Bei der norwegischen Vorentscheidung wird zum ersten Mal eine Black Metal Band teilnehmen. Und dies ist nicht als Provokation oder Werbung gemeint, sondern angeblich hat der norwegische Organisator Per Sundnes nach dem Sieg einer freundlichen Polka für 2010 gezielt nach einer härteren, düsteren Musik Ausschau gehalten.
Davon fühlten sich Keep Of Kalessin spontan angesprochen. Mit dem Release ihres neuen Albums lässt sich eine Teilnahme gut kombinieren: “We had made a song with a catchy chorus, so I just sent it to them.“ (Obisdian, bürgerlicher Name: Gronbech, Arnt)
Metal beim Eurovision Song Contest finde ich nicht nur mutig, sondern überfällig. Black Metal für den Gastgeber Norwegen ist sogar konsequent, da dieses Subgenre maßgeblich in Norwegen und Schweden entwickelt wurde. Gitarren- und schlagzeuglastig, teilweise schnell und virtuos gespielte wie auch dissonante Riffs, rhythmisch mitunter sperrig und durch den gutturalen Gesang (Grunzen) bewusst schmutzig gehaltener Klang, geben der Black Metal Musik insgesamt einen emotional aggressiven, harten, ja zuweilen gewollt hasserfüllten Ausdruck. Authentizität wird angestrebt durch eigene Texte und Kompositionen wie auch durch musikalisches Handwerk.
Zur Entstehung ihres Contest-Beitrages: The Dragon Tower
Für den Song Contest wäre Keep Of Kalessin meiner Meinung nach eine Bereicherung. Ich finde diesen Musikstil sogar weitaus angenehmer (und europäischer), als das US-kopierte Black-Music-Geröhre all der Castingstars. Aber wäre eine Teilnahme auch gut für die Band?
Sweet Child In Time
Metal repräsentiert eine Subkultur, die sich bewusst vom Mainstream absetzt und zur Gesellschaft – beim Black Metal besonders zur Kirche – eine kritische bis ablehnende Haltung einnimmt. Für Musiker wie Fans scheint diese Musik als extremer Ausdruck von konfliktreicher Selbsterfahrung sogar eine therapeutische Funktion zu haben. Für Metal- Fans dürfte der Contest somit die Negativfolie plakativer Spaßigkeit, verlogener Pose und verratener Ideale darstellen.
Ich denke, nur wenn Keep of Kalessin ihrem extremen Stil treu bleiben, können sie erfolgreich sein. Wo Tabubrüche wie z. B. Kirchenbrandstiftungen, mysteriöse Todesfälle, Vergewaltigungen und Nähe zum Rechtsradikalismus „normal“ sind, da dürfte ein Auftritt beim Eurovision Song Contest auch noch zu verkraften sein ;-)
Und so soll es sich anhören:
Samstag, 19. Dezember 2009
Dienstag, 1. Dezember 2009
Junior Eurovision Song Contest - eine Nachbetrachtung
Beim letzten Junior Eurovision Song Contest präsentierte der 12-jährige Weissrusse Yuryi Demidovich mit seinem Lied "Magic Rabbit" für meinen Geschmack ein kleines musikalisches Meisterwerk. Wenn ich jedoch die Performance anschaue, wird aus dem Meisterwerk eine Anhäufung von Stilparodien aus Rap, Pop, Rock und opernhaftem Credo und somit eine Lachnummer.
Die Jungs im Background machen alberne Bewegungen und Mienen wie 3-jährige und kriechen dem Vorsänger Yuryi devot zu Füßen, und das in steifen Erwachsenenkostümen. Yuryi wiederum dirigiert mit gebieterischer Miene zunächst seinen kleinen Chor und schließlich das Publikum. Wer hat sich so etwas ausgedacht?
Antwort: Yuryi Demidovich. Zusammen mit seinen Lehrern wurden dann das Arrangement, die Kostüme und die Choreographie entwickelt. Auch der Text ist von Yuryi:
"Somewhere in the dense forest among the blue firs and fairy flowers just lives, and sadly sings songs
Who do you think?
Well who do you think?
Magic Rabbit.
Draws a zero with a chalk, puts on glasses, studies Latin [...]
composes poems, plays on violin, misses him mom."
Yuryi ist Eliteschüler, erlernt seit 9 Jahren Musik, hatte im Bereich Kirchenmusik schon mehrere professionelle Auftritte im In- und Ausland und lt. eigener Aussage den Sieg beim JESC nicht nötig, da seine Universitätsausbildung und seine musikalische Karriere so gut wie sicher sind. Ich schaue mir noch mal die Performance an und denke mir: Auch kleine Eliten werden von den Verhältnissen geformt, die sie repräsentieren. Der Magie des Elfenbeinturms erlegen, bringt sie die Fokussierung auf Sekundärtugenden wie Disziplin, Fleiß, Ambitioniertheit oder Ordnungssinn doch wieder zu Fall.
Übrigens gab es bei der weissrussischen Vorentscheidung ein Jurymitglied (Svetlana Statsenko), die diese gesamte Darbietung eher beängstigend fand und sie deshalb gerne verhindert hätte. Sie wurde daraufhin von der Jury ausgeschlossen mit der Begründung, durch ihre Kritik mit den ethischen Regeln gebrochen zu haben.
Als Gegenbeispiel hier der Siegertitel aus den Niederlanden, der 14-jährige Ralf Mackenbach mit dem Lied Click Clack:
Umgekehrt zum weissrussischen Beitrag bleibt mir die poppige Swingnummer nicht im Ohr haften, aber das Stück besticht durch eine klasse Performance. Statt abgehobener Kopfgeburt scheinen die Niederländer sich zumindest auf ihre eigene Lebensrealität zu beziehen, die sie sportlich und lustvoll auf die Bühne bringen. Auch gibt es keine Hierarchie, alle Performer sind gleichwertig und berühren den Leadsänger mit der Hand, eine Geste, die auch schon der serbischen Siegerin Marija Serifovic Erfolg brachte. Das repräsentiert Teamgeist. Indem das Team in Interaktion virtuos zu beeindrucken versteht, passt es sich lässig und geschmeidig - cool - dem Jugendgeschmack an, und beweist damit sogar Klugheit und Markttauglichkeit.
Dem Kinder-Wettbewerb liegt sicher keine existenzielle Motivation zugrunde, hier sollen wohl Spaß und Spiel im Vordergrund stehen. Dennoch nehme ich eine erzieherische Funktion wahr, indem die Kinder bereits an einen Standard herangeführt werden, der beim Eurovision Song Contest fast schon Norm ist. Viele Beiträge scheinen in ihrer Schlichtheit leider den weniger guten Beispielen des Erwachsenencontestes zu folgen. Aus diesem Blickwinkel muss ich für den weissrussischen Beitrag "Magic Rabbit" eine Lanze brechen, ich finde ihn in seiner Experimentierfreude und Eigensinnigkeit vorbildlich.
Alle Infos zum Junior Eurovision Song Contest entnahm ich der Internetseite der kasachischen Fans:
http://esckaz.com/jesc/2009/
Die Jungs im Background machen alberne Bewegungen und Mienen wie 3-jährige und kriechen dem Vorsänger Yuryi devot zu Füßen, und das in steifen Erwachsenenkostümen. Yuryi wiederum dirigiert mit gebieterischer Miene zunächst seinen kleinen Chor und schließlich das Publikum. Wer hat sich so etwas ausgedacht?
Antwort: Yuryi Demidovich. Zusammen mit seinen Lehrern wurden dann das Arrangement, die Kostüme und die Choreographie entwickelt. Auch der Text ist von Yuryi:
"Somewhere in the dense forest among the blue firs and fairy flowers just lives, and sadly sings songs
Who do you think?
Well who do you think?
Magic Rabbit.
Draws a zero with a chalk, puts on glasses, studies Latin [...]
composes poems, plays on violin, misses him mom."
Yuryi ist Eliteschüler, erlernt seit 9 Jahren Musik, hatte im Bereich Kirchenmusik schon mehrere professionelle Auftritte im In- und Ausland und lt. eigener Aussage den Sieg beim JESC nicht nötig, da seine Universitätsausbildung und seine musikalische Karriere so gut wie sicher sind. Ich schaue mir noch mal die Performance an und denke mir: Auch kleine Eliten werden von den Verhältnissen geformt, die sie repräsentieren. Der Magie des Elfenbeinturms erlegen, bringt sie die Fokussierung auf Sekundärtugenden wie Disziplin, Fleiß, Ambitioniertheit oder Ordnungssinn doch wieder zu Fall.
Übrigens gab es bei der weissrussischen Vorentscheidung ein Jurymitglied (Svetlana Statsenko), die diese gesamte Darbietung eher beängstigend fand und sie deshalb gerne verhindert hätte. Sie wurde daraufhin von der Jury ausgeschlossen mit der Begründung, durch ihre Kritik mit den ethischen Regeln gebrochen zu haben.
Als Gegenbeispiel hier der Siegertitel aus den Niederlanden, der 14-jährige Ralf Mackenbach mit dem Lied Click Clack:
Umgekehrt zum weissrussischen Beitrag bleibt mir die poppige Swingnummer nicht im Ohr haften, aber das Stück besticht durch eine klasse Performance. Statt abgehobener Kopfgeburt scheinen die Niederländer sich zumindest auf ihre eigene Lebensrealität zu beziehen, die sie sportlich und lustvoll auf die Bühne bringen. Auch gibt es keine Hierarchie, alle Performer sind gleichwertig und berühren den Leadsänger mit der Hand, eine Geste, die auch schon der serbischen Siegerin Marija Serifovic Erfolg brachte. Das repräsentiert Teamgeist. Indem das Team in Interaktion virtuos zu beeindrucken versteht, passt es sich lässig und geschmeidig - cool - dem Jugendgeschmack an, und beweist damit sogar Klugheit und Markttauglichkeit.
Dem Kinder-Wettbewerb liegt sicher keine existenzielle Motivation zugrunde, hier sollen wohl Spaß und Spiel im Vordergrund stehen. Dennoch nehme ich eine erzieherische Funktion wahr, indem die Kinder bereits an einen Standard herangeführt werden, der beim Eurovision Song Contest fast schon Norm ist. Viele Beiträge scheinen in ihrer Schlichtheit leider den weniger guten Beispielen des Erwachsenencontestes zu folgen. Aus diesem Blickwinkel muss ich für den weissrussischen Beitrag "Magic Rabbit" eine Lanze brechen, ich finde ihn in seiner Experimentierfreude und Eigensinnigkeit vorbildlich.
Alle Infos zum Junior Eurovision Song Contest entnahm ich der Internetseite der kasachischen Fans:
http://esckaz.com/jesc/2009/
Dienstag, 24. November 2009
Ich bilde mir jetzt mal ein…
dass lautes Schimpfen was bewirken kann.
Erst letzte Woche fand ich auf der Homepage des RBB einen Aufruf von Radio FRITZ!
Herrn Schrag finde ich übrigens wirklich charmant, auch wenn sein Auftritt wohl nicht ganz ernst gemeint ist ;-)
Dann wurde auf den Internetseiten des WDR ein Interview mit Jochen Rausch veröffentlicht, das mir stellenweise aus dem Herzen spricht:
„Vom ARD-Hörfunk sind die großen Popwellen dabei […] Die ARD erhofft sich insgesamt davon, ein jüngeres Publikum zu erreichen, und wir beim Hörfunk haben da Kompetenz. Wir vom Radio haben bei jüngeren Leuten deutlich mehr Erfolg als das Fernsehen.“ Das ist wohl so.
Und gestern überraschte mich ein informativer Aufruf zur Bewerbung in der NMZ.
Na also, geht doch!
Die Raabschen Berührungsängste mit einer Fachzielgruppe und Musikern scheint wie weggeblasen. Und richtig: Ging es nicht darum, das Ansehen unserer deutschen Beiträge beim Contest mit angemessener Werbung und anspruchsvoller Musik zu verbessern? Warum dann nicht gleich so? Und wozu eigentlich die Kooperation mit PRO Sieben und Stefan Raab? Und wieso ein Casting?
Ach, ich will ja nicht schon wieder grübeln. Warte ich doch lieber auf weitere positive Überraschungen.
Erst letzte Woche fand ich auf der Homepage des RBB einen Aufruf von Radio FRITZ!
Herrn Schrag finde ich übrigens wirklich charmant, auch wenn sein Auftritt wohl nicht ganz ernst gemeint ist ;-)
Dann wurde auf den Internetseiten des WDR ein Interview mit Jochen Rausch veröffentlicht, das mir stellenweise aus dem Herzen spricht:
„Vom ARD-Hörfunk sind die großen Popwellen dabei […] Die ARD erhofft sich insgesamt davon, ein jüngeres Publikum zu erreichen, und wir beim Hörfunk haben da Kompetenz. Wir vom Radio haben bei jüngeren Leuten deutlich mehr Erfolg als das Fernsehen.“ Das ist wohl so.
Und gestern überraschte mich ein informativer Aufruf zur Bewerbung in der NMZ.
Na also, geht doch!
Die Raabschen Berührungsängste mit einer Fachzielgruppe und Musikern scheint wie weggeblasen. Und richtig: Ging es nicht darum, das Ansehen unserer deutschen Beiträge beim Contest mit angemessener Werbung und anspruchsvoller Musik zu verbessern? Warum dann nicht gleich so? Und wozu eigentlich die Kooperation mit PRO Sieben und Stefan Raab? Und wieso ein Casting?
Ach, ich will ja nicht schon wieder grübeln. Warte ich doch lieber auf weitere positive Überraschungen.
Samstag, 14. November 2009
Veraltete Träume
oder "Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben."
So könnte man den Erfolg südosteuropäischer Länder beim ESC deuten. Viele erst nach dem Mauerfall hinzugekommen, hatten 10 Jahre später ein Abo auf die vorderen Plätze. Das alte Westeuropa wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als die Jury zurückzufordern und verpasste sich 2009 erst mal einen Erfolg.
Darüber will ich nicht meckern: Die lustige Kinderpolka eines quirligen Weißrussen aus Norwegen gewann, und zwar richtig - auch ohne Jury. Deutschland, Frankreich und Spanien hingegen wären ohne Jury wahrscheinlich wieder die Schlusslichter gewesen. Und es steht zu vermuten, dass auch den Niederländern, Belgiern und Schweizern ein bisschen Erfolg zugebilligt werden soll, denn für 2010 wurde die Jury auch im Semifinale hinzugefügt.
Viele westeuropäische Fans setzen auf die Jury
Ihre Begründung: „Das Televoting hat über die Jahre einfach eine absolute Schieflage produziert. Dazu zählen vor allem: die Diaspora-Votings in bestimmten Ländern, die Möglichkeit, mit Mehrfachanrufen bestimmte Beiträge zu pushen, die Möglichkeit, an einem Voting teilnehmen zu können, ohne überhaupt alle Lieder gehört haben zu müssen.“
Das hört sich logisch an, ist aber meiner Meinung nach verkürzt gedacht. Was hier als Schieflage gedeutet wird, ist für die Sieger ein Spaß und die Kritiker eine willkommene Lachnummer. Denn die Schieflage wurde ausgerechnet durch das von Westeuropa forcierte Telefonvoting hervorgerufen. Clevere Delegationen haben daraufhin die Macken dieser Abstimmungsprozedur ins Gesamtkonzept einbezogen und gewonnen. Angenehme Folge war, dass die Beiträge aus deren Ländern immer ansprechender wurden. Warum dieses Wechselspiel von - meinetwegen fingierter - Nachfrage und gutem Angebot als Schieflage bezeichnen? Eine unsympathische Schieflage nehme ich eher in der unterschwelligen Schadenfreude wahr, wenn die sonst erfolgreichen Länder endlich mal abgestraft werden, unabhängig von ihren Beiträgen. Das lässt auf tiefe Verunsicherung schließen.
Westeuropa begnügt sich mit der Defensive
Es drehte mit Wiedereinführung der Jury das Rad der Geschichte zurück, vermengte Ursache und Wirkung und suchte nach Sündenböcken. Nun dominiert erst mal die Jury den ESC-Diskurs, womit zum einen vom Rückstand abgelenkt wird und zugleich erfolgreiche Länder als Schummler diskreditiert werden können. Für das diesjährige Ergebnis klopft man sich stolz auf die Brust. Ich frage mich nur, wofür? In einer freien Marktwirtschaft ist der Rückwärtsgang doch nur Zeichen von Kapitulation. Wer ahnt, zukünftig nicht mehr gegenhalten zu können, setzt auf Risikovermeidung (Jury und Big-4!)
Statt das Publikum abzulenken und zu polarisieren, plädiere ich für einen neuen Kompromis, der vor allem Musiker unabhänger macht von außermusikalischen Rangeleien, ihnen Ansporn und breiten Spielraum gibt und gleichzeitig unterschiedlichen Rezeptionsmustern gerecht wird:
Man sollte 2 Sieger ermitteln: Einen Jury- und einen Publikumsfavoriten.
Wie würden Zuschauer und Jury folgenden Beitrag aus Bulgarien wohl bewerten?
Cosmos
Stoyan Yankoulov und Elitsa Todorova
So könnte man den Erfolg südosteuropäischer Länder beim ESC deuten. Viele erst nach dem Mauerfall hinzugekommen, hatten 10 Jahre später ein Abo auf die vorderen Plätze. Das alte Westeuropa wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als die Jury zurückzufordern und verpasste sich 2009 erst mal einen Erfolg.
Darüber will ich nicht meckern: Die lustige Kinderpolka eines quirligen Weißrussen aus Norwegen gewann, und zwar richtig - auch ohne Jury. Deutschland, Frankreich und Spanien hingegen wären ohne Jury wahrscheinlich wieder die Schlusslichter gewesen. Und es steht zu vermuten, dass auch den Niederländern, Belgiern und Schweizern ein bisschen Erfolg zugebilligt werden soll, denn für 2010 wurde die Jury auch im Semifinale hinzugefügt.
Viele westeuropäische Fans setzen auf die Jury
Ihre Begründung: „Das Televoting hat über die Jahre einfach eine absolute Schieflage produziert. Dazu zählen vor allem: die Diaspora-Votings in bestimmten Ländern, die Möglichkeit, mit Mehrfachanrufen bestimmte Beiträge zu pushen, die Möglichkeit, an einem Voting teilnehmen zu können, ohne überhaupt alle Lieder gehört haben zu müssen.“
Das hört sich logisch an, ist aber meiner Meinung nach verkürzt gedacht. Was hier als Schieflage gedeutet wird, ist für die Sieger ein Spaß und die Kritiker eine willkommene Lachnummer. Denn die Schieflage wurde ausgerechnet durch das von Westeuropa forcierte Telefonvoting hervorgerufen. Clevere Delegationen haben daraufhin die Macken dieser Abstimmungsprozedur ins Gesamtkonzept einbezogen und gewonnen. Angenehme Folge war, dass die Beiträge aus deren Ländern immer ansprechender wurden. Warum dieses Wechselspiel von - meinetwegen fingierter - Nachfrage und gutem Angebot als Schieflage bezeichnen? Eine unsympathische Schieflage nehme ich eher in der unterschwelligen Schadenfreude wahr, wenn die sonst erfolgreichen Länder endlich mal abgestraft werden, unabhängig von ihren Beiträgen. Das lässt auf tiefe Verunsicherung schließen.
