Maria Strelkowa | 21.02.2010, 20:29 |
http://german.ruvr.ru/radio_broadcast/4002630/4736508/
Radiosendung aus Stimme Russlands
Manuskript der Sendung
Hallo, Liebe Hörerinnen und Hörer. Heute werden wir über Musik aus dem Internet sprechen. Und zwar - über Pjotr Nalitsch. Pjotr Nalitsch gehört zu den musikalischen Internet-Phänomenen. Der junge Architekt wurde zum berühmten Musiker ganz zufällig. Dazu diente ein einziges Lied, das er auf das Internet-Videoportal Youtube hochgeladen hat. Das lustige Lied "Gitar" ähnelte einerseits Zigeunerromanzen, andererseits lateinamerikanische Pop-Musik und erschien im Internet im Frühling 2007. Ein halbes Jahr war es gar nicht bemerkenswert, aber im Herbst wurde fast zu einem musikalischen Virus, das den russischen Internet-Segment befiel. Der Clip wurde innerhalb von zwei Monaten mehr als 300 Tausend Mal angesehen. Die Clips von einigen russischen Musik-Stars haben keine so große Popularität auf Youtube. So wurde Pjotr Nalitsch zum ersten Musiker in Russland, der dank dem Internet berühmt wurde, ohne spezielle Promotion. Obwohl man Nalitsch heutzutage auch im Radio hören und im Fernsehen sehen kann, bleibt sein Stützpunkt im Internet.
Ton
Pjotr Nalitsch: „Das sind doch gegenwärtige technologische Realien. Das Internet wurde zu einem der Hauptmedien. Warum muss man Internet weglassen? Das ist wie z. B. sich die Möglichkeit nehmen, zu telefonieren. Wir haben unsere Web-Seite und andere Ressourcen im Internet, wo wir unsere Konzerte, unsere neuen Lieder und alle Veranstaltungen, die mit unserer Band zu tun haben, annoncieren.„
MUSIK - Gitar
Im Clip „Gitar" singt Pjotr Nalitsch in gebrochenem Englisch mit seinem samtweichen Tenor ein Lied, das er selbst komponiert hat. Der Text ist auch für diejenigen klar, die Englisch nur in der Schule gelernt haben: "Gitar, gitar, gitar, gitar, jump to my yaguar". Die Rolle von Yaguar spielt im Clip ein altes Auto - Schiguli. Es steht den ganzen Clip an einem Ort und die Computerbirken bewegen sich selbst herum. Über seinen Clip spricht Nalitsch auch immer ganz einfach:
Ton
Pjotr Nalitsch: „Das ist ein lustiges, ironisches Lied, wie auch andere Lieder bei uns. Und die Sprache im Lied - das ist unser russisches Umgangsenglisch. Ich kann Texte nicht anders - ganz ernst - schreiben. Wenn man eine billige Kamera hat und noch alte Klamotten dazu - entsteht so ein Effekt, was „trash-movie" genannt wird.„
Das lustige Lied und der Scherzclip haben Pjotr Nalitsch berühmt gemacht. Es war an der Zeit, eine Musikband zu bilden. Es entstand die Musikalische Gemeinschaft von Pjotr Nalitsch. Es folgten Konzerte, Interviews und Gastspielreisen. Die Musiker haben schon in Europa und Asien gespielt, bei der Fußballmeisterschaft und bei den Olympischen Spielen in Peking.
Die musikalische Begabung hat Pjotr Nalitsch von seinem Großvater geerbt. Er stammte aus Bosnien, hat das Konservatorium in Saraewo absolviert und in der Belgrader Oper gesungen.
Als Kind besuchte Nalitsch eine Musikschule, spielte in einer Hard Rock Band, nach der Schule absolvierte er das Institut für Arсhitektur und hat einige Häuser projektiert. Aber das war langweilig. Dann hat das Schicksal ihm eine glückliche Möglichkeit gegeben. Und Pjotr Nalitsch war bereit. Schon damals hat er außer „Gitar" etwa 40 Lieder komponiert.
Ton
Pjotr Nalitsch: „Wir haben uns einfach ziehmlich lang mit der Musik beschäftigt. In der Schule, im Institut, deshalb ist es selbstverständlich, dass wir einst begonnen haben, eigene Lieder zu komponieren. Das alles hat solch eine wunderschöne Form angenommen. So wurde Musik zum Beruf und man brauchte schon nicht, sich mit der Architektur zu beschäftigen."
