Dienstag, 30. März 2010

Musik für Sie. Pjotr Nalitsch



Maria Strelkowa
21.02.2010, 20:29


http://german.ruvr.ru/radio_broadcast/4002630/4736508/

Radiosendung aus Stimme Russlands


Manuskript der Sendung
Hallo, Liebe Hörerinnen und Hörer. Heute werden wir über Musik aus dem Internet sprechen. Und zwar - über Pjotr Nalitsch. Pjotr Nalitsch gehört zu den musikalischen Internet-Phänomenen. Der junge Architekt wurde zum berühmten Musiker ganz zufällig. Dazu diente ein einziges Lied, das er auf das Internet-Videoportal Youtube hochgeladen hat. Das lustige Lied "Gitar" ähnelte einerseits Zigeunerromanzen, andererseits lateinamerikanische Pop-Musik und erschien im Internet im Frühling 2007. Ein halbes Jahr war es gar nicht bemerkenswert, aber im Herbst wurde fast zu einem musikalischen Virus, das den russischen Internet-Segment befiel. Der Clip wurde innerhalb von zwei Monaten mehr als 300 Tausend Mal angesehen. Die Clips von einigen russischen Musik-Stars haben keine so große Popularität auf Youtube. So wurde Pjotr Nalitsch zum ersten Musiker in Russland, der dank dem Internet berühmt wurde, ohne spezielle Promotion. Obwohl man Nalitsch heutzutage auch im Radio hören und im Fernsehen sehen kann, bleibt sein Stützpunkt im Internet.

Ton

Pjotr Nalitsch: „Das sind doch gegenwärtige technologische Realien. Das Internet wurde zu einem der Hauptmedien. Warum muss man Internet weglassen? Das ist wie z. B. sich die Möglichkeit nehmen, zu telefonieren. Wir haben unsere Web-Seite und andere Ressourcen im Internet, wo wir unsere Konzerte, unsere neuen Lieder und alle Veranstaltungen, die mit unserer Band zu tun haben, annoncieren.„

MUSIK - Gitar

Im Clip „Gitar" singt Pjotr Nalitsch in gebrochenem Englisch mit seinem samtweichen Tenor ein Lied, das er selbst komponiert hat. Der Text ist auch für diejenigen klar, die Englisch nur in der Schule gelernt haben: "Gitar, gitar, gitar, gitar, jump to my yaguar". Die Rolle von Yaguar spielt im Clip ein altes Auto - Schiguli. Es steht den ganzen Clip an einem Ort und die Computerbirken bewegen sich selbst herum. Über seinen Clip spricht Nalitsch auch immer ganz einfach:

Ton

Pjotr Nalitsch: „Das ist ein lustiges, ironisches Lied, wie auch andere Lieder bei uns. Und die Sprache im Lied - das ist unser russisches Umgangsenglisch. Ich kann Texte nicht anders - ganz ernst - schreiben. Wenn man eine billige Kamera hat und noch alte Klamotten dazu - entsteht so ein Effekt, was „trash-movie" genannt wird.„

Das lustige Lied und der Scherzclip haben Pjotr Nalitsch berühmt gemacht. Es war an der Zeit, eine Musikband zu bilden. Es entstand die Musikalische Gemeinschaft von Pjotr Nalitsch. Es folgten Konzerte, Interviews und Gastspielreisen. Die Musiker haben schon in Europa und Asien gespielt, bei der Fußballmeisterschaft und bei den Olympischen Spielen in Peking.

Die musikalische Begabung hat Pjotr Nalitsch von seinem Großvater geerbt. Er stammte aus Bosnien, hat das Konservatorium in Saraewo absolviert und in der Belgrader Oper gesungen.

Als Kind besuchte Nalitsch eine Musikschule, spielte in einer Hard Rock Band, nach der Schule absolvierte er das Institut für Arсhitektur und hat einige Häuser projektiert. Aber das war langweilig. Dann hat das Schicksal ihm eine glückliche Möglichkeit gegeben. Und Pjotr Nalitsch war bereit. Schon damals hat er außer „Gitar" etwa 40 Lieder komponiert.

Ton

Pjotr Nalitsch: „Wir haben uns einfach ziehmlich lang mit der Musik beschäftigt. In der Schule, im Institut, deshalb ist es selbstverständlich, dass wir einst begonnen haben, eigene Lieder zu komponieren. Das alles hat solch eine wunderschöne Form angenommen. So wurde Musik zum Beruf und man brauchte schon nicht, sich mit der Architektur zu beschäftigen."