Westeuropa begnügt sich mit der Defensive
Es drehte mit Wiedereinführung der Jury das Rad der Geschichte zurück, vermengte Ursache und Wirkung und suchte nach Sündenböcken. Nun dominiert erst mal die Jury den ESC-Diskurs, womit zum einen vom Rückstand abgelenkt wird und zugleich erfolgreiche Länder als Schummler diskreditiert werden können. Für das diesjährige Ergebnis klopft man sich stolz auf die Brust. Ich frage mich nur, wofür? In einer freien Marktwirtschaft ist der Rückwärtsgang doch nur Zeichen von Kapitulation. Wer ahnt, zukünftig nicht mehr gegenhalten zu können, setzt auf Risikovermeidung (Jury und Big-4!)
Statt das Publikum abzulenken und zu polarisieren, plädiere ich für einen neuen Kompromis, der vor allem Musiker unabhänger macht von außermusikalischen Rangeleien, ihnen Ansporn und breiten Spielraum gibt und gleichzeitig unterschiedlichen Rezeptionsmustern gerecht wird:
Man sollte 2 Sieger ermitteln: Einen Jury- und einen Publikumsfavoriten.
Wie würden Zuschauer und Jury folgenden Beitrag aus Bulgarien wohl bewerten?
Cosmos
Stoyan Yankoulov und Elitsa Todorova
Samstag, 7. November 2009
Bei den diesjährigen MTV Europe Music Awards
... gewann die türkische Gruppe Manga den Preis der besten europäischen Band. Manga war mir bereits durch Gespräche in Fankreisen bekannt. Seit Wochen kursierten Gerüchte, sie könnten mögliche Vertreter der Türkei 2010 sein. Egal, wer letztenendes nominiert wird, ich bin von dieser Band begeistert und erfreue mich um so mehr der europäischen Fan-Gerüchteküche, die mir Musik aus vielen verschiedenen Ländern näher bringt. So stellt man sich den ESC-Diskurs vor!
Go - Manga - Go
In Deutschland wird hingegen bezüglich des Contestes überhaupt nicht über Musik gesprochen, bestenfalls über Abstimmungsmodalitäten. Alldieweil sich ein paar ältere Männer ihre Pfründe wieder gesichert haben und seitdem ihre Eitelkeiten mit schlechter PR pflegen, waren für Fans alle Arten der Spekulationen Anfang des Sommers beendet.
Die Homepage des NDR gibt da auch nur noch Historisches her. Ohnehin ist sie seit Jahren nicht mehr als eine aufgemotzte Kopie der Fan-Homepages, und die Casting-Videos wirken in ihrer Gezwungenheit auf mich eher bedrückend.
Und das alles wird – nachdem es als tolles Sendungspotenzial an PRO Sieben unter Wert verkauft und dort polternd glorifiziert - demnächst als Dauerschleife breit getreten… Für mich bislang enttäuschend.
Labels:
Eurovision Song Contest,
Manga,
MTV,
Türkei
Freitag, 16. Oktober 2009
Spaßgesellschaften im Repressionswahn Teil II
Weil die Ergebnisse der letzten Song Conteste nicht ganz den Vorstellungen der Organisatoren entsprachen, haben sie sich 2009 gegen das Publikum positioniert und für die Wertung im Finale die Jurys wieder eingeführt, die jetzt das Ergebnis zur Hälfte mitbestimmen. Damals hat mich u. a. die Begründung gestört: Von Diaspora-Wertung und Ost-Mafia war vielfach die Rede.
Jetzt wurde die Jury auch für die Semifinale wieder eingeführt, diesmal mit der Begründung, dem Wunsch vieler Fans und Journalisten entgegenzukommen. Sehen diese etwa im guten Abschneiden von Norwegen und Island die alte Ordnung wieder hergestellt? Ich möchte nicht glauben, dass diese Art Schadenfreude und Chauvinismus ausschlaggebend gewesen sein könnte…
Tabubrüche
Verdrängt wird gerne, dass Deutschland 1998 mit genau dieser Diaspora-Strategie den Anfang machte. Gemeinsam mit der Telekom wurde versucht, das Votingaufkommen mit dem polarisierenden Beitrag „Piep, piep, piep, Guildo hat euch lieb“ von Quertreibern wie Raab und Horn zu puschen. Gerne wieß man darauf hin, dass die Fans mit Handys in die Schweiz, die Niederlande, nach Dänemark und Polen bis nach Mallorca gereist seien. Fazit 10 Jahre später: Dumm gelaufen.
Auch könnte man vermuten, dass sich die Telefonabstimmungen für die Telefongesellschaften nicht mehr rentieren, seitdem sie alle Verbindungen ½ Jahr zu speichern haben (Vorratsdatenspeicherung). Fans rufen gerne locker 25x für ihre 7 Lieblingsländer an. Das kostet und niemand kann mit den Daten etwas anfangen. Außer Aserbaidschan, das als erstes Land offen Gebrauch von gespeicherten Daten machte und damit ans Tageslicht brachte, was die westlichen Länder gerne unter den Teppich gekehrt hätten, nämlich anlasslos in die Grundrechtspositionen sämtlicher Nutzer elektronischer Dienste einzugreifen zu dürfen. (1)
Kompetenz ok, Neutralität Glücksache?
Meine Einstellung zur Jury bleibt 50 : 50. Jurys fordern m. M. nach beim Publikum eine Distanz zur Show heraus, und die kann nicht schaden. Ein paar Fachkräfte aus der Musikindustrie pro Land sollen jetzt die Jury stellen und diese dürfen zu 50% Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Sollte die engere Einbindung der Musikindustrie zur Folge haben, dass nun nicht mehr ausschließlich contestspezifische 3-Minuten-Acts, sondern markttaugliche Popmusik dargeboten wird, fände ich das ok. Aber führt eine aus der Musikindustrie zusammengestellte Jury nicht eher dazu, dass transnationale Musikkonzerne ihre Standortvorteile nutzen und von Vertretern ihrer Tochterunternehmen ihre eigenen Produkte bepunkten lassen? Dann wäre die Jury-Abstimmung eine öffentlich zelebrierte Lachnummer.
(1) aus gg. Anlass zur Vorratsdatenspeicherung: Der rumänische Verfassungsgerichthofs hat am 08.10.09 die verdachtslose und flächendeckende Aufzeichnung der Telekommunikationsverbindungen und Handystandorte der gesamten Bevölkerung wegen Verletzung des Fernmeldegeheimnisses als verfassungswidrig verworfen.
Jetzt wurde die Jury auch für die Semifinale wieder eingeführt, diesmal mit der Begründung, dem Wunsch vieler Fans und Journalisten entgegenzukommen. Sehen diese etwa im guten Abschneiden von Norwegen und Island die alte Ordnung wieder hergestellt? Ich möchte nicht glauben, dass diese Art Schadenfreude und Chauvinismus ausschlaggebend gewesen sein könnte…
Tabubrüche
Verdrängt wird gerne, dass Deutschland 1998 mit genau dieser Diaspora-Strategie den Anfang machte. Gemeinsam mit der Telekom wurde versucht, das Votingaufkommen mit dem polarisierenden Beitrag „Piep, piep, piep, Guildo hat euch lieb“ von Quertreibern wie Raab und Horn zu puschen. Gerne wieß man darauf hin, dass die Fans mit Handys in die Schweiz, die Niederlande, nach Dänemark und Polen bis nach Mallorca gereist seien. Fazit 10 Jahre später: Dumm gelaufen.
Auch könnte man vermuten, dass sich die Telefonabstimmungen für die Telefongesellschaften nicht mehr rentieren, seitdem sie alle Verbindungen ½ Jahr zu speichern haben (Vorratsdatenspeicherung). Fans rufen gerne locker 25x für ihre 7 Lieblingsländer an. Das kostet und niemand kann mit den Daten etwas anfangen. Außer Aserbaidschan, das als erstes Land offen Gebrauch von gespeicherten Daten machte und damit ans Tageslicht brachte, was die westlichen Länder gerne unter den Teppich gekehrt hätten, nämlich anlasslos in die Grundrechtspositionen sämtlicher Nutzer elektronischer Dienste einzugreifen zu dürfen. (1)
Kompetenz ok, Neutralität Glücksache?
Meine Einstellung zur Jury bleibt 50 : 50. Jurys fordern m. M. nach beim Publikum eine Distanz zur Show heraus, und die kann nicht schaden. Ein paar Fachkräfte aus der Musikindustrie pro Land sollen jetzt die Jury stellen und diese dürfen zu 50% Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Sollte die engere Einbindung der Musikindustrie zur Folge haben, dass nun nicht mehr ausschließlich contestspezifische 3-Minuten-Acts, sondern markttaugliche Popmusik dargeboten wird, fände ich das ok. Aber führt eine aus der Musikindustrie zusammengestellte Jury nicht eher dazu, dass transnationale Musikkonzerne ihre Standortvorteile nutzen und von Vertretern ihrer Tochterunternehmen ihre eigenen Produkte bepunkten lassen? Dann wäre die Jury-Abstimmung eine öffentlich zelebrierte Lachnummer.
(1) aus gg. Anlass zur Vorratsdatenspeicherung: Der rumänische Verfassungsgerichthofs hat am 08.10.09 die verdachtslose und flächendeckende Aufzeichnung der Telekommunikationsverbindungen und Handystandorte der gesamten Bevölkerung wegen Verletzung des Fernmeldegeheimnisses als verfassungswidrig verworfen.
Donnerstag, 8. Oktober 2009
Volksbelustigung
Einen ersten Eindruck des deutschen Castings zum Eurovision Song Contest kann man auf der Homepage des NDR bekommen. Die Darstellung erscheint mir allerdings wie eine Gratwanderung zwischen Info und Ironie. Trotz Beschwörung des Professionellen sind die meisten Teilnehmer wohl zum ersten Mal bei einem Casting, einige sind sogar nur zufällig vorbeigekommen. Zitate: "Ich kann Töne treffen und könnte Deutschland würdig vertreten. Deshalb biete ich meine Hilfe an", oder "Ich entspreche dem modernen Zeitgeist".
Der Intendant des SWR behauptet, das alles sei im Sinne der Veranstalter, der Zuschauer und der Hörer. Und: "Es gibt schon knapp 1000 Bewerbungen." Dänemark hingegen muss sich begnügen mit 562 Bewerbungen. Schweden wiederum kommt auf 2860 Interessierte (Angabe ohne Gewähr).
Werbung dieser Art nehme ich sonst nur wahr, wenn mal wieder hinter vorgehaltener Hand über zahlreiche Bewerbungen bei einem Unternehmen fürs Assessment-Center berichtet wird. Das soll im Sinne der Zuschauer sein? Oder sind mir die letzten gesellschaftlichen Veränderungen entgangen? Sollen gar Brigaden von Casting-Teilnehmern aus europäischen Ländern vom Kombinat der EBU auf der "Straße der Besten" für ihre Verdienste gekürt werden? Spaß beiseite. Solch eine Inszenierung von Massenkult und Massenvermarktung passt einfach nicht zum sonst bejubelten Elitenideal und Geniekult.
Ein Herz für Musiker?
Mitnichten. Mit solchen Zahlenangaben meinen die Organisatoren sich selber. Castingshows, das sind immer noch die anderen, die Unterschicht. Oder sind die Organisatoren durch ein Casting an ihre Jobs gekommen?
Es ist sogar davon auszugehen, dass zwischen all den Sparkassenangestellten und Hartz-IV-Empfängern sich auch praktizierende Musiker bewerben. Ich kann es sogar verstehen, ist es doch eine einmalige Chance auf einen Aufstieg. Nur dass ein Musiker sich mittlerweile bewerben MUSS, weil sogar der gebührenfinanzierte Rundfunk ihm vormacht, dass es sonst keine Karriereprofile und Betätigungsfelder mit Aufstiegschancen gibt, finde ich schlimm.
Wo gerne bei der Bildung gespart wird, bleibt vor allem der Musikunterrricht und die Musik auf der Strecke. Aber immerhin profitieren alte Männer davon: Ob Schweden, Dänemark, Deutschland, NDR, Raab oder Simon Rattle... sie können sich als Wohltäter und damit - in ihrem bürgerlich elitären Verständnis - als die wahren Stars feiern lassen.
Wehe nur, die Jugend geht auf Distanz und weiss sich zu helfen...
Der Intendant des SWR behauptet, das alles sei im Sinne der Veranstalter, der Zuschauer und der Hörer. Und: "Es gibt schon knapp 1000 Bewerbungen." Dänemark hingegen muss sich begnügen mit 562 Bewerbungen. Schweden wiederum kommt auf 2860 Interessierte (Angabe ohne Gewähr).
Werbung dieser Art nehme ich sonst nur wahr, wenn mal wieder hinter vorgehaltener Hand über zahlreiche Bewerbungen bei einem Unternehmen fürs Assessment-Center berichtet wird. Das soll im Sinne der Zuschauer sein? Oder sind mir die letzten gesellschaftlichen Veränderungen entgangen? Sollen gar Brigaden von Casting-Teilnehmern aus europäischen Ländern vom Kombinat der EBU auf der "Straße der Besten" für ihre Verdienste gekürt werden? Spaß beiseite. Solch eine Inszenierung von Massenkult und Massenvermarktung passt einfach nicht zum sonst bejubelten Elitenideal und Geniekult.
Ein Herz für Musiker?
Mitnichten. Mit solchen Zahlenangaben meinen die Organisatoren sich selber. Castingshows, das sind immer noch die anderen, die Unterschicht. Oder sind die Organisatoren durch ein Casting an ihre Jobs gekommen?
Es ist sogar davon auszugehen, dass zwischen all den Sparkassenangestellten und Hartz-IV-Empfängern sich auch praktizierende Musiker bewerben. Ich kann es sogar verstehen, ist es doch eine einmalige Chance auf einen Aufstieg. Nur dass ein Musiker sich mittlerweile bewerben MUSS, weil sogar der gebührenfinanzierte Rundfunk ihm vormacht, dass es sonst keine Karriereprofile und Betätigungsfelder mit Aufstiegschancen gibt, finde ich schlimm.
Wo gerne bei der Bildung gespart wird, bleibt vor allem der Musikunterrricht und die Musik auf der Strecke. Aber immerhin profitieren alte Männer davon: Ob Schweden, Dänemark, Deutschland, NDR, Raab oder Simon Rattle... sie können sich als Wohltäter und damit - in ihrem bürgerlich elitären Verständnis - als die wahren Stars feiern lassen.
Wehe nur, die Jugend geht auf Distanz und weiss sich zu helfen...
Samstag, 12. September 2009
Die Raabolution frisst ihre Kinder
Konnte sonst geträumt, befürchtet und spekuliert werden, wer Deutschland wohl nächstes Mal beim Eurovision Song Contest vertritt, erübrigen sich solche Überlegungen bereits seit Juli. Nicht mal ein Genre gilt es zu erraten, da sich wohl nur Einzelkandidaten bewerben können, was Bands ausschließt.
Stefan Raab will den wahren Interpreten und das ideale Lied erst noch produzieren. Zum Spekulieren gibt es da nix. Bedauerlich für solche Fans, die Fan einer bestimmten Musikrichtung oder eines bestimmten Interpreten sind, für sie ist es gelaufen, bevor es überhaupt angefangen hat.
Wen stört’s?
Den zumindest jüngeren Zuschauern und Fans eher nicht. Präferierten die Contest-Fans früher bestimmte Musikrichtungen und Interpreten, hat sich der Interessenschwerpunkt im Allgemeinen - seit Einführung des Televotings und Casting-Shows - auf eine spezielle Unterhaltungsform verlagert. Musik wird Nebensache, woran das Formatradio nicht ganz unschuldig ist.
Statt für eine Musikrichtung oder einen Star zu fiebern, gibt es in Fankreisen nicht von ungefähr seit einigen Jahren die Umschreibung, sich „ein Lied schön hören“. Dahinter mögen sich Gleichgültigkeit oder Kapitulation verbergen, die zum Glück „noch“ von anderen europäischen Ländern aufgefangen werden, denn diese bringen den etablierten Stars mehr Wertschätzung entgegen und bieten damit musikliebhabenden Fans die letzten wahren Tummelplätze. Hier kann man seine Star-Kontakte und das Insider-Wissen nach Herzenslust ausbauen und ausleben.
Seit man den Zuschauer aktiv am Geschehen teilnehmen lässt, gilt die Devise „Dabei ist alles.“ Aber auch bei nicht-aktiver Teilnahme scheinen jüngere Zuschauer oftmals lieber den Äußerungen einer Jury, als dem Selbstausdruck eines etablierten Musikers zu lauschen. Clever gemacht, denn was die Jurys erzählen, kann im Grunde jeder erzählen und so fühlt sich vielleicht jeder zum Beurteilen und Mitreden ermuntert.
Wer ist man eigentlich?
Wer aber meint, diese Sendungen würden damit eine vielseitige, abwechslungsreiche Kommunikation zur Folge haben, liegt falsch. Wenn man der idealtypologischen Dreiteilung Stuart Halls in seinen „Encoding/Decoding-Modell“ (1980) auch heute noch Glauben schenken darf, produzieren Casting-Shows neben einer Menge Wegwerfstars sagenhafte drei Grundtypen an Zuschauerhaltungen, nämlich:
1. den dominant-hegemonialen Typ: Zuschauer mit einer solchen Lesart akzeptieren das Programm voll und ganz. Sie stimmen mit der dominanten Ideologie überein und benutzen diese Ideologie, um ihr eigenes Leben und Verhalten sich und anderen zu erklären, notfalls auch aufzuzwingen (wie der Begriff schon andeutet),
2. der Typ mit ausgehandelter Position: Dieser geht zwar in weiten Teilen mit der dominanten Ideologie konform, „verdreht“ den Medientext allerdings, um den individuellen Interessen gerecht zu werden. Diese Lesart kann gewisse Aspekte einer Show ignorieren (schön hören?), um sich auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren, die zum eigenen Weltbild passen.
