Krassere optische Gegensätze wie die zwischen Greta Thunberg und der isländischen Band Hatari kann es kaum geben. Während Greta dargestellt wird wie ein prüdes, unschuldiges, vergreistes Schulkind, glämmert Hataris brutales Outfit mit Utensilien aus der Sado-Maso-Szene. Die Gemeinsamkeit besteht im von oben verordneten Hype. der um beide Acts kreiert wird.
Hypes sind Mogelpackungen
Bei Hypes sind Themen und Protagonisten beliebig und austauschbar
Hypes sind eigentlich nur die Stöckchen, über die wir alle zu springen eingeladen sind in der Annahme, dass unser braves Hüpfen Bestandteil der politischen Willensbildung, der Freiheit und Demokratie sind.
Hypes sind - wie der Beurteilungswahnsinn beim ESC - Mittel zur Verhaltensmessung und Produktprofilierung
Beim Echauffieren und Ereifern dichten wir uns genau DIE Märchen zurecht, mit denen wir uns später bescheißen lassen, indem wir uns beispielsweise unglaubwürdigen Zuspruch, Ablehnung oder schlicht Wahlergebnisse damit schön reden.
Spielregeln der Hype-Kommunikation
Die (meist erpressbaren)* Protagonisten werden dermaßen hofiert und umschmeichelt, bis sie von ihrer eigenen Vortrefflichkeit selbst am meisten benebelt sind. Ihre Anliegen sind stets polarisierend angelegt und werden mit infantilen Dauerappellen an Unzufriedenheit, Angst, Einfalt und/oder guten Glauben kommuniziert.
Gleichzeitig werden sprachliche Minenfelder gelegt, so dass die Kommunikation gezielt mit Sprechverboten und Vorwürfen wie Spielverderber, Rassist, Nazi, Verschwörungstheoretiker und – wer hätte es gedacht – Antisemit gelenkt werden kann.
Der Hype um die Band Hatari baut auf Sex-Tabus und fundamentale Kritik am Neoliberalismus und an Israels Politik
Ich zitiere aus ESCKAZ: „Hatari (translated as Hater) is a 3-piece-award-winning industrial BDSM anti-capitalist-anti-establishment techno-dystopian homo-erotic bondage sado-maso demonic Icepop performance art group [...] that aims to take the lid off the relentless, unfolding scam that is everyday life. [They] can unveil the anomie of neoliberal society, the pointlessness of every minute spent in the futile race, and the low price for which man sells himself ever more blatantly. [They] scream at our own impotence, scream at our collectiv sleepwalk through routine, and implore the audience to unite."
Das spricht uns aus der Seele und nimmt uns zugleich den Wind aus den Segeln. Denn so doof die Zustände in der Offenen Gesellschaft auch sein mögen, solange nichts an ihren Spielregeln geändert wird, ist angeblich jede Freiheit erlaubt, alles kann ausgesprochen werden.
Die Grenzen dieses vermeintlich offenen Systems werden bei Kritik an Israels Politik ausgelotet: „They will use their performance to criticize the state of Israel […], a country that violates human rights.“
Allerdings sind politische Botschaften auf der ESC-Bühne bei Strafe verboten. Hierzu Hatari: „However, we plan to use the agenda-setting power that comes with participation to uphold a critical discussion about the context in which the contest is being held.“
Ich frage mich allerdings, warum man Hataris doch eigentlich ernstes Anliegen mit Spaßprovokationen gegen Benjamin Netanjahu und Sado-Maso-Sex verpackt. Stellt das im Sinne eines Anything Goes kollektive Selbstbeweihräucherung dar? Oder will man gar auf ein Foltergefängnis anspielen, das keins sein soll?
Ich wiederhole: Bei Hypes geht es nicht um Wahrheit, Recht oder Unrecht, Schuld oder Unschuld, Ursache und Wirkung – das ist alles schon wie in Stein gemeißelt - sondern es geht einzig um gelenkte Kommunikation, um den Buzz. Dies bestätigt ein Artikel der Jerusalem Post vom 14.04.2019.
Hier wird die ganze Hatari-Suppe ohne Anlass immer wieder aufgewärmt - und mittendrin ein werbendes Video für Netanjahu.
Wenn Gruppenzugehörigkeit wichtiger wird als Ethik und Moral
Das bisherige Desinteresse am Hatari-Hype erkläre ich mir zum einen mit Ermüdungserscheinungen unter ESC-Fans, Professor Mausfeld bezeichnet dies als den gewünschten Effekt der „Empörungserschöpfung“. Statt wie in früheren Jahren quirlige, offene Foren, Blogs oder Facebookgruppen zu Wort kommen zu lassen, setzt man seit einigen Jahren auf professionell eingebundene Vorzeige-Alpha-Fans in verschwiegenen, geschlossenen Panels. Vor allem muss wohl auch den Kommunikationsstrategen der Israel-Politik zugestanden werden, dass ihr sprachliches Minenfeld des „Antisemitismus“ erfolgreich ist.
Fazit: Es wird wohl kein Zufall sein, dass der ESC-Sieg Israels in 2018 und Hataris wirkungslose ESC-Provokationen in 2019 ausgerechnet in eine Zeit fallen, in der Israel militärisch immer offensiver vorgeht.
... und warum ausgerechnet Island?
*Die Eltern von Greta sind prominente Künstler, die Eltern der Mitglieder von Hatari arbeiten in der isländischen Außenpolitik in Brüssel, haben also einen Ruf zu verlieren
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Freitag, 19. April 2019
Sind Hatari aus Island die Gretas der Eurovision?
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