MUSIK - Deridum

Gleichzeitig interessierte sich Pjotr Nalitsch für den klassischen Gesang und kam auf die musikalischen Mersliakow-Musikhochschule beim Moskauer Konservatorium. Aber er studierte dort nur zwei Jahre lang. Es fehlte ihm schon an der Zeit sowohl für die Musikhochschule, als auch für die eigene Band, deshalb musste er die Mersliakow-Musikhochschule verlassen. Aber bis heute besucht Pjotr Nalitsch das Studio „Orpheus", wo er an den Operninszenierungen teilnimmt. Obwohl der akademische Gesang und das Singen auf der Estrade viele Unterschiede haben, hofft der Musiker, dass es ihm gelingen wird, die goldene Mitte zu finden.

Ton

Pjotr Nalitsch: „Ich bin überzeugt, dass diese zwei Richtungen eine gemeinsame Ausgangsstellung haben. Wenn manaus vollem Herzen handelt, kann man alles in sich vereinigen. Natürlich gibt´s viele Probleme mit der Technik, weil ich jetzt halbgebildet bin. Viele Fehler und Ungenauigkeiten bleiben bestehen. Aber ich fahre fort, zu üben, mich fortzubilden. Diese zwei Gesangmanieren wirken auf einander ein, niemand wird das verneinen. Eine andere Frage ist, wie man die Einwirkung positiv machen kann. Alles, womit ich mich beschäftige, wofür ich mich interessiere, existiert in meinem Kopf in einem Knäuel. Und ich hoffe, es gelingt mir, alles zu schaffen, mit allem zurechtzukommen. Beide Genres machen doch mir, sowie dem Publikum Spaß. Es kommt so, wie es kommt."

MUSIK - Das Herz eines Dichters

Die Ambitionen von Pjotr Nalitsch sind ganz bescheiden, aber der Musiker hat nicht vor, zu einem "one-hit-wonder" zu werden. Obwohl er nicht plant, mehr als ungefähr drei Mal pro Monat aufzutreten - sonst verschwindet die richtige Stimmung - wird das Repertoire immer größer.

Pjotr Nalitsch hat schon ein Album herausgegeben. Was bemerkenswert ist, kann man seine Lieder nicht nur in Musikladen kaufen, sondern auch frei auf seiner Internet-Seite downloaden. „Gewöhnlich versucht man, seine Musik wie möglich teuer zu verkaufen, - betont der Musiker, - Aber es schein uns unrichtig! Musik zu schenken, wenn es so eine Möglichkeit gibt, das ist doch viel angenehmer!" Dem Publikum bietet man seinerseits die Band zu bedanken. Auf der Seite ist die Funktion „Geld geben" vorhanden. Laut Pjotr Nalitsch schenken Zuhörer Geld, aber nicht besonders oft.

Am Anfang bestand die musikalische Gemeinschaft von Pjotr Nalitsch aus zwei Menschen, dann wurde sie bis zu heutiger Sechs vergrößert. Je mehr Musiker in der Gruppe spielt, desto reicher klingt das Arrangement, meint Nalitsch. Mit der Zeit wurden auch Instrumente gewechselt. So wurde der Kontrabass durch eine Bass-Gitarre ersetzt, dazu noch sprang eine Domra ein, ein wichtiges Instrument für eine Band, die Neigung zu ethnischer Musik hat.

Ton

Pjotr Nalitsch: „Die ethnische Musik verschiedener Völker stand immer uns nah, von den Zigeunerromanzen bis zu den nationalen Volksliedern Russlands und der Ukraine. Latein-amerikanische und balkanische Musik, sowie italienische und neapolitanische Lieder begeisterten uns immer. Wir hören diese Musik, lassen sie in sich hinein und verarbeiten. Und das gibt uns neue schöpferische Kräfte."

Bald - ungefähr im Sommer - erscheint das zweite Album der Musikalischen Gemeinschaft von Pjotr Nalitsch. Der Musiker versucht immer, das Publikum mit den Neuheiten zu freuen. Wenn die Konzerte etwa drei Mal pro Monat stattfinden, ist es natürlich kompliziert. Aber im Konzert am 12. Februar, als ich mit Pjotr gesprochen habe, hat er einen neuen Clip präsentiert, der von der talentierten Filmzeichnerin Elisaveta Skworzowa geschaffen wurde. Der Clip wurde für das Lied „Das Meer" gemacht.