MUSIK - Deridum
Gleichzeitig interessierte sich Pjotr Nalitsch für den klassischen Gesang und kam auf die musikalischen Mersliakow-Musikhochschule beim Moskauer Konservatorium. Aber er studierte dort nur zwei Jahre lang. Es fehlte ihm schon an der Zeit sowohl für die Musikhochschule, als auch für die eigene Band, deshalb musste er die Mersliakow-Musikhochschule verlassen. Aber bis heute besucht Pjotr Nalitsch das Studio „Orpheus", wo er an den Operninszenierungen teilnimmt. Obwohl der akademische Gesang und das Singen auf der Estrade viele Unterschiede haben, hofft der Musiker, dass es ihm gelingen wird, die goldene Mitte zu finden.
Ton
Pjotr Nalitsch: „Ich bin überzeugt, dass diese zwei Richtungen eine gemeinsame Ausgangsstellung haben. Wenn manaus vollem Herzen handelt, kann man alles in sich vereinigen. Natürlich gibt´s viele Probleme mit der Technik, weil ich jetzt halbgebildet bin. Viele Fehler und Ungenauigkeiten bleiben bestehen. Aber ich fahre fort, zu üben, mich fortzubilden. Diese zwei Gesangmanieren wirken auf einander ein, niemand wird das verneinen. Eine andere Frage ist, wie man die Einwirkung positiv machen kann. Alles, womit ich mich beschäftige, wofür ich mich interessiere, existiert in meinem Kopf in einem Knäuel. Und ich hoffe, es gelingt mir, alles zu schaffen, mit allem zurechtzukommen. Beide Genres machen doch mir, sowie dem Publikum Spaß. Es kommt so, wie es kommt."
MUSIK - Das Herz eines Dichters
Die Ambitionen von Pjotr Nalitsch sind ganz bescheiden, aber der Musiker hat nicht vor, zu einem "one-hit-wonder" zu werden. Obwohl er nicht plant, mehr als ungefähr drei Mal pro Monat aufzutreten - sonst verschwindet die richtige Stimmung - wird das Repertoire immer größer.
Pjotr Nalitsch hat schon ein Album herausgegeben. Was bemerkenswert ist, kann man seine Lieder nicht nur in Musikladen kaufen, sondern auch frei auf seiner Internet-Seite downloaden. „Gewöhnlich versucht man, seine Musik wie möglich teuer zu verkaufen, - betont der Musiker, - Aber es schein uns unrichtig! Musik zu schenken, wenn es so eine Möglichkeit gibt, das ist doch viel angenehmer!" Dem Publikum bietet man seinerseits die Band zu bedanken. Auf der Seite ist die Funktion „Geld geben" vorhanden. Laut Pjotr Nalitsch schenken Zuhörer Geld, aber nicht besonders oft.
Am Anfang bestand die musikalische Gemeinschaft von Pjotr Nalitsch aus zwei Menschen, dann wurde sie bis zu heutiger Sechs vergrößert. Je mehr Musiker in der Gruppe spielt, desto reicher klingt das Arrangement, meint Nalitsch. Mit der Zeit wurden auch Instrumente gewechselt. So wurde der Kontrabass durch eine Bass-Gitarre ersetzt, dazu noch sprang eine Domra ein, ein wichtiges Instrument für eine Band, die Neigung zu ethnischer Musik hat.
Ton
Pjotr Nalitsch: „Die ethnische Musik verschiedener Völker stand immer uns nah, von den Zigeunerromanzen bis zu den nationalen Volksliedern Russlands und der Ukraine. Latein-amerikanische und balkanische Musik, sowie italienische und neapolitanische Lieder begeisterten uns immer. Wir hören diese Musik, lassen sie in sich hinein und verarbeiten. Und das gibt uns neue schöpferische Kräfte."
Bald - ungefähr im Sommer - erscheint das zweite Album der Musikalischen Gemeinschaft von Pjotr Nalitsch. Der Musiker versucht immer, das Publikum mit den Neuheiten zu freuen. Wenn die Konzerte etwa drei Mal pro Monat stattfinden, ist es natürlich kompliziert. Aber im Konzert am 12. Februar, als ich mit Pjotr gesprochen habe, hat er einen neuen Clip präsentiert, der von der talentierten Filmzeichnerin Elisaveta Skworzowa geschaffen wurde. Der Clip wurde für das Lied „Das Meer" gemacht.
MUSIK - Das Meer
Liebe Freunde, Sie hörten die Sendung „Musik für Sie". Ich möchte Sie einladen, auch unsere nächste Ausgabe zu hören und freue mich auf Rückmeldungen zur Sendung. Diese können Sie an folgende E-mail Adresse schicken: post-de@ruvr.ru
Am Mikrophon war Maria Strelkova. Alles Gute und bis bald!
Video Quelle: www.peternalitch.ru