3. Die „radikalste“ Lesart ist die oppositionelle Einstellung, die sich aktiv gegen die vom Sender bezweckte dominante Lesart richtet.“ (aus: Schwarz, Claudia: „Der Event im Wohnzimmer“, sws-rundschau.at, SWS Rundschau (46. Jg. Heft 2/2006), S. 219.
Casting-Shows bedienen also kein musikalisches Bedürfnis, sondern leider nur psychische Dispositionen.
Stefan Raab will den wahren Interpreten und das ideale Lied erst noch produzieren. Zum Spekulieren gibt es da nix. Bedauerlich für solche Fans, die Fan einer bestimmten Musikrichtung oder eines bestimmten Interpreten sind, für sie ist es gelaufen, bevor es überhaupt angefangen hat.
Wen stört’s?
Den zumindest jüngeren Zuschauern und Fans eher nicht. Präferierten die Contest-Fans früher bestimmte Musikrichtungen und Interpreten, hat sich der Interessenschwerpunkt im Allgemeinen - seit Einführung des Televotings und Casting-Shows - auf eine spezielle Unterhaltungsform verlagert. Musik wird Nebensache, woran das Formatradio nicht ganz unschuldig ist.
Statt für eine Musikrichtung oder einen Star zu fiebern, gibt es in Fankreisen nicht von ungefähr seit einigen Jahren die Umschreibung, sich „ein Lied schön hören“. Dahinter mögen sich Gleichgültigkeit oder Kapitulation verbergen, die zum Glück „noch“ von anderen europäischen Ländern aufgefangen werden, denn diese bringen den etablierten Stars mehr Wertschätzung entgegen und bieten damit musikliebhabenden Fans die letzten wahren Tummelplätze. Hier kann man seine Star-Kontakte und das Insider-Wissen nach Herzenslust ausbauen und ausleben.
Seit man den Zuschauer aktiv am Geschehen teilnehmen lässt, gilt die Devise „Dabei ist alles.“ Aber auch bei nicht-aktiver Teilnahme scheinen jüngere Zuschauer oftmals lieber den Äußerungen einer Jury, als dem Selbstausdruck eines etablierten Musikers zu lauschen. Clever gemacht, denn was die Jurys erzählen, kann im Grunde jeder erzählen und so fühlt sich vielleicht jeder zum Beurteilen und Mitreden ermuntert.
Wer ist man eigentlich?
Wer aber meint, diese Sendungen würden damit eine vielseitige, abwechslungsreiche Kommunikation zur Folge haben, liegt falsch. Wenn man der idealtypologischen Dreiteilung Stuart Halls in seinen „Encoding/Decoding-Modell“ (1980) auch heute noch Glauben schenken darf, produzieren Casting-Shows neben einer Menge Wegwerfstars sagenhafte drei Grundtypen an Zuschauerhaltungen, nämlich:
1. den dominant-hegemonialen Typ: Zuschauer mit einer solchen Lesart akzeptieren das Programm voll und ganz. Sie stimmen mit der dominanten Ideologie überein und benutzen diese Ideologie, um ihr eigenes Leben und Verhalten sich und anderen zu erklären, notfalls auch aufzuzwingen (wie der Begriff schon andeutet),
2. der Typ mit ausgehandelter Position: Dieser geht zwar in weiten Teilen mit der dominanten Ideologie konform, „verdreht“ den Medientext allerdings, um den individuellen Interessen gerecht zu werden. Diese Lesart kann gewisse Aspekte einer Show ignorieren (schön hören?), um sich auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren, die zum eigenen Weltbild passen.
3. Die „radikalste“ Lesart ist die oppositionelle Einstellung, die sich aktiv gegen die vom Sender bezweckte dominante Lesart richtet.“ (aus: Schwarz, Claudia: „Der Event im Wohnzimmer“, sws-rundschau.at, SWS Rundschau (46. Jg. Heft 2/2006), S. 219.
Casting-Shows bedienen also kein musikalisches Bedürfnis, sondern leider nur psychische Dispositionen.
Montag, 17. August 2009
Vorentscheidung zukünftig aus dem Volksempfänger?
Nachdem die letzten ESC-News nur noch aus dem Hause Raab kamen, befürchtete ich, der NDR habe sich zurückgezogen. Jetzt haben sich Thomas Schreiber und als Nachschlag Blogger Jan Feddersen wieder zu Wort gemeldet. Und wie!
Zweifel wegen der Zusammenarbeit ARD / PRO7 werden ein weiteres Mal über Bord geworfen, Fehlverhalten im Nachhinein erklärt, die gesamte ARD (fast) und der Rest von PRO7 wird in die Pflicht genommen (bei so viel Zwang und Gleichschaltung wäre jeder deutsche Tölpel erfolgreich), allseitige Zustimmung unterstrichen und dem Publikum wird ein Nationalfest ungeahnten Ausmaßes angedroht.
Ganz wichtig: DSDS wird nicht kopiert. Es wird keine Castingshow geben. Aber man setzt weiterhin ausschließlich auf junge Talente. Im Hinblick darauf, dass Raabs "musikalische Glaubwürdigkeit" (piep, piep, piep) wohl nur noch zu beweisen ist, wenn man nur No-Names zu ihm in den Ring steigen lässt, fordere ich provokativ vorweg: Junge, eigenwillige Talente mit eigenem Repertoire.
Very hot, das Ganze
Das Beste: Man setzt auf die "Coolness des ESC". Wäre es da nicht lässiger gewesen, man hätte Polarkreis 18 (um bei der Kältemetapher zu bleiben) nominiert und die Jungs einfach machen lassen? Stattdessen fiebrige Anstrengungen um ein national-verklärtes, abgeschottetes Glücksversprechen und überhitzte Marktschreierei nach animalischer Geborgenheit bei Kartoffelsalat, Bockwurst und Bier.
Ich greife zu meiner Hausbibel "Cool". Cool, d. h. "Unbestechlichkeit der Wahrnehmung. Nicht verführt werden können, wenn man es nicht will. Der Invasion des psychischen Systems durch Medien mit emotionaler Dissidenz begegnen." aus: Poschardt, Ulf: Cool. Hamburg 2000
Sonntag, 2. August 2009
Brot und Spiele
Der gebührenfinanzierte NDR hat am 20.07.09 seine Unfähigkeit in der Ausrichtung eines Musikwettbewerbs eingestanden und preist es als Innovation, Stefan Raab bzw. Pro Sieben um Hilfe gebeten zu haben. Diesen selbstverursachten Image-Schaden muss man erst mal schlucken. Stefan Raab hingegen poltert seitdem laut und derb wie ein Stammtischbruder über alle Bedenken hinweg: "Na also, geht doch!"
Der journalistischen Zunft fällt wie immer im ESC-Diskurs nichts Besseres ein, als dieses Zitat mit der dazugehörigen PR massenhaft wiederzukauen. Jedem Artikel ist aber ein anderes Foto von Raab beigefügt, und fast jedes Mal schneidet er eine Fratze. Das verleiht der ganzen Aktion unterschwellig was Verhöhnendes. Die Erleichterung scheint bei Raab und Pro Sieben also größer zu sein als beim NDR. Das muss genauso wenig wundern, wie das Fehlen einer kritischen Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit.
Wen und was repräsentiert Raab eigentlich?
Den mutigen Einzelkämpfer in der neoliberalen Privatwirtschaft? Mittlerweile dürfte bekannt sein, dass solche Idole reine Fiktion, Wunschfiguren sind, die ohne Milliarden-Subvention und sozialen Einschnitten nicht zu haben sind. Aber als notwendige Illusion unentbehrlich, da sie uns zweifelhafte Entscheidungen und eine triste Wirklichkeit als wünschenswert und alternativlos erscheinen lassen sollen. Und genau dem entspricht das neue Konzept.
Der gepolterte Medienhype ums Konzept geht nämlich sehr in Richtung "Brot und Spiele". Raab in der FAZ: "Die Zuschauer müssen den, der da antreten soll, erst mal kennenlernen. Nach acht Sendungen hat das Publikum einen Finalisten, den es kennt, liebt und unterstützt. Das kann so emotional werden, wie es sonst nur bei der Fußball-Weltmeisterschaft geht, weil im besten Fall das ganze Land hinter einem Künstler steht." [...] "Es kommt wirklich darauf an, die Veranstaltung zu emotionalisieren." Und zur Frage, wie er sich erfolgreiche Musik beim ESC vorstellt: "Eigentlich ist das nur das sekundäre Ziel."
Das primäre Ziel
Die Stuttgarter Zeitung fasst es zusammen: "Wahrscheinlich ist es aber doch das inständige Streben der ARD, im zu erwartenden Niveau wieder einen Siebenmeilenstiefelschritt in Richtung RTL 2 zu machen und im kommenden Frühjahr wochenlang mit den nichtigsten Privatdetails der Kandidaten auf den bunten Seiten der "Bild"-Zeitung präsent zu sein. Schließlich soll es doch "Das Fernsehereignis im Frühjahr 2010" werden, wie Thomas Schreiber, der ARD-Koordinator für Unterhaltung, bereits frohlockte."
Immerhin ist Raab so klug, seinen BVSC von "Brot und Spiele" zu trennen. Damit bleibt den anspruchsvolleren Musikliebhabern und deutschen Nachwuchsmusikern immerhin dieses Vergnügen erhalten.
Der journalistischen Zunft fällt wie immer im ESC-Diskurs nichts Besseres ein, als dieses Zitat mit der dazugehörigen PR massenhaft wiederzukauen. Jedem Artikel ist aber ein anderes Foto von Raab beigefügt, und fast jedes Mal schneidet er eine Fratze. Das verleiht der ganzen Aktion unterschwellig was Verhöhnendes. Die Erleichterung scheint bei Raab und Pro Sieben also größer zu sein als beim NDR. Das muss genauso wenig wundern, wie das Fehlen einer kritischen Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit.
Wen und was repräsentiert Raab eigentlich?
Den mutigen Einzelkämpfer in der neoliberalen Privatwirtschaft? Mittlerweile dürfte bekannt sein, dass solche Idole reine Fiktion, Wunschfiguren sind, die ohne Milliarden-Subvention und sozialen Einschnitten nicht zu haben sind. Aber als notwendige Illusion unentbehrlich, da sie uns zweifelhafte Entscheidungen und eine triste Wirklichkeit als wünschenswert und alternativlos erscheinen lassen sollen. Und genau dem entspricht das neue Konzept.
Der gepolterte Medienhype ums Konzept geht nämlich sehr in Richtung "Brot und Spiele". Raab in der FAZ: "Die Zuschauer müssen den, der da antreten soll, erst mal kennenlernen. Nach acht Sendungen hat das Publikum einen Finalisten, den es kennt, liebt und unterstützt. Das kann so emotional werden, wie es sonst nur bei der Fußball-Weltmeisterschaft geht, weil im besten Fall das ganze Land hinter einem Künstler steht." [...] "Es kommt wirklich darauf an, die Veranstaltung zu emotionalisieren." Und zur Frage, wie er sich erfolgreiche Musik beim ESC vorstellt: "Eigentlich ist das nur das sekundäre Ziel."
Das primäre Ziel
Die Stuttgarter Zeitung fasst es zusammen: "Wahrscheinlich ist es aber doch das inständige Streben der ARD, im zu erwartenden Niveau wieder einen Siebenmeilenstiefelschritt in Richtung RTL 2 zu machen und im kommenden Frühjahr wochenlang mit den nichtigsten Privatdetails der Kandidaten auf den bunten Seiten der "Bild"-Zeitung präsent zu sein. Schließlich soll es doch "Das Fernsehereignis im Frühjahr 2010" werden, wie Thomas Schreiber, der ARD-Koordinator für Unterhaltung, bereits frohlockte."
Immerhin ist Raab so klug, seinen BVSC von "Brot und Spiele" zu trennen. Damit bleibt den anspruchsvolleren Musikliebhabern und deutschen Nachwuchsmusikern immerhin dieses Vergnügen erhalten.
Labels:
Eurovision Song Contest,
Pro Sieben,
Pro7,
Stefan Raab
Mittwoch, 15. Juli 2009
There must be another way
Ein Interview mit Patrick Wagner, Geschäftsführer von Louisville Records in Berlin
Dass Deutschland beim Eurovision Song Contest alljährlich Niederlagen einstecken muss, ließe sich verkraften, schließlich ist es nicht einfach, sich gegen 44 teilweise hervorragende Beiträge zu behaupten. Dass aber nach jeder Niederlage stumpf mit gleichem Konzept weiter gemacht wird, ist nach Jahren langweilig bis unfassbar.
Wir von der Regionalgruppe Berlin haben uns daher vorgenommen,
als Alternative eine eigene Vorentscheidung im Internet zu starten.
Um die Auswahl einzuschränken und der Beliebigkeit zuvorzukommen, haben wir uns auf die Berliner Musikszene beschränkt. Ja, richtig gelesen: Auswahl musste eingeschränkt werden. Die erste – zuvor nicht für möglich gehaltene – Erfahrung war: Das Interesse der Musiker an einer Contestteilnahme ist riesig! Viele träumen davon, einmal auf der Bühne des Grand Prix stehen zu dürfen.
Damit aber Musiker sich auf ihre Musik konzentrieren können, geben sie das Business ab an ein Label. Und diese Musiklabel galt es von unserer Idee zu überzeugen. Aber auch hier rannten wir z. T. offene Türen ein. Eines der interessierten Label ist Louisville Records aus Berlin mit Geschäftsführer Patrick Wagner.
Patrick: Seit ca 5 Jahren leite ich mit meiner Partnerin und Ehefrau Yvonne Wagner das unabhängige Berliner Label Louisville Records. Meine Karriere im Musikgeschäft hatte Anfang der 90er als Gründer & Geschäftsführer von Kitty-Yo begonnen, und ich war zwischenzeitlich bei Universal Music als A&R angestellt.
Frage: Der NDR behauptet, die großen Stars scheuen eine Teilnahme aus Angst vor einer möglichen Niederlage. Ist die Angst dieser sonst so großen Stars berechtigt?
Patrick: Große Künstler haben mit Sicherheit keine Angst vor einer möglichen Niederlage beim Eurovision Song Contest, sie scheuen eher zu Recht das niveaulose Umfeld im Vorfeld in Deutschland – in diesem Zusammenhang möchte sich kein Ernst zu nehmender Künstler präsentieren. Für viele wäre es aber nach wie vor ein Jugendtraum und Karrieretraum beim Grand Prix mit einem eigenen Song aufzutreten.
Frage: Sind die großen Labels und die Masse ihrer Produkte wirklich so akzeptiert, wie Formatradio, Charts uns vorgaukeln? Mir scheint, sie sind bemüht einen bestimmten Musikgeschmack zu bedienen und verrennen sich manchmal...
Patrick: Das muss man leider bejahen, große Plattenfirmen hecheln fatalerweise mehr denn je mit einer antiquierten Hitvorstellung den Radioredakteuren hinterher. Das führt in der Regel dazu, dass wir in Deutschland einer monokulturellen Radiolandschaft ausgesetzt sind, von der sich Hörer und Käufer zurecht mit Grausen abgewandt haben. Im Vergleich zu England, Skandinavien und Benelux hängt man hier auf jeden Fall hinterher.
Frage: Selbst wenn ein Major Label einen potenziellen Sieger aufbauen würde, müsste er m. M. nach am Konzept des NDR scheitern. Der Big-4-Status (mehr einzahlen gegen Wettbewerbsvorteil) macht die Teilnahme zur Farce, Musiker werden von Kollegen und Ausland nicht ernst genommen. Siehst du das auch so?
Patrick: Ich denke nicht, dass Künstler vom Format Maximilian Hecker, Polarkreis 18 oder Jan Delay irgendeine Unterstützung außerhalb ihrer Kunst nötig hätten, um sich langfristig durchzusetzen. Inwieweit dieses Finanzdoping sich sogar negativ auswirkt vermag ich nicht zu beurteilen. Wichtig ist vielmehr, dass man über mehrere Jahre mit ernstzunehmenden Künstlern und Songs antritt, und nicht mit abgehalfterten Produzenten Projekten wie zuletzt - dann wird man mittelfristig auch wieder ernst genommen.
Frage: Sollte der Telefonvoter entscheiden oder eine Jury? Oder beide?
Patrick: In erster Linie muss es wieder darum gehen, durch Qualität und Nachhaltigkeit Fans der Künstler wieder für die Idee des Eurovision Song Contests zu begeistern, sie frühzeitig (als Voter und Meinungsmacher) mit ins Boot zu holen – Gleiches gilt natürlich auch für den Fanclub – der nicht einfach drittklassige Vorauswahlen vorgesetzt bekommen möchte, um dann später als Stimmvieh zu agieren. So startet man schon lange keine Welle mehr. Es geht schliesslich nicht nur um Erfolg, sondern in erster Linie um Identifikation beim Eurovision Song Contest.
Dass Deutschland beim Eurovision Song Contest alljährlich Niederlagen einstecken muss, ließe sich verkraften, schließlich ist es nicht einfach, sich gegen 44 teilweise hervorragende Beiträge zu behaupten. Dass aber nach jeder Niederlage stumpf mit gleichem Konzept weiter gemacht wird, ist nach Jahren langweilig bis unfassbar.
Wir von der Regionalgruppe Berlin haben uns daher vorgenommen,
als Alternative eine eigene Vorentscheidung im Internet zu starten.
Um die Auswahl einzuschränken und der Beliebigkeit zuvorzukommen, haben wir uns auf die Berliner Musikszene beschränkt. Ja, richtig gelesen: Auswahl musste eingeschränkt werden. Die erste – zuvor nicht für möglich gehaltene – Erfahrung war: Das Interesse der Musiker an einer Contestteilnahme ist riesig! Viele träumen davon, einmal auf der Bühne des Grand Prix stehen zu dürfen.
Damit aber Musiker sich auf ihre Musik konzentrieren können, geben sie das Business ab an ein Label. Und diese Musiklabel galt es von unserer Idee zu überzeugen. Aber auch hier rannten wir z. T. offene Türen ein. Eines der interessierten Label ist Louisville Records aus Berlin mit Geschäftsführer Patrick Wagner.
Patrick: Seit ca 5 Jahren leite ich mit meiner Partnerin und Ehefrau Yvonne Wagner das unabhängige Berliner Label Louisville Records. Meine Karriere im Musikgeschäft hatte Anfang der 90er als Gründer & Geschäftsführer von Kitty-Yo begonnen, und ich war zwischenzeitlich bei Universal Music als A&R angestellt.
Frage: Der NDR behauptet, die großen Stars scheuen eine Teilnahme aus Angst vor einer möglichen Niederlage. Ist die Angst dieser sonst so großen Stars berechtigt?