MUSIK - Das Meer

Liebe Freunde, Sie hörten die Sendung „Musik für Sie". Ich möchte Sie einladen, auch unsere nächste Ausgabe zu hören und freue mich auf Rückmeldungen zur Sendung. Diese können Sie an folgende E-mail Adresse schicken: post-de@ruvr.ru

Wir warten auf Ihre Meinungen.
Am Mikrophon war Maria Strelkova. Alles Gute und bis bald!









Video Quelle: www.peternalitch.ru


Samstag, 13. März 2010

Kritik an USFO: Lost and Forgotten

Es gibt eine neue Regelung beim Eurovision Song Contest: Das Land mit den wenigsten Punkten gewinnt. Die diesjährige Auswahl lässt kaum noch eine andere Schlussfolgerung zu. Mit ein paar Ausnahmen scheint die abgegriffenste Nummer, die deprimierendste Schnulze oder die hämischste Geste nicht schlimm genug sein zu können. Bevor man aber die europäischen Länder wegen Geschmacksverirrung oder Boshaftigkeit verurteilt sollte klar sein:

Die Auswahl an Musikstücken beim ESC repräsentiert nicht notwendigerweise die Musikszene der jeweiligen Länder,
sondern eher den Musikgeschmack gebührenfinanzierter, staatsnaher TV-Stationen. Über zweifelhafte Jury-Entscheidungen, Nominierungen und schwacher Vorauswahl kann auch die Publikumsbeteiligung per Telefon nicht hinweg täuschen.

Die niederländischen Fans hat es dieses Jahr so hart getroffen, dass sie mit mehreren Internetpetitionen den Rückzug vom ESC fordern. Im Hinblick auf die hohen Kosten sei eine Teilnahme mit Ladenhütern nicht gerechtfertigt. Wie wahr! Europas TV-Macher scheinen das Interesse an Qualität, Realität und Zuschauer verloren zu haben. Mit einer Ausnahme: Deutschland. Stefan Raab macht dieses Jahr ein Getöse, als wolle Deutschland mal ernsthaft was reißen. Nun ja, nie waren die Chancen günstiger *Ironiemodus aus*.


Besonders in Deutschland sind nämlich die betroffenen TV-Stationen nur noch mit sich selber beschäftigt. Herausgestrichen wird die Kooperation zwischen Öffentlich-Rechtlich und Privat, wobei Raab die Rolle eines Friedensengels zukommt. Ausgerechnet! Raabs nationale Aufgabe war es, für PRO7 die Werbewirtschaft und eine junge, zahlungskräftige Zielgruppe zurückzugewinnen und das angestaubte Branding der ARD aufzupeppen, dies alles im Rückgriff auf den Eurovision Song Contest.
Nur Quotenmesser und Marktfetischisten wiesen zwischendurch auf niedrige Einschaltquoten, aber das muss ja niemanden interessieren. Die deutsche Musikszene, die Zuschauer und Fans kamen da leicht mal zu kurz, aber man kann es ja nicht jedem recht machen. Und somit gab es ein

Sparprogramm

Mit Raabs lautstarker Ankündigung aus dem Deutschen Reichstag, für den einmal jährlich stattfindenden Contest einen glamourösen Star zu finden, hätten die Zuschauer mindestens einen Gala-Abend mit viel Prominenz erwarten dürfen. Stattdessen folgte eine Casting-Show mit Kindern aus der Nachbarschaft. Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit war bislang eine der wenigen Lachnummern, die man uns – unfreiwillig – gönnte. Die Show selber war langatmig, dröge, humorlos - und in gewisser Weise irre.


Casting-Shows haben was von „Hitparade für Arme“. Dieses ständige Vorsingen und Abchecken von Gesangstalent bei den Müllers, Meiers, Frekings, Landruts und Lüdenscheids ist ödes Geplänkel. Dass die Kandidaten bei USFO wie Oberstufenschüler inszeniert wurden und auch mal unbekanntere Stücke sangen, machte mich eher skeptisch. Angehende Akademiker mit zahllosen Knicks und verträumten Dankeschööööns nach jeder noch so fragwürdigen Beurteilung werden als vorbildlich gepriesen?

Des Kaisers neuen Kleider

Die behauptete Bereinigung vom Schmuddelimage konnte ich auch nicht erkennen, im Gegenteil. Werden die Zuschauer sonst dazu angehalten, sich über die Sternchen zu amüsieren, haben diesmal die TV-Macher mit ihren Kandidatinnen das Publikum hochgenommen. Beispiel: Lena Meier-Landrut.

