratie, Kapitalismus (und ein bisschen Frieden) kämpfte, benötigt man seit seinem Verschwinden nur noch Naive, die sich mittels Zauberwort „Globalisierung“ für das genaue Gegenteil von Freiheit stark machen, ohne dieses Gegenteil benennen zu dürfen. Kaum ein Event führt deutlicher vor, wie ausgerechnet dieses Tabu kommerzialisiert und sogar noch ausgebeutet werden kann, wie der Eurovision Song Contest. 

Hierzu gehört vor allem die Tatsache, dass der ESC niemals Teil einer aufmüpfigen Kultur war und es aufgrund seiner hierarchischen, geschlossenen Organisation niemals sein wird. Daran ändern auch Geschichtsverklärungen um Abba, Stefan Raab, Conchita Wurst u. a. nichts. Dem bis in die 90er Jahre konservativen Grand Prix verpasste man ab 1998 einfach nur ein anglo-amerikanisches Spaß- und Angeber-Format, in Deutschland personifiziert mit dem Namen Stefan Raab. 

Der war gemeinsam mit Kollege Wurst am 16.05.2020 mit eigener Show auch wieder mit von der Partie. Die Steigbügelhalter der Eurovision (Globalisierung) scheinen vor dem Rauch‘schen Überdruss und vor Selbstkritik gefeit, sie machen einfach weiter und weiter und weiter… 

Conchita Wurst steht beispielhaft für die schablonenhaften Promi-Identitäten, die eigens für den ESC kreiert werden, wobei man sich an die Emanzipationsbewegungen der 60er bis 80er Jahre orientiert. Dass allerdings die LGBT beim ESC immer noch als eine bedrohte Minderheit um Anerkennung bettelt, ist angesichts ihrer finanzstarken Unterstützung verlogen. Vielmehr werfen die konstruierten Minderheiten-Profile mittlerweile ein zweifelhaftes Licht auf ihre Erfinder. 

Wer könnten die Erfinder der bedrohten sexuellen Minderheiten sein? 
Folgt man Untersuchungen amerikanischer Feministinnen, scheint auch hier genau wie beim Thema Corona die Pharmaindustrie keine unwesentlich Rolle zu spielen. Anhand einer brutalen Instrumentalisierung von Identität und Sexualität scheint der ESC ab 1998 zur Werbeplattform für ein Establishment geworden zu sein, in welchem das Militär, billionaire philanthropists, the technology and pharmaceutical industries, major corporations, and banks dominieren.  Und so ging der Spaß vonstatten: 

1998 übernahm die amerikanische Musikindustrie den ESC, setzte die Homosexuellen als „Experten“ in die ersten Reihen, und ließ die von Designern aufgebrezelte Transsexuelle Dana International aus Israel mit dem Lied „Diva“ den ESC gewinnen, die sich zuvor zwecks Geschlechtsumwandlung auf den Operationstisch gelegt hatte. Zufall? Eher steht zu vermuten, dass diese Person ohne Operation wohl nicht mal unter ferner liefen beim ESC aufgetreten wäre und dass die sog. „ESC-Experten“ ziemlich aufgemischt wurden mittels Agenten. 

Die Konzentration auf das breitenwirksame Boulevard ist ein kluger Schachzug, denn ausnahmslos alle Journalisten fühlen sich dem Spektakel so sehr überlegen, dass sie diese Praktiken des „diversen“ Spaßes nicht hinterfragen. Bei der letzten Austragung 2019 in Israel mussten z. B. alle Stars eine Blutprobe abgeben, wahren „ESC-Experten“ wurde eine Blutprobenabgabe nahegelegt. Bei der nächsten Eurovision könnte schon nach biologischen Kriterien mit Impfpass selektiert werden. Aber wenn das bislang doch so spaßig funktionierte: 

Warum und für wen soll der Spaß plötzlich vorbei sein? 
Dass sich schlagartig alle Länder am Lock-Down beteiligen, erinnert an Zeiten des Feudalismus. Es gibt zwar Konkurrenz und Schuldzuweisungen wie seinerzeit unter den Monarchien, doch scheint man sich damals wie heute zumindest im Verhältnis gegenüber Staat und Untertanen einig: Man spricht ihnen schlicht die Mitsprache oder gar die Menschenwürde ab. 

Während sog. Diktaturen daraus kaum einen Hehl machen, muss uns unsere Unterhaltungsindustrie ständig ein x für ein u vormachen. Das ist nicht nur teuer, sondern lässt auch das westliche Establishment langsam viehisch aussehen. Minderheitenanbetung oder Phrasendrescherei um bunte Diversität stellen in Diktaturen keinen Wert dar. Chinas Mittelstand z. B. ist in der Diktatur gestärkt worden und bietet dafür Anpassung, Leistung und Disziplin – und ich glaube sogar Konsens mit der Regierung. Auch bis ins Transhumane. 

Eurovision? China hat 2018 die Übertragung des ESC verboten. Hiesiger Narrative zufolge wegen zu viel westlicher Toleranz, der Tatoos, der Schwulen, der sexuellen Selbstentblößung und Blablabla... Fakt war ein autoritäres Nein ohne nachvollziehbare Begründung. 

Für Kommentator Peter Urban war in der deutschen ARD-Finalshow die US-Musikindustrie wie seit jeher Vorbild für europäische Musik. Noch immer will keiner wahrhaben, dass Asiaten den popkulturellen Kinderkram mittlerweile nicht nur locker nachahmen, sondern schon seit längerem überbieten. 

Ich mag mir jedenfalls die auf Linie gebrachten Schmalspur-Promis nicht mehr anhören oder anschauen, zumal die asiatische Konkurrenz längst Schöneres und Professionelleres bietet. Deren Establishments staffieren ihre Jugend schon vorsorglich mit schneidigen Kämpferposen und Herrschermerkmalen aus.