Patrick: Große Künstler haben mit Sicherheit keine Angst vor einer möglichen Niederlage beim Eurovision Song Contest, sie scheuen eher zu Recht das niveaulose Umfeld im Vorfeld in Deutschland – in diesem Zusammenhang möchte sich kein Ernst zu nehmender Künstler präsentieren. Für viele wäre es aber nach wie vor ein Jugendtraum und Karrieretraum beim Grand Prix mit einem eigenen Song aufzutreten.
Frage: Sind die großen Labels und die Masse ihrer Produkte wirklich so akzeptiert, wie Formatradio, Charts uns vorgaukeln? Mir scheint, sie sind bemüht einen bestimmten Musikgeschmack zu bedienen und verrennen sich manchmal...
Patrick: Das muss man leider bejahen, große Plattenfirmen hecheln fatalerweise mehr denn je mit einer antiquierten Hitvorstellung den Radioredakteuren hinterher. Das führt in der Regel dazu, dass wir in Deutschland einer monokulturellen Radiolandschaft ausgesetzt sind, von der sich Hörer und Käufer zurecht mit Grausen abgewandt haben. Im Vergleich zu England, Skandinavien und Benelux hängt man hier auf jeden Fall hinterher.
Frage: Selbst wenn ein Major Label einen potenziellen Sieger aufbauen würde, müsste er m. M. nach am Konzept des NDR scheitern. Der Big-4-Status (mehr einzahlen gegen Wettbewerbsvorteil) macht die Teilnahme zur Farce, Musiker werden von Kollegen und Ausland nicht ernst genommen. Siehst du das auch so?
Patrick: Ich denke nicht, dass Künstler vom Format Maximilian Hecker, Polarkreis 18 oder Jan Delay irgendeine Unterstützung außerhalb ihrer Kunst nötig hätten, um sich langfristig durchzusetzen. Inwieweit dieses Finanzdoping sich sogar negativ auswirkt vermag ich nicht zu beurteilen. Wichtig ist vielmehr, dass man über mehrere Jahre mit ernstzunehmenden Künstlern und Songs antritt, und nicht mit abgehalfterten Produzenten Projekten wie zuletzt - dann wird man mittelfristig auch wieder ernst genommen.
Frage: Sollte der Telefonvoter entscheiden oder eine Jury? Oder beide?
Patrick: In erster Linie muss es wieder darum gehen, durch Qualität und Nachhaltigkeit Fans der Künstler wieder für die Idee des Eurovision Song Contests zu begeistern, sie frühzeitig (als Voter und Meinungsmacher) mit ins Boot zu holen – Gleiches gilt natürlich auch für den Fanclub – der nicht einfach drittklassige Vorauswahlen vorgesetzt bekommen möchte, um dann später als Stimmvieh zu agieren. So startet man schon lange keine Welle mehr. Es geht schliesslich nicht nur um Erfolg, sondern in erster Linie um Identifikation beim Eurovision Song Contest.
Freitag, 3. Juli 2009
"Wir sprühen vor Ideen!"
Die Berliner Mauer als weltgrößtes Graffiti-Objekt.
Wie kommt es, dass in Berlin alle Flächen des öffentlichen Raumes besprüht, bemalt, beklebt und zerkratzt sind? Wer bereit ist, mehr damit zu verbinden als nur Vandalismus, kann sich auf Wikipedia schlauer machen.
Mich interessiert das Lebensgefühl dieser Berliner Szene, und die präsentiert Damion Davis als Schauspieler, Regisseur und im folgenden Video natürlich auch als Musiker.
Wie kommt es, dass in Berlin alle Flächen des öffentlichen Raumes besprüht, bemalt, beklebt und zerkratzt sind? Wer bereit ist, mehr damit zu verbinden als nur Vandalismus, kann sich auf Wikipedia schlauer machen.
Mich interessiert das Lebensgefühl dieser Berliner Szene, und die präsentiert Damion Davis als Schauspieler, Regisseur und im folgenden Video natürlich auch als Musiker.
Samstag, 27. Juni 2009
Germany 0 Points
Eine Internetzensur-Infrastruktur ist beschlossene Sache. So wurde also auf dem Rücken der Kinder Wahlkampf gemacht - ich befürchte, bestenfalls zum Schutze der Interessen von Unterhaltungs- und Glücksspielindustrie.
Die Kollateralschäden dieser Entscheidung für die digitale Gesellschaft mag ich mir gar nicht ausdenken.
Für dieses trashige Gesetz einen trashigen Song von Oliver Kels und Rob Vegas, gesungen von Diana Leder.
Na ja. Dafür haben wir jetzt endlich mal einen authentischen, repräsentativen Beitrag aus deutschem Lande: 12 Points.
Die Kollateralschäden dieser Entscheidung für die digitale Gesellschaft mag ich mir gar nicht ausdenken.
Für dieses trashige Gesetz einen trashigen Song von Oliver Kels und Rob Vegas, gesungen von Diana Leder.
Na ja. Dafür haben wir jetzt endlich mal einen authentischen, repräsentativen Beitrag aus deutschem Lande: 12 Points.
Dienstag, 23. Juni 2009
Ab zurück auf Los III
... Je weniger sich die Organisatoren ins Rampenlicht rücken,
je unvermittelter das Verhältnis zwischen Star und Publikum,
je selbstbestimmter und verantwortungsvoller die Musiker arbeiten können,
desto freundlicher das Ergebnis.
Ein weiterer Vorschlag für einen jugendlich-erfrischenden Grundton aus Deutschland - diesmal aus Braunschweig.
... und auch F.R. zieht mich mit einer Assoziatonskette seiner reinigenden und schonungslosen Selbsttherapie in seinen Bann. Seine Flucht ins Leere wird ein Griff ins volle Leben. Haben wir das nicht alle schon mal erlebt?
Weitere Infos von F.R.
http://www.eff-arr.de/wordpress/
je unvermittelter das Verhältnis zwischen Star und Publikum,
je selbstbestimmter und verantwortungsvoller die Musiker arbeiten können,
desto freundlicher das Ergebnis.
Ein weiterer Vorschlag für einen jugendlich-erfrischenden Grundton aus Deutschland - diesmal aus Braunschweig.
... und auch F.R. zieht mich mit einer Assoziatonskette seiner reinigenden und schonungslosen Selbsttherapie in seinen Bann. Seine Flucht ins Leere wird ein Griff ins volle Leben. Haben wir das nicht alle schon mal erlebt?
Weitere Infos von F.R.
http://www.eff-arr.de/wordpress/
Mittwoch, 17. Juni 2009
Ab zurück auf Los - Teil II
... Je weniger sich die Organisatoren ins Rampenlicht rücken,
je unvermittelter das Verhältnis zwischen Star und Publikum,
je selbstbestimmter und verantwortungsvoller die Musiker arbeiten können,
desto freundlicher das Ergebnis.
Hier mein konstruktives Gegenbeispiel für den richtigen Grundton einer möglichen Vorentscheidung - am Prenzlauer Berg.
... und Damion Davis trifft gleich in zweifacher Hinsicht den richtigen Ton. Das unterhält nicht nur, das inspiriert. Einfach spitzenmäßig, Damion!
Bei youtube eingeben:
Damion Davis - Bandecho (Video)
"Yeah! Verdammt, es geht doch, man!"
je unvermittelter das Verhältnis zwischen Star und Publikum,
je selbstbestimmter und verantwortungsvoller die Musiker arbeiten können,
desto freundlicher das Ergebnis.
Hier mein konstruktives Gegenbeispiel für den richtigen Grundton einer möglichen Vorentscheidung - am Prenzlauer Berg.
... und Damion Davis trifft gleich in zweifacher Hinsicht den richtigen Ton. Das unterhält nicht nur, das inspiriert. Einfach spitzenmäßig, Damion!
Bei youtube eingeben:
Damion Davis - Bandecho (Video)
"Yeah! Verdammt, es geht doch, man!"
Samstag, 13. Juni 2009
Ab zurück auf Los
Zur geplatzten Zusammenarbeit ARD und PRO Sieben.
Überall wurde in diesem Zusammenhang die Engstirnigkeit und Schwerfälligkeit der ARD beklagt. Nachdem ich mich hier schon fassungslos zum diesjährigen Konzept geäußert habe, kann ich die Leidenschaftslosigkeit der ARD nur konsequent begrüßen.
Es war nicht die musikalische Auswahl - Musik ist ja Geschmacksache - sondern das Konzept, das mir nicht gefiel. Dieses Konzept erst verlieh den Musikern teilweise ihr unschönes Profil (Big-4-Status und Wiedereinführung Jury wirkt sehr hilfsbedürftig). Und so ganz ohne Rückhalt der Zuschauer hatten sie insgesamt eine sehr schlechte Ausgangsposition. Dass sie schließlich zum Trio der deutschen Misere wurden, könnte man rückblickend fast als das Ergebnis einer ausgefeilten Dramaturgie deuten.
Angenommen: Jemand fährt in seinem Unternehmen seit Jahren Niederlagen ein, kümmert sich plötzlich nicht mal mehr um Kundenakzeptanz, entwickelt kurzfristig ein Produkt, an das er selber kaum glaubt. Zur Rede gestellt, lenkt er davon ab und schwärmt von zukünftigen Überraschungen. Die befürchtete Niederlage tritt ein, aber sie hat noch gar nicht richtig eingeschlagen, da werden Kunden und vielleicht sogar Mitarbeiter und gar Vorgesetzte(?) durch alle Medien überrascht, dass er bereits mit der Konkurrenz verhandelt, damit sie sein erfolgloses Unternehmen retten möge. Diese hat selber aber auch nur Abgestandenes anzubieten.
Nichts gegen Kooperationen, nichts gegen Raab. Seinen BVSC finde ich gut und die Sieger wären alle würdige Contest-Vertreter gewesen. Aber die Eindimensionalität und Massenhaftigkeit der veröffentlichten Meinung konnten mich nicht mitreißen... Nur Hurra-Stefan-Raab-dumme-ARD-Meldungen und den Rest erledigte die Bild-Zeitung.
Muss eine Annäherung so umständlich und mackerhaft zelebriert werden? Was sollen die Rückpässe, Winkelzüge, eitlen Spielereien? Mir ist das zu viel Selbstinszenierung der Organisatoren und immer gleichen Namen.
Als eingeschworener Fan habe ich in all den Jahren folgendes beobachtet:
Je weniger sich die Organisatoren ins Rampenlicht rücken,
je unvermittelter das Verhältnis zwischen Star und Publikum,
je selbstbestimmter und verantwortungsvoller die Musiker arbeiten können,
desto freundlicher das Ergebnis.
Überall wurde in diesem Zusammenhang die Engstirnigkeit und Schwerfälligkeit der ARD beklagt. Nachdem ich mich hier schon fassungslos zum diesjährigen Konzept geäußert habe, kann ich die Leidenschaftslosigkeit der ARD nur konsequent begrüßen.
Es war nicht die musikalische Auswahl - Musik ist ja Geschmacksache - sondern das Konzept, das mir nicht gefiel. Dieses Konzept erst verlieh den Musikern teilweise ihr unschönes Profil (Big-4-Status und Wiedereinführung Jury wirkt sehr hilfsbedürftig). Und so ganz ohne Rückhalt der Zuschauer hatten sie insgesamt eine sehr schlechte Ausgangsposition. Dass sie schließlich zum Trio der deutschen Misere wurden, könnte man rückblickend fast als das Ergebnis einer ausgefeilten Dramaturgie deuten.
Angenommen: Jemand fährt in seinem Unternehmen seit Jahren Niederlagen ein, kümmert sich plötzlich nicht mal mehr um Kundenakzeptanz, entwickelt kurzfristig ein Produkt, an das er selber kaum glaubt. Zur Rede gestellt, lenkt er davon ab und schwärmt von zukünftigen Überraschungen. Die befürchtete Niederlage tritt ein, aber sie hat noch gar nicht richtig eingeschlagen, da werden Kunden und vielleicht sogar Mitarbeiter und gar Vorgesetzte(?) durch alle Medien überrascht, dass er bereits mit der Konkurrenz verhandelt, damit sie sein erfolgloses Unternehmen retten möge. Diese hat selber aber auch nur Abgestandenes anzubieten.
Nichts gegen Kooperationen, nichts gegen Raab. Seinen BVSC finde ich gut und die Sieger wären alle würdige Contest-Vertreter gewesen. Aber die Eindimensionalität und Massenhaftigkeit der veröffentlichten Meinung konnten mich nicht mitreißen... Nur Hurra-Stefan-Raab-dumme-ARD-Meldungen und den Rest erledigte die Bild-Zeitung.
Muss eine Annäherung so umständlich und mackerhaft zelebriert werden? Was sollen die Rückpässe, Winkelzüge, eitlen Spielereien? Mir ist das zu viel Selbstinszenierung der Organisatoren und immer gleichen Namen.
Als eingeschworener Fan habe ich in all den Jahren folgendes beobachtet:
Je weniger sich die Organisatoren ins Rampenlicht rücken,
je unvermittelter das Verhältnis zwischen Star und Publikum,
je selbstbestimmter und verantwortungsvoller die Musiker arbeiten können,
desto freundlicher das Ergebnis.
Samstag, 6. Juni 2009
"Kneifen gilt nicht!"
Sehen wir übrigens genauso wie Baxxter.
Es wurde genug geschimpft, vorhergesehen, bestätigt und gelästert. Es wäre falsch zu sagen, dass Alex und Oscar verloren haben. Dieses Jahr haben wir alle verloren:
Die Musiker, die Organisatoren, die Zuschauer und vor allem die Fans. Nur werden die Fans nun nicht mehr passiv auf Besserung warten, sondern ihre Wunden selber verarzten. Klickt man sich hier durch das Blog, stößt man auf Themen zur Musik, Medientheorie, Fankultur und zu internen Contesten. Die Kritik am Bestehenden hat sich schon mal als nicht falsch erwiesen, jetzt wird es Zeit, all die analytischen Texte aufeinander zu beziehen und ein Zeichen zu setzen.
Den Act für 2010 bestimmen wir!
Für Unterstützung danken wir im Voraus ;-)
Vielen Dank für die Einbettung an Polarkreis 18
für Happy Go Lucky
Es wurde genug geschimpft, vorhergesehen, bestätigt und gelästert. Es wäre falsch zu sagen, dass Alex und Oscar verloren haben. Dieses Jahr haben wir alle verloren:
Die Musiker, die Organisatoren, die Zuschauer und vor allem die Fans. Nur werden die Fans nun nicht mehr passiv auf Besserung warten, sondern ihre Wunden selber verarzten. Klickt man sich hier durch das Blog, stößt man auf Themen zur Musik, Medientheorie, Fankultur und zu internen Contesten. Die Kritik am Bestehenden hat sich schon mal als nicht falsch erwiesen, jetzt wird es Zeit, all die analytischen Texte aufeinander zu beziehen und ein Zeichen zu setzen.
Den Act für 2010 bestimmen wir!
Für Unterstützung danken wir im Voraus ;-)
Vielen Dank für die Einbettung an Polarkreis 18
für Happy Go Lucky
Dienstag, 26. Mai 2009
Jury? Warum eigentlich nicht?
Dieses Jahr hat die Jury beim Eurovision Song Contest ihr Comeback gefeiert. Zu 50% hatten sie Einfluss auf das Endergebnis. Hat sich dadurch etwas am Ergebnis verändert? Vielleicht. Die Wiedereinführung finde ich zwar einfallslos, wenn man aber den Contest über viele Jahre hin verfolgt, kann ich rück- und vorwärts blickend der Jury auch viel Gutes abgewinnen.
Wer erinnert sich noch an Tony Marschalls Lied "Der Star"? Es war der vom Publikum mittels Postkarten ermittelte Sieger der Vorentscheidung von 1976. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass das Lied so neu nicht war. Der Sieger wurde disqualifiziert, Ralph Siegel als Zweitplatzierter rückte nach und fuhr zum Song Contest. Das war nun das Ergebnis einer Publikumsabstimmung? Irgendwie war immer Jury.
Ach, was hätte ich diesem "Star" doch damals beim Contest die Daumen gedrückt, wie zuvor schon Katja Epstein, Mary Hopkins oder Mary Roos... damit er vor der unberechenbaren Jury bestehen möge. Hand auf's Herz: Hat das Telefonvoting nicht letztenendes genau diese naive Spannung vertrieben? Und hat sich nicht vor allem das Verhältnis zum Star verändert, seitdem Zuschauer als Telefonvoter zu Mitgestaltern der Sendung wurden?
Vom intimen Starkult zu entsolidarisierenden Hypes
Mit seiner Einführung seit 1997 rückte der Wettbewerbscharakter zugunsten der Musik ins Zentrum des Medieninteresses. Angefeuert wurde der "Telefonier-Wettbewerb" mit polarisierenden Musikstücken wie "Piep, piep, piep, Guildo hat euch lieb" oder "Wadde hadde dude da?", durch Hypes aus Schweden oder Israel, schließlich zeigte uns selbst das durch die Jury erfolgsverwöhnte Irland in Belgrad den Vogel (Dustin). Bei mir stellte sich der Eindruck ein, dass diese Acts als Appelle an Spaß und Schadenfreude den "Star" nur noch vorführten.
Weitere negative Folgen wurden hinlänglich diskutiert. Sie übrigens nur dem Publikum anzulasten, halte ich für eine Frechheit. Dennoch eine kleine Zusammenfassung:
Bekannte Künstler wagten angeblich die Teilnahme nicht mehr, sie sahen sich auf der Bühne der völligen Unberechenbarkeit ausgeliefert. (So sind nun mal die kapitalistischen Marktbedingungen, aber was soll's.) Der Musik wurde Effekthascherei vorgeworfen, was als Qualitätsverlust verstanden wurde. Unter Fans nahm ich wahr, dass ein intimer Starkult mehr und mehr durch entsolidarisierende Hypes ersetzt wurde. In der Illusion der Einflussnahme im Rahmen einer ausgeklügelten Kundenbindungsstrategie ist die Frustration vorprogrammiert. Denn wie groß ist der Einfluss eines einzelnen? Wie viele Türken lassen sich überreden, für den deutschen Beitrag anzurufen? Sollte die Schwulen-Community nicht jedenfalls beim schwedischen Beitrag fest zusammenhalten? Fragen über Fragen... Letztenendes blieben die beliebten Stars aus, und die ständige Genese und Demontage von Wegwerf-Stars ermüdete.