Sie kann nicht viel, aber das Wenige bringt sie kokett und kapriziös rüber. Das erinnert an Verona Feldbusch, nur dass das Lachen, Lästern und Staunen, wovon diese TV-Kunstfiguren eigentlich leben – bei USFO verboten zu sein scheint. Stattdessen wird versucht, Lena mit ihren naiven Posen als die Primadonna des Eigensinns zu exponieren. Und das sieht so aus, dass sie mit ungelenken Bewegungen ihre schiefen Töne ausstößt, alldieweil Raab aus seiner körperlichen und psychischen Erregtheit keinen Hehl macht.

Statt nüchterner Urteile beobachtete man seine leuchtenden Augen, Gekicher und verschämte Blicke zur Seite: "Man sitzt hier und ist so ein bisschen bezaubert und alles blüht. [...] Man läuft so ein bisschen Gefahr zum Esoteriker zu werden." (Stefan Raab, ARD, USFO 12.03.2010 20:00 Uhr) Deutlicher: Bei einem selbstbestimmten Auftritt von z. B. Rihanna fände ich solche Lena-Posen noch raffiniert, aber in einer von älteren Männern initiierten Casting-Show mit blutjungen Frauen kommt MANN wohl schon aus reiner Befangenheit nicht über ein Betriebsfest-Niveau hinaus.

Überhaupt lässt sich Eigensinn nicht an Posen, sondern an inhaltlichen Positionierungen festmachen. Dass diese mit dem herkömmlichen TV-Anspruch oftmals nicht kompatibel sind, macht der diesjährige litauische Beitrag deutlich:


Inculto - Eastern European Funk



Kritik einschüchtern
In fast militanter Weise wird beim Projekt USFO versucht, die Wahrnehmung zu irritieren und Maßstäbe auf den Kopf zu stellen. Der Reichstagsauftritt, die Einbindung prominenter Popstars als Jury, die Verpflichtung der ARD-Jugendwellen, ein gewaltiger Online-PR-Rummel und sogar die Vereinnahmung von Fans sollen den „Blick von außen“ im doppelten Wortsinne „unmöglich“ machen. Dementsprechend fühle ich mich als Kritikerin


Lost and Forgotten

Russland buhlt - der neuen Regelung entsprechend ;-) - mit der fast schmerzhaften Zigeunerromanze „Lost and Forgotten“ um den letzten Platz. Der ausgebildete Opernsänger Peter Nalitch mit seiner Rockband sieht in seinen Schlabberklamotten fast nach Randexistenz aus. Bei seinem inbrünstigen Vortrag überbietet er sich dermaßen, dass die Schnulze einen anarchischen Unterton bekommt und vielleicht sogar als heimliche Solidaritätsbekundung mit dem vom TV ausgegrenzten Publikum verstanden werden kann.


Peter Nalitch Band - Lost and Forgotten



Interessanterweise wird die Wahl damit begründet, dass Peter Nalitch kein TV, sondern ein „Internetphänomen“ sei:
“A resource has appeared that gives musicians the possibility to get their music to millions of people without advertising, producers, television or radio,” Nalich told RIA Novosti. “All that matters is whether the musician is good or not, and nothing else.”
Aus: Russiaprofile




Montag, 1. März 2010

Vorsicht vor Aprikosensteinen

Prunum oder malum Armeniacum ist die botanische Bezeichnung für die Aprikose, in Armenien gilt sie als Nationalfrucht. Feinschmecker denken spontan an Desserts, Marmelade, Sachertorte, Obstwasser, Obstessig, Amaretto und Bittermandeln. Die Bittermandel wird aus dem Samen der Aprikosensteine gewonnen, ist aber wegen des hohen Giftstoffgehaltes mit Vorsicht zu genießen. Um diesen brisanten Aprikosenstein geht es im armenischen Beitrag für 2010 von der Sängerin Eva Rivas. Kurz nach dem Sieg der armenischen Vorentscheidung wurde „Apricot Stone“ prompt schon einige Male zum


Stein des Anstosses
Zunächst erkannte der türkische Komponist Yagoub Mutlu in dem Liedtext eine politische Anspielung auf den Genozid 1915 und forderte eine Disqualifizierung. Dieser Vorwurf wurde vom Manager Hayk Markosyan bereits zurückgewiesen: “The song has nothing to do with the Armenian genocide, and it does not have a political context. The song simply presents the Armenian culture, the Armenian traditions, the apricot, which is just an Armenian fruit and it is the symbol of Armenia, and the thoughts of a young (Armenian) woman who lived far from the homeland for years”.