Eine weitere bereits hier erwähnte Folge des Telefonvotings und der Einbindung zum aktiven Mitspieler ist die vollständige Vereinnahmung und Kommerzialisierung der Fankultur und der fanspezifischen Rezeption. (s. Blogtext 2008 "Früher war alles besser")
Die Jury schafft Distanz
Betrachtet man die negativen Folgen, liegen die positiven Folgen für die Fans auf der Hand. Die Jury schafft Distanz. Ohne dass Fans ihr Partizipationsverständnis aufgeben müssen, können sie die kritische Distanz zum Geschehen wieder für sich behaupten. Damit können auch Urteil und Engagement der Fans nicht mehr komplett von den Organisatoren vereinnahmt werden. Die Chance besteht jetzt darin, das Verhältnis zum Star und zur Musik selbstbestimmter zu gestalten und endlich das Engagement außerhalb der Show professioneller zu pflegen. Ziel könnte schließlich sein, dass Fanclubs einen eigenen Beitrag für den Eurovision Song Contest ermitteln.
Wer erinnert sich noch an Tony Marschalls Lied "Der Star"? Es war der vom Publikum mittels Postkarten ermittelte Sieger der Vorentscheidung von 1976. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass das Lied so neu nicht war. Der Sieger wurde disqualifiziert, Ralph Siegel als Zweitplatzierter rückte nach und fuhr zum Song Contest. Das war nun das Ergebnis einer Publikumsabstimmung? Irgendwie war immer Jury.
Ach, was hätte ich diesem "Star" doch damals beim Contest die Daumen gedrückt, wie zuvor schon Katja Epstein, Mary Hopkins oder Mary Roos... damit er vor der unberechenbaren Jury bestehen möge. Hand auf's Herz: Hat das Telefonvoting nicht letztenendes genau diese naive Spannung vertrieben? Und hat sich nicht vor allem das Verhältnis zum Star verändert, seitdem Zuschauer als Telefonvoter zu Mitgestaltern der Sendung wurden?
Vom intimen Starkult zu entsolidarisierenden Hypes
Mit seiner Einführung seit 1997 rückte der Wettbewerbscharakter zugunsten der Musik ins Zentrum des Medieninteresses. Angefeuert wurde der "Telefonier-Wettbewerb" mit polarisierenden Musikstücken wie "Piep, piep, piep, Guildo hat euch lieb" oder "Wadde hadde dude da?", durch Hypes aus Schweden oder Israel, schließlich zeigte uns selbst das durch die Jury erfolgsverwöhnte Irland in Belgrad den Vogel (Dustin). Bei mir stellte sich der Eindruck ein, dass diese Acts als Appelle an Spaß und Schadenfreude den "Star" nur noch vorführten.
Weitere negative Folgen wurden hinlänglich diskutiert. Sie übrigens nur dem Publikum anzulasten, halte ich für eine Frechheit. Dennoch eine kleine Zusammenfassung:
Bekannte Künstler wagten angeblich die Teilnahme nicht mehr, sie sahen sich auf der Bühne der völligen Unberechenbarkeit ausgeliefert. (So sind nun mal die kapitalistischen Marktbedingungen, aber was soll's.) Der Musik wurde Effekthascherei vorgeworfen, was als Qualitätsverlust verstanden wurde. Unter Fans nahm ich wahr, dass ein intimer Starkult mehr und mehr durch entsolidarisierende Hypes ersetzt wurde. In der Illusion der Einflussnahme im Rahmen einer ausgeklügelten Kundenbindungsstrategie ist die Frustration vorprogrammiert. Denn wie groß ist der Einfluss eines einzelnen? Wie viele Türken lassen sich überreden, für den deutschen Beitrag anzurufen? Sollte die Schwulen-Community nicht jedenfalls beim schwedischen Beitrag fest zusammenhalten? Fragen über Fragen... Letztenendes blieben die beliebten Stars aus, und die ständige Genese und Demontage von Wegwerf-Stars ermüdete.
Eine weitere bereits hier erwähnte Folge des Telefonvotings und der Einbindung zum aktiven Mitspieler ist die vollständige Vereinnahmung und Kommerzialisierung der Fankultur und der fanspezifischen Rezeption. (s. Blogtext 2008 "Früher war alles besser")
Die Jury schafft Distanz
Betrachtet man die negativen Folgen, liegen die positiven Folgen für die Fans auf der Hand. Die Jury schafft Distanz. Ohne dass Fans ihr Partizipationsverständnis aufgeben müssen, können sie die kritische Distanz zum Geschehen wieder für sich behaupten. Damit können auch Urteil und Engagement der Fans nicht mehr komplett von den Organisatoren vereinnahmt werden. Die Chance besteht jetzt darin, das Verhältnis zum Star und zur Musik selbstbestimmter zu gestalten und endlich das Engagement außerhalb der Show professioneller zu pflegen. Ziel könnte schließlich sein, dass Fanclubs einen eigenen Beitrag für den Eurovision Song Contest ermitteln.
Dienstag, 19. Mai 2009
Danke Moskau. Danke, Europa. Danke, Dita.
Clever gemacht, Dita! 50.000 Euro für 50 Sekunden. Dabei reichte es aus, zwei volle Brüste zu haben, sie musste sie nicht einmal vorführen. Hoffentlich hat man ihr vorher genau erklärt, worum es beim Eurovision Song Contest geht und dass es eine Familiensendung ist, ein europäischer MUSIK-Wettbewerb, sonst könnte sie noch auf die Idee kommen, für diese rufschädigende Niederlage (sie ist ja nun mal keine Musikerin) noch Schadensersatz in gleicher Höhe einzufordern. Ohnehin wäre es für diese Veranstaltung angemessener und origineller gewesen, ihren Ex-Mann zu engagieren: Marilyn Manson.
Genau wie der diesjährige belgische und niederländische Beitrag war Deutschland eher was fürs Betriebsfest. Ich denke da so an VW: Ein zuhälterlich wirkender Pianist, ein ahnungsloser schwuler Boy, Tänzerinnen in einer Mischung aus Domina und BDM und ein amerikanisches Busenwunder. Immer mehr Fans und interessierte Zuschauer pflegen genüsslich ihre Schadenfreude, wenn die niveaulosen deutschen Beiträge mal wieder abgestraft werden. Dieses Jahr auch schon mal offen und laut, denn durch die Streichung des Televotings und der Vorentscheidung ist endlich deutlich geworden:
Wie im richtigen Leben
Dieser Geschmack repräsentiert nicht die Zuschauer, sondern den Zustand deutscher Management-Etagen, wobei ich deren Vertretern nicht mal Böswilligkeit unterstelle. Nur noch dem eigenen Interesse verpflichtet, müssen sie sich um Anstand und Zustimmung schon lange nicht mehr scheren. Fans, die sich nur ungern jedes Jahr aufs Neue um ihr Vergnügen bringen lassen, werden kumpelhaft zu Komplizen gemacht wie bange Betriebsangestellte. Bei so viel Penetranz und Mangel an kritischem Verstand verfallen nicht nur die Hofberichterstattung, sondern auch die Journalisten schließlich der Dauerschleife des Adoranten-Geschwafels.
Statt ehrlichem Eingeständnis und kritischer Analyse dieser wichtigen Niederlagen wird schon wieder geschäftig - oder besser kopflos - nach erfolgreichen Konzepten gesucht. Fragt sich eben nur, was deutsche Solipsisten unter Erfolg verstehen…
Genau wie der diesjährige belgische und niederländische Beitrag war Deutschland eher was fürs Betriebsfest. Ich denke da so an VW: Ein zuhälterlich wirkender Pianist, ein ahnungsloser schwuler Boy, Tänzerinnen in einer Mischung aus Domina und BDM und ein amerikanisches Busenwunder. Immer mehr Fans und interessierte Zuschauer pflegen genüsslich ihre Schadenfreude, wenn die niveaulosen deutschen Beiträge mal wieder abgestraft werden. Dieses Jahr auch schon mal offen und laut, denn durch die Streichung des Televotings und der Vorentscheidung ist endlich deutlich geworden:
Wie im richtigen Leben
Dieser Geschmack repräsentiert nicht die Zuschauer, sondern den Zustand deutscher Management-Etagen, wobei ich deren Vertretern nicht mal Böswilligkeit unterstelle. Nur noch dem eigenen Interesse verpflichtet, müssen sie sich um Anstand und Zustimmung schon lange nicht mehr scheren. Fans, die sich nur ungern jedes Jahr aufs Neue um ihr Vergnügen bringen lassen, werden kumpelhaft zu Komplizen gemacht wie bange Betriebsangestellte. Bei so viel Penetranz und Mangel an kritischem Verstand verfallen nicht nur die Hofberichterstattung, sondern auch die Journalisten schließlich der Dauerschleife des Adoranten-Geschwafels.
Statt ehrlichem Eingeständnis und kritischer Analyse dieser wichtigen Niederlagen wird schon wieder geschäftig - oder besser kopflos - nach erfolgreichen Konzepten gesucht. Fragt sich eben nur, was deutsche Solipsisten unter Erfolg verstehen…
Mittwoch, 6. Mai 2009
Wenn einem Demonstrationen zu bunt werden
„Zur Fangemeinde des ESC gehören bekanntlich überdurchschnittlich viele Schwule. Auf deren Unterstützung hoffen im Mai die Organisatoren des Slavic Pride“. So beginnt eine Auseinandersetzung mit der geplanten Moscow Pride am 16.05.09 auf der Seite Vorwaerts.de.
Diese Parade ist von der Stadt Moskau nicht genehmigt, dennoch werben u. a. auch die deutschen Blogger kräftig dafür, u. a. mit Bezug auf prominente Homosexuelle wie z. B. Elmar Kraushaar. Dieser behauptet, dass „die Schwulen beim ESC eine Macht sind. Ohne sie geht gar nichts.“
Dies äußerte er letztes Jahr im Zusammenhang mit einem Russland-Boykott, der aber mangels Unterstützung im Sande verlief. Im Gegensatz zu den Aktivisten hat Kraushaar schnell vor den ESC-Fans resigniert: „Die schwulen Festivalfans sind mehrheitlich unpolitisch und fühlen sich nur ihren Idolen verpflichtet - kein Gedanke an Boykott.“ Jan Feddersen als „schwules Aushängeschild“ gäbe sich auch „ganz blauäugig“ wenn er schreibe: „Dass die Schwulen sich in Moskau nicht mehr so herzhaft mit Wangenküsschen begrüßen werden, ist wahrscheinlich verschmerzbar."
Ich begrüße Feddersens Haltung, mir ist sie aber noch nicht Abgrenzung genug. Warum?
Die Fanclubs sind nicht politisch motiviert und organisiert, es sind lose Zusammenschlüsse von Schlagerfans. Schaut man auf deren Homepages, sieht man, dass der hohe Anteil schwuler Fans eher zufällig ist, in erster Linie geht es dort um Musik. Diese Fans fahren im Mai nicht als organisierte, geschlossene Gruppe, sondern individuell nach Moskau.
Von einer Demo-Organisation finde ich es prinzipiell unseriös, politisch unorganisierte Menschen überhaupt mit einer verbotenen Demonstration in einem Nicht-EU-Land zu konfrontieren. Das wird kein Sonntagsspaziergang, darauf würden sich wahrscheinlich nicht mal gewaltbereite Autonome einlassen.
Weitere Fragen: Welche Gruppierungen nehmen sonst noch teil? Von welchen Gruppen wird die Demo in Russland und in Europa anerkannt und unterstützt? Wer finanziert das? Welcher Gruppe kann ich mich möglicherweise anschließen? Gibt es dazu einen Stadtplan? Wie verläuft die Demo-Route? Wo finden Kundgebungen statt und in welcher Sprache? Wer wird sprechen? Gibt es dazu informative Basistexte? Und:
Warum ausgerechnet am 16.05.09?
An dem Tag dürfte kein Fan Zeit haben. Außerdem wünsche ich mir für die Generalprobe und für das Finale die Sicherheitskräfte lieber in Nähe des Austragungsortes und nicht bei einer verbotenen Demonstration.
Auffallenderweise findet man kaum brauchbare Informationen, dafür um so mehr Schimpfe gegen die russische Regierung und anti-intellektuelle Appelle an schwule Märtyrerfantasien, auch in den deutschen Medien! Alles scheint nach Negativschlagzeilen zu lechzen. Hier nur ein Beispiel.
Nur die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti gibt eine Einführung in den russischen Gesellschaftsdschungel und zählt schwulenfeindliche Gruppen auf. Man erkennt, dass die angefeindete russische Regierung eher eine moderate Haltung einnimmt.
Was auch immer das Anliegen der Gruppe homosexueller Aktivisten in Russland sein mag, ihre Strategie ist unseriös und unglaubwürdig, schlicht eine Zumutung. Die Aufforderung zur Slavic Pride oder Moscow Pride (?) ist ein gewagtes wie auch umstrittenes Vorhaben, die einzige seriöse Auseinandersetzung kann meiner Meinung nach nur auf politischer Ebene stattfinden:
http://www.ukgaynews.org.uk/Archive/09/Mar/2301.htm
Diese Parade ist von der Stadt Moskau nicht genehmigt, dennoch werben u. a. auch die deutschen Blogger kräftig dafür, u. a. mit Bezug auf prominente Homosexuelle wie z. B. Elmar Kraushaar. Dieser behauptet, dass „die Schwulen beim ESC eine Macht sind. Ohne sie geht gar nichts.“
Dies äußerte er letztes Jahr im Zusammenhang mit einem Russland-Boykott, der aber mangels Unterstützung im Sande verlief. Im Gegensatz zu den Aktivisten hat Kraushaar schnell vor den ESC-Fans resigniert: „Die schwulen Festivalfans sind mehrheitlich unpolitisch und fühlen sich nur ihren Idolen verpflichtet - kein Gedanke an Boykott.“ Jan Feddersen als „schwules Aushängeschild“ gäbe sich auch „ganz blauäugig“ wenn er schreibe: „Dass die Schwulen sich in Moskau nicht mehr so herzhaft mit Wangenküsschen begrüßen werden, ist wahrscheinlich verschmerzbar."
Ich begrüße Feddersens Haltung, mir ist sie aber noch nicht Abgrenzung genug. Warum?
Die Fanclubs sind nicht politisch motiviert und organisiert, es sind lose Zusammenschlüsse von Schlagerfans. Schaut man auf deren Homepages, sieht man, dass der hohe Anteil schwuler Fans eher zufällig ist, in erster Linie geht es dort um Musik. Diese Fans fahren im Mai nicht als organisierte, geschlossene Gruppe, sondern individuell nach Moskau.
Von einer Demo-Organisation finde ich es prinzipiell unseriös, politisch unorganisierte Menschen überhaupt mit einer verbotenen Demonstration in einem Nicht-EU-Land zu konfrontieren. Das wird kein Sonntagsspaziergang, darauf würden sich wahrscheinlich nicht mal gewaltbereite Autonome einlassen.
Weitere Fragen: Welche Gruppierungen nehmen sonst noch teil? Von welchen Gruppen wird die Demo in Russland und in Europa anerkannt und unterstützt? Wer finanziert das? Welcher Gruppe kann ich mich möglicherweise anschließen? Gibt es dazu einen Stadtplan? Wie verläuft die Demo-Route? Wo finden Kundgebungen statt und in welcher Sprache? Wer wird sprechen? Gibt es dazu informative Basistexte? Und:
Warum ausgerechnet am 16.05.09?
An dem Tag dürfte kein Fan Zeit haben. Außerdem wünsche ich mir für die Generalprobe und für das Finale die Sicherheitskräfte lieber in Nähe des Austragungsortes und nicht bei einer verbotenen Demonstration.
Auffallenderweise findet man kaum brauchbare Informationen, dafür um so mehr Schimpfe gegen die russische Regierung und anti-intellektuelle Appelle an schwule Märtyrerfantasien, auch in den deutschen Medien! Alles scheint nach Negativschlagzeilen zu lechzen. Hier nur ein Beispiel.
Nur die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti gibt eine Einführung in den russischen Gesellschaftsdschungel und zählt schwulenfeindliche Gruppen auf. Man erkennt, dass die angefeindete russische Regierung eher eine moderate Haltung einnimmt.
Was auch immer das Anliegen der Gruppe homosexueller Aktivisten in Russland sein mag, ihre Strategie ist unseriös und unglaubwürdig, schlicht eine Zumutung. Die Aufforderung zur Slavic Pride oder Moscow Pride (?) ist ein gewagtes wie auch umstrittenes Vorhaben, die einzige seriöse Auseinandersetzung kann meiner Meinung nach nur auf politischer Ebene stattfinden:
http://www.ukgaynews.org.uk/Archive/09/Mar/2301.htm
Freitag, 1. Mai 2009
Top-Ten und keinen interessiert's?
Es wird beim Contest immer schwieriger, zwischen künstlerischem Engagement und Verkaufsstrategien oder zwischen Produkt und Verpackung zu unterscheiden. Der NDR? oder Alex C. und Oscar L.? machen die Unterscheidung mit ihrem „Swing, Step, Schwul, Strip“ nicht einfacher. Zur Wettbewerbsverzerrung durch den Big-4-Status kommt dieses Jahr via Jury auch noch eine verstärkte Kontrolle der Bewertung. Alles in allem sehr berechnend.
Ich nehme aus Fanperspektive Bezug auf das Interview mit Thomas Schreiber vom NDR.
Herr Schreiber ist also enttäuscht über die Äußerungen der Fans und Zuschauer in den Blogs? Grundsätzlich wirkt auf mich schon das Gesamtstatement von Herrn Schreiber im Interview wie das einer Werbeagentur, die sich bei Kunden beschwert, wenn ihre Werbung nicht ankommt. Kann es sein, dass sich da ein Denkfehler eingeschlichen hat? Schließlich soll nicht der NDR, sondern das Produkt Musik beim ESC gut ankommen. Aber vielleicht bekomme ich das mit Produkt, Verkaufsstrategie, künstlerischem Engagement… schon wieder alles durcheinander.
Um auf seine Enttäuschung zurückzukommen: Gerade bei oder über uns ESC-Fans kann sich niemand beschweren, denn wir haben niemandem etwas versprochen, eher umgekehrt. Beklagen kann sich Herr Schreiber bestenfalls bei den alt-eingeschworenen Fans von Oscar Loya oder Alex C. Nebenbei bemerkt lebt unsere ESC-Fankultur sehr vom in-put, insofern wären wir über den Zulauf dieser Fans erfreut gewesen. Aber diese Fans gibt es nicht. Und das erklärt das große Desinteresse der Allgemeinheit. Ich frage mich, wer sich bei einer Platzierung unter den Top-Ten überhaupt freuen soll?
Der meiner Meinung nach 2. Denkfehler des diesjährigen Konzeptes: Für gute Musik, gute Show, gute Bewertung und stimmige Einschaltquoten MUSS das das Verhältnis zwischen Zuschauer und Musiker stimmen. Das setzt voraus, dass es zumindest eine Fangemeinde gibt. Genau das hätte man vom sog. Diaspora- oder Nachbarschaftsvoting lernen können: Mit dem wachsenden Zuspruch für bestimmte Länder wurden deren Beiträge und Platzierungen immer besser. Nur, wo sich unnötigerweise die Organisatoren zu sehr einmischen, wird die Musik schlechter mit entsprechenden Folgen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Schweden.
Herr Schreiber hat Recht, wenn er sich nicht „von unseren Aufsichtsgremien vorhalten lassen will, dass wir unsere Gebührengelder für Verkaufszwecke anderer einsetzen.“ Fanpflege ist Aufgabe der Musiker. Insofern hat er es sich dieses Jahr aber sehr schwer gemacht. Die Briten hingegen scheinen das begriffen zu haben. Ihr Organisator ist der weltbekannte Musiker Webber, und der hat mit aller Selbstverständlichkeit gewusst, wie er den Publikumszuspruch systematisch aufzubauen hat, und zwar mit Musik. Und Frankreich stellt mich jedenfalls nicht vor die Frage: Was ist hier Produkt und was Verpackung, denn Patricia Kaas wird hoffentlich ohne Stripperin auskommen.
Der NDR hingegen hat sich in einer Art Intoleranz gegenüber des guten Fan-Musiker-Verhältnis’ beim Migrantenvoting dafür eingesetzt, die Bürokratie und Organisation top-down zu verstärken und somit das Fan-Musiker-Verhältnis zu entkräften. Ob dem Musiker das mehr Engagement abverlangt, ob es ihm Fans und bessere Einnahmen bringt, sei dahingestellt.
Aber wir Fans sind bestimmt nicht dümmer als die Jury. Sollte der NDR also noch jubelnde Fans brauchen, sage man uns nur, bis wann, wie viele und was er auszugeben bereit ist.
Ich nehme aus Fanperspektive Bezug auf das Interview mit Thomas Schreiber vom NDR.
Herr Schreiber ist also enttäuscht über die Äußerungen der Fans und Zuschauer in den Blogs? Grundsätzlich wirkt auf mich schon das Gesamtstatement von Herrn Schreiber im Interview wie das einer Werbeagentur, die sich bei Kunden beschwert, wenn ihre Werbung nicht ankommt. Kann es sein, dass sich da ein Denkfehler eingeschlichen hat? Schließlich soll nicht der NDR, sondern das Produkt Musik beim ESC gut ankommen. Aber vielleicht bekomme ich das mit Produkt, Verkaufsstrategie, künstlerischem Engagement… schon wieder alles durcheinander.
Um auf seine Enttäuschung zurückzukommen: Gerade bei oder über uns ESC-Fans kann sich niemand beschweren, denn wir haben niemandem etwas versprochen, eher umgekehrt. Beklagen kann sich Herr Schreiber bestenfalls bei den alt-eingeschworenen Fans von Oscar Loya oder Alex C. Nebenbei bemerkt lebt unsere ESC-Fankultur sehr vom in-put, insofern wären wir über den Zulauf dieser Fans erfreut gewesen. Aber diese Fans gibt es nicht. Und das erklärt das große Desinteresse der Allgemeinheit. Ich frage mich, wer sich bei einer Platzierung unter den Top-Ten überhaupt freuen soll?
Der meiner Meinung nach 2. Denkfehler des diesjährigen Konzeptes: Für gute Musik, gute Show, gute Bewertung und stimmige Einschaltquoten MUSS das das Verhältnis zwischen Zuschauer und Musiker stimmen. Das setzt voraus, dass es zumindest eine Fangemeinde gibt. Genau das hätte man vom sog. Diaspora- oder Nachbarschaftsvoting lernen können: Mit dem wachsenden Zuspruch für bestimmte Länder wurden deren Beiträge und Platzierungen immer besser. Nur, wo sich unnötigerweise die Organisatoren zu sehr einmischen, wird die Musik schlechter mit entsprechenden Folgen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Schweden.
Herr Schreiber hat Recht, wenn er sich nicht „von unseren Aufsichtsgremien vorhalten lassen will, dass wir unsere Gebührengelder für Verkaufszwecke anderer einsetzen.“ Fanpflege ist Aufgabe der Musiker. Insofern hat er es sich dieses Jahr aber sehr schwer gemacht. Die Briten hingegen scheinen das begriffen zu haben. Ihr Organisator ist der weltbekannte Musiker Webber, und der hat mit aller Selbstverständlichkeit gewusst, wie er den Publikumszuspruch systematisch aufzubauen hat, und zwar mit Musik. Und Frankreich stellt mich jedenfalls nicht vor die Frage: Was ist hier Produkt und was Verpackung, denn Patricia Kaas wird hoffentlich ohne Stripperin auskommen.
Der NDR hingegen hat sich in einer Art Intoleranz gegenüber des guten Fan-Musiker-Verhältnis’ beim Migrantenvoting dafür eingesetzt, die Bürokratie und Organisation top-down zu verstärken und somit das Fan-Musiker-Verhältnis zu entkräften. Ob dem Musiker das mehr Engagement abverlangt, ob es ihm Fans und bessere Einnahmen bringt, sei dahingestellt.
Aber wir Fans sind bestimmt nicht dümmer als die Jury. Sollte der NDR also noch jubelnde Fans brauchen, sage man uns nur, bis wann, wie viele und was er auszugeben bereit ist.
Mittwoch, 15. April 2009
Moskau I - Linkliste
Zur besseren Übersicht ein interaktiver Metroplan
von Moskau und allgemeine Beschreibung zur Moskauer Metro, mit Beispiel-Fahrkarte, Preistabelle und ein paar Fotos.
Infos zum öffentlichen Nahverkehr in Moskau (da gibt es auch noch mal das Video).
Bitte beachten, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nur in der Zeit von 05:20 bis 01:00 Uhr fahren. Ab dann gibt es folgenden Tipp:
"In Russia you can use any car as a taxi, most of the private drivers will give you a lift but only for money. Just wave any car like a taxi. It's better to negotiate the price before starting a trip (even cabmen don't like to use counters). When the driver recognizes you as a foreigner, he will try to make you pay the highest price - so bargain. It is a good way to find out the fair price before (ask the locals)."
Stadtplan Moskau in englischer Sprache.
Routenplaner Moskau, mit Auswahl zum jeweilig gewünschten Verkehrsmittel.
Hier noch mal allgemeine Informationen zu Moskau in englischer Sprache, mit vielen weiterführenden Links zu Sehenswürdigkeiten, Clubs, Shopping-Meilen, Restaurants, praktischen Tipps, Tipps zu diversen Gay-Clubs, teilweise mit anschaulichen Youtube-Filmchen (s. o.).
Homepage von Gay Russia in englischer Sprache.
Und noch mehr Infos auf Welcome To Gay Moscow!
Eine kurze, übersichtliche und sehr informative Beschreibung des Austragungsortes, mit Karten und Skizzen. Weiter unten auch Infos zum Euro-Club auf der Seite von Andy aus Kasachstan.
Das Stage-Design
Der Euro-Club liegt in Nähe der Metro-Station Alexandrovsky Sad (hellblaue Linie).
Verantwortlicher russischer Sender 1TV.
Kontaktadresse und Öffnungszeiten der Deutschen Botschaft in Moskau.
Für schnelle Hilfe in Notfällen.
Einige deutschsprachige Zeitungen aus Russland.
Darin enthalten ein Link zur deutschsprachigen Internetzeitung Russland-Aktuell, mit vielen Tipps und weiterführenden, informativen Links.
Zum Eingewöhnen ein paar russische Banknoten.
Um zur Austragungshalle zu kommen, muss man an der Haltestelle Prospekt Mira aussteigen.
Achtung: Das ist nicht die Veranstaltungshalle, das ist nur die Metrostation. Hier bitte aussteigen. Draußen sieht es dann möglicherweise so aus.
von Moskau und allgemeine Beschreibung zur Moskauer Metro, mit Beispiel-Fahrkarte, Preistabelle und ein paar Fotos.
Infos zum öffentlichen Nahverkehr in Moskau (da gibt es auch noch mal das Video).
Bitte beachten, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nur in der Zeit von 05:20 bis 01:00 Uhr fahren. Ab dann gibt es folgenden Tipp:
"In Russia you can use any car as a taxi, most of the private drivers will give you a lift but only for money. Just wave any car like a taxi. It's better to negotiate the price before starting a trip (even cabmen don't like to use counters). When the driver recognizes you as a foreigner, he will try to make you pay the highest price - so bargain. It is a good way to find out the fair price before (ask the locals)."
Stadtplan Moskau in englischer Sprache.
Routenplaner Moskau, mit Auswahl zum jeweilig gewünschten Verkehrsmittel.
Hier noch mal allgemeine Informationen zu Moskau in englischer Sprache, mit vielen weiterführenden Links zu Sehenswürdigkeiten, Clubs, Shopping-Meilen, Restaurants, praktischen Tipps, Tipps zu diversen Gay-Clubs, teilweise mit anschaulichen Youtube-Filmchen (s. o.).
Homepage von Gay Russia in englischer Sprache.
Und noch mehr Infos auf Welcome To Gay Moscow!
Eine kurze, übersichtliche und sehr informative Beschreibung des Austragungsortes, mit Karten und Skizzen. Weiter unten auch Infos zum Euro-Club auf der Seite von Andy aus Kasachstan.
Das Stage-Design
Der Euro-Club liegt in Nähe der Metro-Station Alexandrovsky Sad (hellblaue Linie).
Verantwortlicher russischer Sender 1TV.
Kontaktadresse und Öffnungszeiten der Deutschen Botschaft in Moskau.
Für schnelle Hilfe in Notfällen.
Einige deutschsprachige Zeitungen aus Russland.
Darin enthalten ein Link zur deutschsprachigen Internetzeitung Russland-Aktuell, mit vielen Tipps und weiterführenden, informativen Links.
Zum Eingewöhnen ein paar russische Banknoten.
Um zur Austragungshalle zu kommen, muss man an der Haltestelle Prospekt Mira aussteigen.
Achtung: Das ist nicht die Veranstaltungshalle, das ist nur die Metrostation. Hier bitte aussteigen. Draußen sieht es dann möglicherweise so aus.
Mittwoch, 1. April 2009
Bis jetzt können wir uns nicht beklagen
So viele international bekannte Namen haben lange nicht bzw. haben noch nie auf einmal am Eurovision Song Contest teilgenommen wie in diesem Jahr in Moskau. Patricia Kaas für Frankreich, Arash für Aserbaidschan, Noa und Mira Awad für Israel, Malena Ernman für Schweden… und als wohl bekanntester Verantwortlicher für den Länderbeitrag gilt der Musical-Komponist Andrew Lloyd Webber für Großbritannien. Sicherlich suggerieren diese Namen keinen innovativen aber dafür einen soliden Jahrgang.
Kann Webber dem Contest neue Impulse geben?
Nach zahlreichen Niederlagen für Großbritannien wurde Andrew Lloyd Webber von der BBC beauftragt, UK’s Song-Contest-Ruf wieder herzustellen. Obwohl zunächst den Kopf schüttelnd, bin ich mittlerweile von seiner Teilnahme angetan und denke, dass gerade er als berühmter Komponist und Musiker dem Eurovision Song Contest jetzt schon ein paar nötige Impulse gegeben hat.
Monate bevor Lied und Interpret überhaupt angedacht waren, machte er mit einer Aufwartung bei Putin von sich Reden. In Fankreisen war dies durchaus umstritten, denn die Putin-Besuche wurden als korrupt empfunden. Webber: „He bored into me with those blue eyes, but in the end it was me who had to bring it to a close. We had been there about an hour and 40 minutes. He was going on and on and on. I thought the BBC would be running out of film“. (Daily Mail v. 25.01.09)1
OK!
Von Anfang an transparentes Arbeiten
Statt wie ein abgeschirmtes Genie in endlos ausgezerrten Nächten ein pathetisches Wunderwerk zu kreieren, reichte ein 2-stündiges Gespräch mit Frau Warren: „’My Time’ took just two hours to complete. It would be good to say it took us a whole week of much agony and rewriting, but it didn't.[…] I'd had an idea for it and I played Diane what I thought was the chorus. She said, "No, I don't think you've got a chorus, I think it's a verse." I thought, "Oh dear, this is a bad start." But once I got over that we had pretty much done it. So the whole thing took about two hours.” (Daily Mail v. 25.01.09)2
Wie sympathisch!
Im Februar 2009 wurde für das von Andrew Lloyd Webber und Diane Warren geschriebene Lied ‚It’s my Time“ in einer Art DSDS die passende Sängerin ermittelt: Jade Ewen. Seitdem tourte er mit seiner Kandidatin durch Europa. Alldieweil sie sich schon mal beim europäischen Publikum bekannt machte und den großen Auftritt übte, gab er Tipps und optimierte den Song entsprechend. Die endgültige Fassung der Studioversion datiert zwar vom 23.03.2009, aber ich denke, Überraschungen sind immer noch drin.
Dass er das Publikum durchgehend an seiner Strategie und an der Entwicklung von Lied und Auftritt – er wird übrigens auf Wunsch von Jade in Moskau auf der Bühne Klavier spielen – teilnehmen lässt, rechne ich ihm hoch an. Nachdem ich mehrere Auftritte von Jade auf youtube mitverfolgen konnte, werde ich ihr im Finale nämlich die Daumen drücken. Auch bekommt man ein Gefühl dafür, dass spröde Auftragsarbeit auch für einen Profi Arbeit ist und dass auch ein Webber keine Geschenke erwartet.
Bekanntheits-Bonus ausnutzen?
Einige Fans befürchten, dass allein schon Webber’s weltbekannter Name anderen Teilnehmern die Chance auf den Sieg nimmt. Aber ist das Webber’s Absicht?
Was sonst als Empörung, Kränkung oder Verschwörung zu verstehen wäre, offenbart uns Webber mit feinem englischen Humor: “I think the BBC would be appalled if we won, however, because they would have to cough up for the entire staging the following year. Since it's costing Russia about £25 million this year, I think I might be through out of the country if the song becomes a hit. Poor Ireland (RTE) was virtually bankrupted when it won all those years in succession. My quest is to come second.“ (esctoday.com)3
Da haben wir’s! Was ich schon seit Jahren vermutete, jetzt ist raus: Die Teilnahme eine Farce, und das gilt wohl nicht nur für GB. Einen Dank an Sir Webber, diese Farce zu entlarven. Und jetzt müsste er gewinnen!
Und genau das gefällt mir an Webber’s Strategie: Mit seinem Aufwand und seinen Statements biedert er sich nirgends an, sondern hebt eher Wettbewerbscharakter wieder hervor und bringt damit den Konkurrenten, dem Publikum wie auch dem Gastgeber Russland Respekt und Höflichkeit entgegen. Ich meine sogar, dass Webber für seinen optimalen Auftritt gerne das große Live-Orchester zurückhaben wollte. Hallo! Da spricht nicht der Betriebswirtschaftler einer x-beliebigen Rundfunkanstalt, da spricht der wahre Musiker!
Quellen:
1 und 2)
http://www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-1127216/We-wrote-Eurovision-song-hours-says-Lloyd-Webber.html
3)
http://www.esctoday.com/news/read/12805?id=12805&offset=27
Kann Webber dem Contest neue Impulse geben?
Nach zahlreichen Niederlagen für Großbritannien wurde Andrew Lloyd Webber von der BBC beauftragt, UK’s Song-Contest-Ruf wieder herzustellen. Obwohl zunächst den Kopf schüttelnd, bin ich mittlerweile von seiner Teilnahme angetan und denke, dass gerade er als berühmter Komponist und Musiker dem Eurovision Song Contest jetzt schon ein paar nötige Impulse gegeben hat.
Monate bevor Lied und Interpret überhaupt angedacht waren, machte er mit einer Aufwartung bei Putin von sich Reden. In Fankreisen war dies durchaus umstritten, denn die Putin-Besuche wurden als korrupt empfunden. Webber: „He bored into me with those blue eyes, but in the end it was me who had to bring it to a close. We had been there about an hour and 40 minutes. He was going on and on and on. I thought the BBC would be running out of film“. (Daily Mail v. 25.01.09)1
OK!
Von Anfang an transparentes Arbeiten
Statt wie ein abgeschirmtes Genie in endlos ausgezerrten Nächten ein pathetisches Wunderwerk zu kreieren, reichte ein 2-stündiges Gespräch mit Frau Warren: „’My Time’ took just two hours to complete. It would be good to say it took us a whole week of much agony and rewriting, but it didn't.[…] I'd had an idea for it and I played Diane what I thought was the chorus. She said, "No, I don't think you've got a chorus, I think it's a verse." I thought, "Oh dear, this is a bad start." But once I got over that we had pretty much done it. So the whole thing took about two hours.” (Daily Mail v. 25.01.09)2
Wie sympathisch!
Im Februar 2009 wurde für das von Andrew Lloyd Webber und Diane Warren geschriebene Lied ‚It’s my Time“ in einer Art DSDS die passende Sängerin ermittelt: Jade Ewen. Seitdem tourte er mit seiner Kandidatin durch Europa. Alldieweil sie sich schon mal beim europäischen Publikum bekannt machte und den großen Auftritt übte, gab er Tipps und optimierte den Song entsprechend. Die endgültige Fassung der Studioversion datiert zwar vom 23.03.2009, aber ich denke, Überraschungen sind immer noch drin.
Dass er das Publikum durchgehend an seiner Strategie und an der Entwicklung von Lied und Auftritt – er wird übrigens auf Wunsch von Jade in Moskau auf der Bühne Klavier spielen – teilnehmen lässt, rechne ich ihm hoch an. Nachdem ich mehrere Auftritte von Jade auf youtube mitverfolgen konnte, werde ich ihr im Finale nämlich die Daumen drücken. Auch bekommt man ein Gefühl dafür, dass spröde Auftragsarbeit auch für einen Profi Arbeit ist und dass auch ein Webber keine Geschenke erwartet.
Bekanntheits-Bonus ausnutzen?
Einige Fans befürchten, dass allein schon Webber’s weltbekannter Name anderen Teilnehmern die Chance auf den Sieg nimmt. Aber ist das Webber’s Absicht?
Was sonst als Empörung, Kränkung oder Verschwörung zu verstehen wäre, offenbart uns Webber mit feinem englischen Humor: “I think the BBC would be appalled if we won, however, because they would have to cough up for the entire staging the following year. Since it's costing Russia about £25 million this year, I think I might be through out of the country if the song becomes a hit. Poor Ireland (RTE) was virtually bankrupted when it won all those years in succession. My quest is to come second.“ (esctoday.com)3
Da haben wir’s! Was ich schon seit Jahren vermutete, jetzt ist raus: Die Teilnahme eine Farce, und das gilt wohl nicht nur für GB. Einen Dank an Sir Webber, diese Farce zu entlarven. Und jetzt müsste er gewinnen!