Auch die in den USA ansässigen Konkurrenten der Vorentscheidung, Emmy and Mihran, ärgern sich über diesen Beitrag. Sie betrachteten es schon im Herbst letzten Jahres als beschlossene Sache, Armenien 2010 in Oslo zu vertreten. Sie erlaubten sich sogar, ihre Teilnahme von einem Ultimatum abhängig zu machen. Im Zusammenhang mit den Streitereien zwischen Armenien und Aserbaidschan schlossen sie sich nämlich Forderungen an die EBU an, für Aserbaidschan eine Geldstrafe oder Sperre zu verhängen. Natürlich weigern sie sich nun, ihre Niederlage zu akzeptieren und gehen von einem manipulierten Ergebnis aus.


Der armenische Journalist Paul Chaderjian, nachdem er den armenischen Rundfunk H1 danach befragte, teilte am 26.02.2010 in Times.am mit: "... they had never heard of this nobody Finnish-Californian who had the audacity to claim she was representing my culture." Er fasst diese Angelegenheit belustig als eine Verschwörung auf und fügt ironisch hinzu: "Let's not try to change our national anthem again, please."


Lt. ESCKAZ betonen Emmy und Mihran ihre Beliebtheit, Glaubwürdigkeit und Professionalität jetzt damit, dass sie z. B. sogar schon vom NDR Anfragen für eine interne Nominierung bekamen.


It is also a song that symbolizes the Armenian Diaspora, to which Eva belongs.

So Eva Rivas und ihr Produzent laut 'Armenienweekly'. So wie Eva Rivas (bürgerlicher Name: Valeriya Reshetnikova-Tsaturyan) ihre armenischen Wurzeln hervorhebt – ½ armenisch, ½ russisch, ihren Künstlernamen übernahm sie von ihrer griechisch-abstämmigen Großmutter – wird im Lied „Apricot Stone“ die armenische Tradition groß geschrieben.

Aber das Lied gar ein Gruß an die armenische Diaspora? Schon höre ich den Unmut westeuropäischer Fans, hatte man doch eigens zur Eindämmung des Diaspora-Votings die Jury wieder eingeführt. Jetzt bringt Armenien den Schachzug, den Appell an die armenische Solidarität IM Liedtext zu kultivieren.


Wer also glaubte, die Migration lasse sich selbst beim ESC den Stempel der Entbehrung und Niederlage aufdrücken, sieht sich eines Besseren belehrt. Man scheint stolz auf sein globales Netzwerk und betrachtet sich als deren Botschafter: „Apricot stone, I will drop it down, In the frozen ground, Let it, let it make its round“.




Für Migranten und Job-Nomaden
Möglicherweise erzeugen die kosmopolitanen Netzwerke der Diaspora mehr Spürsinn für gängige Trends als das alte Europa wahrhaben möchte. Schon den Titel empfinde ich als etwas Besonderes beim ESC. Endlich mal


- keinen Euro-Esperanto „Shalalie Shalala“, "Allez! Ola! Olé!",


- keine Imperative „Shake It“, „Disappear“,


- keine Gutmensch-Botschaft "Peace will come",


- keine narzistischen Selbstbespiegelungen „This is my Life", "This is my night", "This is my voice“.


Der Text lässt Spielraum für Interpretation und Identifikation. Von ihm könnten sich auch neoliberale Job-Nomaden angesprochen fühlen. Die Musik ist für Ethno-Pop auffällig unauffällig, nur der Schluss leitet zu einem ein folkig-souligem Crescendo. Zu Beginn erklingen eine Gitarre und ein Duduk, ein traditionelles armenisches Holzblasinstrument, das aus dem Holz des – wie sollte es anders sein – Aprikosenbaums hergestellt wird.


Was sagt die armenische Diaspora zu "Apricot Stone"?

Hierzu nochmal Paul Chaderjian: "The song has an interesting Armenian – or should we say universal – intellectual theme about returning to one’s roots. I guess that’s not specifically Armenian, though it fits our mindset. [...] But with lyrics like “when I was going to lose my fun and I began to cry a lot,” who in the world can take our art and culture seriously?" Und weiter: "I thought she was singing ‘apricots don’t’ and was confused [...] Par for the course, our Eurovision entrants really need to address their pronunciation and diction."


Und zur Musik: "It is a catchy song, but you can’t call it an Armenian song. It’s Flamenco, it’s Gypsy, it’s Arabic and Turkish and maybe even can be claimed as Greek."


Sein Fazit: "It’s a popuarity contest after all, and we have seven million Armenians in the Diaspora who can call-in and vote.


Just remember what they say about eating too many apricots…"



Paul Chaderjian: Armenia's Road to the European Union is Paved with... Apricot Stones?