Und genau das gefällt mir an Webber’s Strategie: Mit seinem Aufwand und seinen Statements biedert er sich nirgends an, sondern hebt eher Wettbewerbscharakter wieder hervor und bringt damit den Konkurrenten, dem Publikum wie auch dem Gastgeber Russland Respekt und Höflichkeit entgegen. Ich meine sogar, dass Webber für seinen optimalen Auftritt gerne das große Live-Orchester zurückhaben wollte. Hallo! Da spricht nicht der Betriebswirtschaftler einer x-beliebigen Rundfunkanstalt, da spricht der wahre Musiker!
Quellen:
1 und 2)
http://www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-1127216/We-wrote-Eurovision-song-hours-says-Lloyd-Webber.html
3)
http://www.esctoday.com/news/read/12805?id=12805&offset=27
Donnerstag, 26. März 2009
Stellt sich die ARD als zu nett dar?
„Es gibt verschiedene Untersuchungen, die festgestellt haben, dass der überwiegende Teil der Zuschauer die Tagesshows [Tagesschau und Tagesthemen] gar nicht versteht. Das leuchtet auf Anhieb ein, denn tatsächlich gibt es bei den Fernsehnachrichten wenig zu verstehen. Sie beherrschen vor allem die Kunst, binnen 15 Minuten die Welt mit feiner Unbegreiflichkeit zu verhüllen.“ (Walter von Rossum)
Dies fiel mir spontan ein, als am 22.03.09 ein ca. 3-minütiger Bericht über den diesjährigen israelischen Song-Contest-Beitrag in den Tagesthemen an mir vorbeirauschte. Worum ging es? Israel schickt ein jüdisch-arabisches Duo zum Contest, das eine Friedensbotschaft verkünden soll. Provokation? Kooperationen dieser Art sind spätestens seit Gründung des West-Eastern Divan Orchestra 1999 beliebt. Israels Teilnahme am ESC ist auch nicht neu. Auch nicht, dass Länder gerne gewinnen wollen und dafür kräftig die Werbetrommel rühren. Fragwürdig schon eher, dass Israel dann ausgerechnet aus seiner Kriegssituation bei dem sonst so verlachten Eurovision Song Contest Kapital schlagen möchte. Und in dem Zusammenhang irritiert es mich, dass die ARD für diese Art PR seine Tagesthemen als Werbeplattform zur Verfügung stellt.
Angeblich singen die beiden Interpretinnen „ihr Lied aus Protest gegen die gegenwärtige Lage in Nahost“. Ist 'Protest' das richtige Wort, wenn das Lied von 'oben' angeordnet wurde? Böte sich da nicht eher das Wort Propaganda an? Und ist es überhaupt klug von Israel, ihre Beweggründe an die große Glocke zu hängen, statt einfach nur zu singen?
Dass man in diesem Zusammenhang aus israelischer oder aus deutscher Sicht auch die palästinensische Meinung befragt, mag ich gar nicht erwarten. Aber die Meinung des normalen israelischen Zuschauers hätte man anbieten können. Von israelischen Fans weiß ich, dass sie es "satt geworden sind, dass Israel immer wieder „Friedenslieder“ zum ESC schickt. Gerade weil sie in einer besonders schwierigen Situation leben, möchten sie beim Song Contest mal nichts davon hören.“ Und weiter: „Die Nominierung von Noa und Mira hat nur am Anfang Ärger ausgelöst und zu Protesten geführt, mittlerweile scheint es niemanden mehr zu interessieren. Richtig angefeindet wurden die Sängerinnen auch nicht. Mira hat einen Petitionsbrief von arabischen Intellektuellen bekommen, Noa erhielt lediglich ein paar feindliche Mails. Das Ganze wurde von den Medien eher aufgebauscht!“ Aha, in Israel ist dies momentan also kein Thema.
Nachgeschaut auf der Homepage der Tagesschau haut mich die wenig journalistisch-objektive Berichterstattung um: Von "'sinnvoller Verwirrung' ist die Rede, und diese passe 'zur universalen Freude, schöner Götterfunken'-Botschaft des europäischen Schlagerwettbewerbs.“ Ging es den Sängerinnen nicht um die gegenwärtige Lage in Nahost? Und mag man in Deutschland den ESC meinetwegen mit Friedrich Schiller und Ludwig van Beethoven in die Höhen des meinungsführenden Bildungsbürgers heben, aber passt das dann noch zum Miss Kiss Kiss Bang?
Vielleicht hilft Rossum weiter: „Nur Sprachregelungen sind die eigentliche Botschaft der Fernsehnachrichten: Die als Information getarnte Mitteilung, was man wie zu sehen hat.“
Eine besonders zynische Sprachregelung kommt dann auch prompt aus dem Mund des arabischen Teils des Duos: „Ich habe es satt, immer gegen etwas zu sein. Ich will nicht mehr 'gegen' sagen. Ich will für etwas sein."
Genau, ich bin auch für etwas. Und zwar dafür, dass wir für die gesinnungsperspektivische Präsentation eines solchen Berichtes in den Tagesthemen von der israelischen Jury Punkte bekommen für Miss Kiss Kiss BANG.
(Walter von Rossum, Die Tagesshow. Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht, Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln, 2007, S. 32, S. 117)
Dies fiel mir spontan ein, als am 22.03.09 ein ca. 3-minütiger Bericht über den diesjährigen israelischen Song-Contest-Beitrag in den Tagesthemen an mir vorbeirauschte. Worum ging es? Israel schickt ein jüdisch-arabisches Duo zum Contest, das eine Friedensbotschaft verkünden soll. Provokation? Kooperationen dieser Art sind spätestens seit Gründung des West-Eastern Divan Orchestra 1999 beliebt. Israels Teilnahme am ESC ist auch nicht neu. Auch nicht, dass Länder gerne gewinnen wollen und dafür kräftig die Werbetrommel rühren. Fragwürdig schon eher, dass Israel dann ausgerechnet aus seiner Kriegssituation bei dem sonst so verlachten Eurovision Song Contest Kapital schlagen möchte. Und in dem Zusammenhang irritiert es mich, dass die ARD für diese Art PR seine Tagesthemen als Werbeplattform zur Verfügung stellt.
Angeblich singen die beiden Interpretinnen „ihr Lied aus Protest gegen die gegenwärtige Lage in Nahost“. Ist 'Protest' das richtige Wort, wenn das Lied von 'oben' angeordnet wurde? Böte sich da nicht eher das Wort Propaganda an? Und ist es überhaupt klug von Israel, ihre Beweggründe an die große Glocke zu hängen, statt einfach nur zu singen?
Dass man in diesem Zusammenhang aus israelischer oder aus deutscher Sicht auch die palästinensische Meinung befragt, mag ich gar nicht erwarten. Aber die Meinung des normalen israelischen Zuschauers hätte man anbieten können. Von israelischen Fans weiß ich, dass sie es "satt geworden sind, dass Israel immer wieder „Friedenslieder“ zum ESC schickt. Gerade weil sie in einer besonders schwierigen Situation leben, möchten sie beim Song Contest mal nichts davon hören.“ Und weiter: „Die Nominierung von Noa und Mira hat nur am Anfang Ärger ausgelöst und zu Protesten geführt, mittlerweile scheint es niemanden mehr zu interessieren. Richtig angefeindet wurden die Sängerinnen auch nicht. Mira hat einen Petitionsbrief von arabischen Intellektuellen bekommen, Noa erhielt lediglich ein paar feindliche Mails. Das Ganze wurde von den Medien eher aufgebauscht!“ Aha, in Israel ist dies momentan also kein Thema.
Nachgeschaut auf der Homepage der Tagesschau haut mich die wenig journalistisch-objektive Berichterstattung um: Von "'sinnvoller Verwirrung' ist die Rede, und diese passe 'zur universalen Freude, schöner Götterfunken'-Botschaft des europäischen Schlagerwettbewerbs.“ Ging es den Sängerinnen nicht um die gegenwärtige Lage in Nahost? Und mag man in Deutschland den ESC meinetwegen mit Friedrich Schiller und Ludwig van Beethoven in die Höhen des meinungsführenden Bildungsbürgers heben, aber passt das dann noch zum Miss Kiss Kiss Bang?
Vielleicht hilft Rossum weiter: „Nur Sprachregelungen sind die eigentliche Botschaft der Fernsehnachrichten: Die als Information getarnte Mitteilung, was man wie zu sehen hat.“
Eine besonders zynische Sprachregelung kommt dann auch prompt aus dem Mund des arabischen Teils des Duos: „Ich habe es satt, immer gegen etwas zu sein. Ich will nicht mehr 'gegen' sagen. Ich will für etwas sein."
Genau, ich bin auch für etwas. Und zwar dafür, dass wir für die gesinnungsperspektivische Präsentation eines solchen Berichtes in den Tagesthemen von der israelischen Jury Punkte bekommen für Miss Kiss Kiss BANG.
(Walter von Rossum, Die Tagesshow. Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht, Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln, 2007, S. 32, S. 117)
Samstag, 14. März 2009
Miss Kiss Bums
Alex Swings Oscar Sings vertreten Deutschland dieses Jahr mit dem Swing-Titel „Miss Kiss Kiss Bang“ beim Eurovision Song Contest in Moskau. Lt. NDR-Homepage ist Alex C. zur Teilnahme vom NDR gebeten und schließlich nominiert worden.
Damit hatte in Fankreisen so gut wie niemand gerechnet. Alex C. kam wie aus dem Nichts, und verkauft sich und seinen abgekupferten Act jetzt dementsprechend wie den alten amerikanischen Traum eines Tellerwäschers. Seine alte Swing-Nummer wird in einem Musikvideo dementsprechend im 50er Jahre-Stil beworben.
Einmal mehr hat er diesen einsamen Tellerwäscher-Aufstieg kürzlich bei der NDR-Talkshow demonstriert. Er schaut ins Leere, spricht am liebsten von sich, neben ihn ein schweigsamer Oscar, der wohl noch immer nicht begriffen hat, wie ihm eigentlich geschieht… Zuschauer, Fans oder gar Musikerkollegen scheint es nie gegeben zu haben, sie sind nicht von Interesse. Und wenn, dann eher als potentielle Neider, denen man es zeigen will.
Alex C. beschreibt sich als ein ehemals schwächliches Kind, das sich regelmäßig das Pausenbrot („die Butter vom Brot“) wegnehmen ließ. Jetzt wurde er selbstverständlich endlich ins Rampenlicht gestellt. Dass Alex C. sich in seiner isolierten Lage so sicher fühlt, mag der vom NDR geforderten Wiedereinführung der Jury zu verdanken sein. Immerhin hat der NDR nach all den "schlappen Selbstdarstellungen deutscher Teilnehmer" (Zitat Alex C.) dieses Jahr seinen Ruf wieder herzustellen. Mit Alex Swings Oscar Sings.
Musik ist Geschmacksache. Auch den Musiker will ich nicht angreifen, sondern ein Konzept, das ihm dieses
bornierte und arrogante Profil
nahe legt. Resistent gegen alle Verbesserungsvorschläge hat der NDR autonom entschieden. Er hat sich den zahlenden Zuschauern entzogen und sie damit entwertet. Die Fans wurden als Zielgruppe zurück aufs Abstellgleis geschoben, die junge deutsche Musikszene quasi ignoriert.
Zur Rede gestellt, gibt man sich unbedeutend, langweilig und wehleidig und nimmt sich andererseits das Recht heraus, auf ganzer Linie alle Spielregeln zu brechen. Empfindsamkeit im Umgang mit Zuschauern und Spielregeln kann man dem NDR also nicht nachsagen. Leidenschaft und Mut noch weniger.
Geht’s noch!?
1. Zuschauer brauchen ein Mindestmaß an Identifikation. Dass der Echo-Auftritt wie auch der Auftritt beim NDR niemanden zur Leidenschaft hingerissen hat, hängt auch mit dem arroganten Top-down-Konzept zusammen. Dem hat sich Alex C. voll angepasst. Damit ist aber sein ausgeklügeltes amerikanisches Tellerwäscher-Konzept, dass ja Bottom-up funktioniert, pervertiert und unmissverständlich misslungen. In Deutschland bleibt der Tellerwäscher eben ein Tellerwäscher.
2. Ginge es beim Bruch der Spielregeln nur um ein Mogeln, könnte man Siegeswillen unterstellen. Dass der NDR sich in den letzten Jahren um einen Sieg bemüht hätte, wird aber keiner ernsthaft behaupten. Auch das ist Betrug. Man bringt damit die Zuschauer und seine Gegner um den Spannungsgenuss und um die Freude am Sieg.
3. Um mit seinen faden Beiträgen überhaupt mitmachen zu dürfen, kauft man sich als sog. Big-4 ins Finale und fordert voller Ressentiments gegenüber erfolgreichen Newcomern die Wiedereinführung der Jury. Das zeugt nicht nur von Missachtung des Zuschauers und Gegners, sondern des gesamten Wettberwerbs.
Das Beste am Norden: Der NDR spricht zwei Monate vor Moskau bereits von Konzepten fürs nächste Jahr.
Damit hatte in Fankreisen so gut wie niemand gerechnet. Alex C. kam wie aus dem Nichts, und verkauft sich und seinen abgekupferten Act jetzt dementsprechend wie den alten amerikanischen Traum eines Tellerwäschers. Seine alte Swing-Nummer wird in einem Musikvideo dementsprechend im 50er Jahre-Stil beworben.
Einmal mehr hat er diesen einsamen Tellerwäscher-Aufstieg kürzlich bei der NDR-Talkshow demonstriert. Er schaut ins Leere, spricht am liebsten von sich, neben ihn ein schweigsamer Oscar, der wohl noch immer nicht begriffen hat, wie ihm eigentlich geschieht… Zuschauer, Fans oder gar Musikerkollegen scheint es nie gegeben zu haben, sie sind nicht von Interesse. Und wenn, dann eher als potentielle Neider, denen man es zeigen will.
Alex C. beschreibt sich als ein ehemals schwächliches Kind, das sich regelmäßig das Pausenbrot („die Butter vom Brot“) wegnehmen ließ. Jetzt wurde er selbstverständlich endlich ins Rampenlicht gestellt. Dass Alex C. sich in seiner isolierten Lage so sicher fühlt, mag der vom NDR geforderten Wiedereinführung der Jury zu verdanken sein. Immerhin hat der NDR nach all den "schlappen Selbstdarstellungen deutscher Teilnehmer" (Zitat Alex C.) dieses Jahr seinen Ruf wieder herzustellen. Mit Alex Swings Oscar Sings.
Musik ist Geschmacksache. Auch den Musiker will ich nicht angreifen, sondern ein Konzept, das ihm dieses
bornierte und arrogante Profil
nahe legt. Resistent gegen alle Verbesserungsvorschläge hat der NDR autonom entschieden. Er hat sich den zahlenden Zuschauern entzogen und sie damit entwertet. Die Fans wurden als Zielgruppe zurück aufs Abstellgleis geschoben, die junge deutsche Musikszene quasi ignoriert.
Zur Rede gestellt, gibt man sich unbedeutend, langweilig und wehleidig und nimmt sich andererseits das Recht heraus, auf ganzer Linie alle Spielregeln zu brechen. Empfindsamkeit im Umgang mit Zuschauern und Spielregeln kann man dem NDR also nicht nachsagen. Leidenschaft und Mut noch weniger.
Geht’s noch!?
1. Zuschauer brauchen ein Mindestmaß an Identifikation. Dass der Echo-Auftritt wie auch der Auftritt beim NDR niemanden zur Leidenschaft hingerissen hat, hängt auch mit dem arroganten Top-down-Konzept zusammen. Dem hat sich Alex C. voll angepasst. Damit ist aber sein ausgeklügeltes amerikanisches Tellerwäscher-Konzept, dass ja Bottom-up funktioniert, pervertiert und unmissverständlich misslungen. In Deutschland bleibt der Tellerwäscher eben ein Tellerwäscher.
2. Ginge es beim Bruch der Spielregeln nur um ein Mogeln, könnte man Siegeswillen unterstellen. Dass der NDR sich in den letzten Jahren um einen Sieg bemüht hätte, wird aber keiner ernsthaft behaupten. Auch das ist Betrug. Man bringt damit die Zuschauer und seine Gegner um den Spannungsgenuss und um die Freude am Sieg.
3. Um mit seinen faden Beiträgen überhaupt mitmachen zu dürfen, kauft man sich als sog. Big-4 ins Finale und fordert voller Ressentiments gegenüber erfolgreichen Newcomern die Wiedereinführung der Jury. Das zeugt nicht nur von Missachtung des Zuschauers und Gegners, sondern des gesamten Wettberwerbs.
Das Beste am Norden: Der NDR spricht zwei Monate vor Moskau bereits von Konzepten fürs nächste Jahr.
Montag, 23. Februar 2009
Contest-O-Mania
„Meine Damen und Herren, liebe Zuschauer vor den Fernsehstationen in Europa, ich begrüße Sie beim Song Contest um den Grand Prix Eurovision. […] Dass dem schönsten und besten Lied dieser Grand Prix zufallen möge, ist unser aller Wunsch. Aber nicht der Preis, der hier vergeben wird, ist das Wichtigste, sondern die Tatsache, dass die Stimmen so vieler Nationen gemeinsam in einer solchen Veranstaltung erklingen. Und jetzt bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit…:“
Trailer Home Composed Song Contest
Dieser Trailer ist produziert von Fans zum Home Composed Song Contest 2008. Er erinnerte mich spontan an die betuliche und immer noch vorbildliche Anmoderation von Erika Vaal 1967 in Wien (s. o.).
Für Fans des ESC ist nicht nur die Musik von Interesse, sondern vor allem auch die Unterhaltungsform des Wettbewerbs. Und da man dies nicht nur passiv konsumieren möchte, wird seit 1991 selber ein Contest auf die Beine gestellt, der Home Composed Song Contest, kurz HCSC. Der HCSC ist ein von ESC-Fans organisierter Musikwettbewerb, bei dem Komponisten, Texter und Sänger aus Europa mit Amateurstatus 1 mal jährlich Beiträge beisteuern und die Beiträge der Konkurrenz bewerten. Lieder und Platzierungen aus den Jahren 2007 und 2008 kann man sich auf folgenden Homepages anhören.
2008
2007
Musiziert wird – zumindest in Berlin – auch an Karaoke-Abenden. Diese finden sporadisch in unterschiedlichen Locations statt. Interessierte können sich jederzeit anmelden unter hauptstadtbuero@gmx.de.
My Number One
Neben dem Wettbewerb, in dem Musik gespielt wird, gibt es auch Wettbewerbe, bei denen mit Musik gespielt wird, genauer mit Musiktiteln. Diese Wettbewerbe bestehen seit Beginn des europäischen Fanclubs 1984. Hier kann jedes Mitglied mit einem eigenen Lieblingstitel um Punkte und Plätze spielen und jeder Teilnehmer ist zugleich Jury. Die Contests variieren nach musikalischen Auswahlkriterien und Bewertungsmodalitäten, sie werden entweder national oder auch international ausgetragen.
Beim Regio-Contest spielen die Regionalgruppen der Vereine gegeneinander. In lockerer und gemütlicher Stimmung bei gutem Essen und Trinken werden die Musikstücke gehört und bewertet. Wer also gerne einen Restaurantbesuch mit einem selbstgestalteten, interaktiven Song Contest erleben möchte, kann sich unter hauptstadtbuero@gmx.de über Termine informieren und auch anmelden.
Achtung: Bei uns die ist Punktevergabe noch Kult, zum Teil auch via Telefon.
Nächstes Treffen der Berliner Regionalgruppe ist am Freitag, den 27. Februar 2009
ab 19.30 Uhr (Programmbeginn: 20.00 Uhr) im Restaurant "Boccacelli",
Martin-Luther-Straße 134, 10825 Berlin-Schöneberg,
(Ecke Hauptstraße am Innsbrucker Platz / => U4, S41, S42, S46, S47, M48, M85)
Making your mind up
Jeder Verein, der etwas auf sich hält, veranstaltet Clubmeisterschaften!“, so ein langjähriges Mitglied zu unserem Hobby. Festgelegtes Material und klare Regeln legen den Rahmen fest und jeder Mitspieler muss, um erfolgreich zu sein, populäre Musikgeschmäcker richtig einschätzen, Taktiken entwickeln und Siegesstrategien finden.
Fans haben nun mal ein anderes Rezeptionsmuster als der normale Zuschauer. Statt Konsum wird der ESC in kulturelle und soziale Aktivitäten übersetzt, z. B. durch das selbstständige Musizieren, das Vorstellen von Musiktiteln und insbesondere durch das Darüber-Reden. In diesen Wettbewerben erfüllt sich schließlich Sinn und Zweck der Contest-Vereine: Ziel ist die Förderung von europäischer Musik und Musiktiteln und der Gedankenaustausch. Vor allem soll die Neugier auf europäischer Musik in Landessprache geweckt und die Toleranz gegenüber fremder Musik und fremden Musikkulturen gefördert werden.
Trailer Home Composed Song Contest
Dieser Trailer ist produziert von Fans zum Home Composed Song Contest 2008. Er erinnerte mich spontan an die betuliche und immer noch vorbildliche Anmoderation von Erika Vaal 1967 in Wien (s. o.).
Für Fans des ESC ist nicht nur die Musik von Interesse, sondern vor allem auch die Unterhaltungsform des Wettbewerbs. Und da man dies nicht nur passiv konsumieren möchte, wird seit 1991 selber ein Contest auf die Beine gestellt, der Home Composed Song Contest, kurz HCSC. Der HCSC ist ein von ESC-Fans organisierter Musikwettbewerb, bei dem Komponisten, Texter und Sänger aus Europa mit Amateurstatus 1 mal jährlich Beiträge beisteuern und die Beiträge der Konkurrenz bewerten. Lieder und Platzierungen aus den Jahren 2007 und 2008 kann man sich auf folgenden Homepages anhören.
2008
2007
Musiziert wird – zumindest in Berlin – auch an Karaoke-Abenden. Diese finden sporadisch in unterschiedlichen Locations statt. Interessierte können sich jederzeit anmelden unter hauptstadtbuero@gmx.de.
My Number One
Neben dem Wettbewerb, in dem Musik gespielt wird, gibt es auch Wettbewerbe, bei denen mit Musik gespielt wird, genauer mit Musiktiteln. Diese Wettbewerbe bestehen seit Beginn des europäischen Fanclubs 1984. Hier kann jedes Mitglied mit einem eigenen Lieblingstitel um Punkte und Plätze spielen und jeder Teilnehmer ist zugleich Jury. Die Contests variieren nach musikalischen Auswahlkriterien und Bewertungsmodalitäten, sie werden entweder national oder auch international ausgetragen.
Beim Regio-Contest spielen die Regionalgruppen der Vereine gegeneinander. In lockerer und gemütlicher Stimmung bei gutem Essen und Trinken werden die Musikstücke gehört und bewertet. Wer also gerne einen Restaurantbesuch mit einem selbstgestalteten, interaktiven Song Contest erleben möchte, kann sich unter hauptstadtbuero@gmx.de über Termine informieren und auch anmelden.
Achtung: Bei uns die ist Punktevergabe noch Kult, zum Teil auch via Telefon.
Nächstes Treffen der Berliner Regionalgruppe ist am Freitag, den 27. Februar 2009
ab 19.30 Uhr (Programmbeginn: 20.00 Uhr) im Restaurant "Boccacelli",
Martin-Luther-Straße 134, 10825 Berlin-Schöneberg,
(Ecke Hauptstraße am Innsbrucker Platz / => U4, S41, S42, S46, S47, M48, M85)
Making your mind up
Jeder Verein, der etwas auf sich hält, veranstaltet Clubmeisterschaften!“, so ein langjähriges Mitglied zu unserem Hobby. Festgelegtes Material und klare Regeln legen den Rahmen fest und jeder Mitspieler muss, um erfolgreich zu sein, populäre Musikgeschmäcker richtig einschätzen, Taktiken entwickeln und Siegesstrategien finden.
Fans haben nun mal ein anderes Rezeptionsmuster als der normale Zuschauer. Statt Konsum wird der ESC in kulturelle und soziale Aktivitäten übersetzt, z. B. durch das selbstständige Musizieren, das Vorstellen von Musiktiteln und insbesondere durch das Darüber-Reden. In diesen Wettbewerben erfüllt sich schließlich Sinn und Zweck der Contest-Vereine: Ziel ist die Förderung von europäischer Musik und Musiktiteln und der Gedankenaustausch. Vor allem soll die Neugier auf europäischer Musik in Landessprache geweckt und die Toleranz gegenüber fremder Musik und fremden Musikkulturen gefördert werden.
Mittwoch, 11. Februar 2009
Actually, I'm fan of heavy metal music
“Der alte Westen ist der neue Osten.” Das spürt man in Berlin nur zu gut. Aber auch beim Eurovision Song Contest sind die westeuropäischen Länder so sehr ins Hintertreffen geraten, dass man zur Rettung ihrer Ehre eine Jury wiedereinführen musste. Wie ein neurotischer Wiederholungstäter streckt der NDR was Genre und Musiker betrifft immer wieder seine leere Hand gen Westen aus – und greift trotz musikalischer Vielfalt Jahr für Jahr ...
Ich möchte mal demonstrativ in die entgegengesetzte Richtung schauen – und entdecke Erstaunliches. Von östlichster Peripherie bekommen wir Fans derzeit die brandheißesten News zum Contest präsentiert:
Eurovision Song Contest Kazakhstan
Die Info-Page wird u. a. erstellt von Andy Mikheev aus Kasachstan.
Andy: Most of the information we're publishing is exclusive one. During 8 years of our experience we've established excellent contacts with majority of participating delegations that are happy to share their news through us. We do also a very extensive research of the local press in languages different from English.
Andy, a homepage from Kazakhstan for the Eurovision Song Contest is very surprising.
Andy: I'm working with Eurovision contest since 2001, now our aim is to build the website that will be publishing the most of Eurovision related news first. Before that, I was working since 1997 with the contest called "Voice of Asia". Now, we're also covering Eurovision Dance and Junior Eurovision contests. Voice of Asia isn’t known in Germany… Andy: Voice of Asia was the last example of the quality Kazakhstan music. Though, the most important part was international competition (with two Kazakhstan artists usually), there was also a special day of Kazakhstan Contemporary Music. Sadly, Voice of Asia has been closed in 2005. It has lasted for 15 years, from 1989.
Among participants were also Eurovision singers, like
Monica Anghel (Romania 2002, winner of VoA 2000),
Niko (Romania 2008, winner of VoA 2004),
Fabrizio Faniello (Eurovision 2001 and 2006),
Eurovision winner Marie N, Luminita Anghel (Romania 2005)
and some more.
The average level of the contest was extremely high, but unfortunately public interest to the contest with foreign singer was very low. Recent winners were:
1998 - Luka Sepe (Italy)
1999 - Manana (Azerbaijan)
2000 - Monika Anghel (Romania)
2001 - Ladine Roxas (Phillipines)
2002 - Siti Nurhaliza (Malaysia)
2003 - Su Yan (China)
2004 - Niko (Romania)
When will Kazakhstan finally participate the ESC? Are there any plans?
Andy: As far as I know, Kazakhstan's broadcaster Khabar has officially purchased broadcast rights for Eurovision for 2008 and 2009, so last year there was first official broadcast of it on Kazakhstan channel with commentary in Russian language. Before that, in the beginning of 2000s, Kazakhstan viewers could have watch ESC on Russian channels, but for the years since 2004 to 2008 only on satellite or cable TV (on Turkish or Spanish channels). Khabar has already expressed interest to join EBU. Now, it is member of Asian-Pacific Broadcasting Union. If all goes well, Kazakhstan may join EBU this year and Eurovision next year.
What would be your favourite for Kazakhstan?
Andy: I'm afraid that on my opinion there hardly are any singers in Kazakhstan of Eurovision quality. The ones few I can hint can not be found on youtube. The Kazakhstan music that is on youtube is reprsenting more commercial pop, most of the singers only have money to produce couple of videos. In general Kazakhstan music is not massively popular here. People mostly listen to Russian and European music. And I'm not a fan of Kazakhstan music too, for many years now I'm not watching our TV channels or listen to radio.
My first choice for Eurovision would be experienced singer Bakhtiyar Taylakbayev. From younger singers, I can suggest Beibit Korghan or Altynai Zhorabaeva. Anyway, even if we may be able to find decent singer, there is complete lack of good songwriters in the country, so probably we will have to hire someone else. Actually, I'm fan of heavy metal music. In Kazakhstan we have an amazing heavy metal band called Holy Dragons.
They have just released 10th album (several of them also had double releases in English and Russian) - this is the record for the music performer in Kazakhstan in any genre. Most of the albums have been released in Russia. You can check website
http://www.holydragons.org
If Kazakhstan sends Holy Dragons to the ESC I will give them my 12 points. In my opinion there is a lack of different genres and styles. But next question: Belongs Kazakhstan to Asia or Europe? How do you feel it?
Andy: Modern Kazakhstan is considered as more European country, rather than Asian. Currently, our new capital, Astana, is being built and modernized by best European architects. Recently, we've also transfered to UEFA, European football association. We do not have very old cities like Istanbul, Baku which will bring Asian feeling, all our cities are very new and very much European. Technically speaking, Kazakhstan (which is one of 10 biggest countries in the World by territory) has 16% of it's territory located in Europe.
What has been the best contribution to the ESC in your opinion?
Andy: I can name my favourites from the recent years:
2002 - Romania
2003 - Poland
2004 - Iceland
2005 - Romania
2006 - France
2007 - Iceland
2008 – Azerbaijan
In 2006 was France my favourite, too. But what do you – as a metal-fan – think about the success of Lordi?
Andy: I welcomed it a lot. However, I do not regard Lordi's song as heavy metal act. I think of it as a typical schlager song with guitar arrangement. It was very Eurovision friendly, especially the act. The closest thing to real heavy metal was Iceland 2007 and, unfortunately, it is clear that Eurovision is not ready for heavy metal acts yet. I also know that right now Belarus 2008 entrant Petr Elfimov is working with famous Nightwish sound directors and producers on rearrangement of his Eurovision entry which he describes as "romantic metal".
I agree, Eurovision needs some different acts, but I don't think even juries are ready for that. This year, a very popular Serbian metal act, they are know across whole Europe, band Alogia, submitted an entry and they were not even selected to the semifinals. It is very sad.
Did you already join the European OGAE?
Andy: I've founded OGAE Kazakhstan around 2003, however, unfortunately, as OGAE network at that time was not welcoming non-European clubs, we were not allowed to join. In 2005 the decision was taken to create united club for all non-European members, OGAE Rest of the World and I was elected as it's first president. Since then OGAE RoW made a really good progress, we have more than 100 members from all across the globe, we present own awards, both for Eurovision and other music - right now we're running huge EuroStar award for artists singing in Afrikaans and you can vote in it on our site. I've stepped down from presidentship of the club, as I have to concentrate on Eurovision and site, but still am actively involved in it.
Ich möchte mal demonstrativ in die entgegengesetzte Richtung schauen – und entdecke Erstaunliches. Von östlichster Peripherie bekommen wir Fans derzeit die brandheißesten News zum Contest präsentiert:
Eurovision Song Contest Kazakhstan
Die Info-Page wird u. a. erstellt von Andy Mikheev aus Kasachstan.
Andy: Most of the information we're publishing is exclusive one. During 8 years of our experience we've established excellent contacts with majority of participating delegations that are happy to share their news through us. We do also a very extensive research of the local press in languages different from English.
Andy, a homepage from Kazakhstan for the Eurovision Song Contest is very surprising.
Andy: I'm working with Eurovision contest since 2001, now our aim is to build the website that will be publishing the most of Eurovision related news first. Before that, I was working since 1997 with the contest called "Voice of Asia". Now, we're also covering Eurovision Dance and Junior Eurovision contests. Voice of Asia isn’t known in Germany… Andy: Voice of Asia was the last example of the quality Kazakhstan music. Though, the most important part was international competition (with two Kazakhstan artists usually), there was also a special day of Kazakhstan Contemporary Music. Sadly, Voice of Asia has been closed in 2005. It has lasted for 15 years, from 1989.
Among participants were also Eurovision singers, like
Monica Anghel (Romania 2002, winner of VoA 2000),
Niko (Romania 2008, winner of VoA 2004),
Fabrizio Faniello (Eurovision 2001 and 2006),
Eurovision winner Marie N, Luminita Anghel (Romania 2005)
and some more.
The average level of the contest was extremely high, but unfortunately public interest to the contest with foreign singer was very low. Recent winners were:
1998 - Luka Sepe (Italy)
1999 - Manana (Azerbaijan)
2000 - Monika Anghel (Romania)
2001 - Ladine Roxas (Phillipines)
2002 - Siti Nurhaliza (Malaysia)
2003 - Su Yan (China)
2004 - Niko (Romania)
When will Kazakhstan finally participate the ESC? Are there any plans?
Andy: As far as I know, Kazakhstan's broadcaster Khabar has officially purchased broadcast rights for Eurovision for 2008 and 2009, so last year there was first official broadcast of it on Kazakhstan channel with commentary in Russian language. Before that, in the beginning of 2000s, Kazakhstan viewers could have watch ESC on Russian channels, but for the years since 2004 to 2008 only on satellite or cable TV (on Turkish or Spanish channels). Khabar has already expressed interest to join EBU. Now, it is member of Asian-Pacific Broadcasting Union. If all goes well, Kazakhstan may join EBU this year and Eurovision next year.
What would be your favourite for Kazakhstan?
Andy: I'm afraid that on my opinion there hardly are any singers in Kazakhstan of Eurovision quality. The ones few I can hint can not be found on youtube. The Kazakhstan music that is on youtube is reprsenting more commercial pop, most of the singers only have money to produce couple of videos. In general Kazakhstan music is not massively popular here. People mostly listen to Russian and European music. And I'm not a fan of Kazakhstan music too, for many years now I'm not watching our TV channels or listen to radio.
My first choice for Eurovision would be experienced singer Bakhtiyar Taylakbayev. From younger singers, I can suggest Beibit Korghan or Altynai Zhorabaeva. Anyway, even if we may be able to find decent singer, there is complete lack of good songwriters in the country, so probably we will have to hire someone else. Actually, I'm fan of heavy metal music. In Kazakhstan we have an amazing heavy metal band called Holy Dragons.
They have just released 10th album (several of them also had double releases in English and Russian) - this is the record for the music performer in Kazakhstan in any genre. Most of the albums have been released in Russia. You can check website
http://www.holydragons.org
If Kazakhstan sends Holy Dragons to the ESC I will give them my 12 points. In my opinion there is a lack of different genres and styles. But next question: Belongs Kazakhstan to Asia or Europe? How do you feel it?
Andy: Modern Kazakhstan is considered as more European country, rather than Asian. Currently, our new capital, Astana, is being built and modernized by best European architects. Recently, we've also transfered to UEFA, European football association. We do not have very old cities like Istanbul, Baku which will bring Asian feeling, all our cities are very new and very much European. Technically speaking, Kazakhstan (which is one of 10 biggest countries in the World by territory) has 16% of it's territory located in Europe.
What has been the best contribution to the ESC in your opinion?
Andy: I can name my favourites from the recent years:
2002 - Romania
2003 - Poland
2004 - Iceland
2005 - Romania
2006 - France
2007 - Iceland
2008 – Azerbaijan
In 2006 was France my favourite, too. But what do you – as a metal-fan – think about the success of Lordi?
Andy: I welcomed it a lot. However, I do not regard Lordi's song as heavy metal act. I think of it as a typical schlager song with guitar arrangement. It was very Eurovision friendly, especially the act. The closest thing to real heavy metal was Iceland 2007 and, unfortunately, it is clear that Eurovision is not ready for heavy metal acts yet. I also know that right now Belarus 2008 entrant Petr Elfimov is working with famous Nightwish sound directors and producers on rearrangement of his Eurovision entry which he describes as "romantic metal".
I agree, Eurovision needs some different acts, but I don't think even juries are ready for that. This year, a very popular Serbian metal act, they are know across whole Europe, band Alogia, submitted an entry and they were not even selected to the semifinals. It is very sad.
Did you already join the European OGAE?
Andy: I've founded OGAE Kazakhstan around 2003, however, unfortunately, as OGAE network at that time was not welcoming non-European clubs, we were not allowed to join. In 2005 the decision was taken to create united club for all non-European members, OGAE Rest of the World and I was elected as it's first president. Since then OGAE RoW made a really good progress, we have more than 100 members from all across the globe, we present own awards, both for Eurovision and other music - right now we're running huge EuroStar award for artists singing in Afrikaans and you can vote in it on our site. I've stepped down from presidentship of the club, as I have to concentrate on Eurovision and site, but still am actively involved in it.
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