Samstag, 14. April 2018

Haben Politik und Militär dieses Jahr den Eurovision Song Contest vergessen?

10 Jahre ein weltweites Alleinstellungsmerkmal als Frau in einem unfairen Spiel, das seit 20 Jahren auch als „schwule Sportart“ bezeichnet wird: der Eurovision Song Contest. 10 Jahre lang regelmäßig Blogtexte vor der Austragung über politischen und militärischen Missbrauch, für die ich genauso regelmäßig wie reflexartig von der rechten LGBT als Verschwörungstheoretikerin angegriffen wurde. Als diese möchte ich mir und meinen Gegnern auch in einem ereignislosen Jahrgang treu bleiben. 

In 2018 verläuft die Vorbereitungsphase politisch derart ereignislos, dass ich im doppelten Sinne sprachlos bin 
Kein Diktator weit und breit, der den ESC für böse Selbstdarstellung missbraucht. Kein Jammern wegen Homophobie. Kein Schreihals, der mit einem Stalin-Song Russland dämonisiert und die Nato-Anhänger entzückt. Keine ermüdende Promo über schwedische Super-Heroes. Kein Fräuleinwunder mit Onkel im deutschen Kanzleramt, die mit schiefen Tönen total emotionalisiert. Kein männlicher Teilnehmer, der sich vorbildlich auf den Operationstisch zur Frau hat umoperieren lassen. Kein Mann mit Bart im Abendkleid als die Krönung westlicher Werte. Plagiatsvorwürfe? Regelbrüche? Alles kein Thema dieses Jahr. 

Ist Schweigen die neue Verschwörung? 
Liegt es an der Zurückhaltung und Bescheidenheit der Portugiesen? 
Oder hat die EBU die Reißleine gezogen? 
Sind durch die inszenierten Polit-Querelen die Einschaltquoten gesungen? 
Hat sich die Telekommunikationsindustrie deswegen gar über sinkende Einnahmen beschwert? 
Hat es gar mit dem Regierungswechsel in den USA zu tun? 
Haben etwa die von George Soros finanzierten NGOs Bedenken, vollends aufzufliegen? 
Haben die bislang angegriffenen Nicht-NATO-Länder endlich ein wirksames Druckmittel gefunden? 

Oder ist es nur die Ruhe vor dem Sturm? 

Glaskugel-Verschwörung 
Lediglich bei 2 Beiträgen wittere ich die üblichen volksverhöhnenden Framings, und zwar bei Frankreich und Israel. Der israelische Beitrag wird wegen etwas Gender-Gaga sogar als Sieger gehandelt, womit die (Kriegs-) Stimmung beim Länderwettbewerb ESC gerettet wäre. Italiens Beitrag hingegen würde sich bestens als Hymne für Ostermärsche eignen. Leider werden Ermal Meta und Fabrizio Moro nicht als Sieger gehandelt.

Die üblichen verdächtigen Nicht-NATO-Länder  
Russland und Aserbaidschan schicken dermaßen „unscheinbare“ Beiträge ins Rennen, dass ich befürchte, sie im Finale nicht mehr wieder zu sehen. Dass stattdessen Weissrussland etwas mehr Promotion macht als üblich, ist weniger dem Lied, sondern eher der Eitelkeit des Sängers geschuldet. Der Beitrag aus Serbien erfüllt auf nette Weise die Erwartungen. 

Der Song aus Georgien hingegen ist im ESC-Bezug musikalisch allererste Sahne. Ein Sieg wäre die Ansage, dass man auf einmal wieder Wert auf guten Gesang und Tradition legt. Soll das? 

Und wenn, wäre Estland mit einer russischstämmigen Sopranistin da nicht als ESC-Sieger geeigneter? 

Oder startet Russland dieses Jahr mit einem Song von Kirkorov gar verdeckt unter moldawischer Flagge? 

Auf jeden Fall könnte mit den ehemaligen Sowjetrepubliken Georgien, Moldawien oder Estland als Austragungsland in 2019 Russland wieder angegriffen werden
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die letzte Regeländerung in Juli 2017, die zwar kaum thematisiert aber sicherlich nicht ohne Grund vorgenommen wurde. Von der Ukraine noch dreist durchgezogen, wurde damit im Nachhinein legitimiert, dass Gastgeber Einreiseverbote erteilen dürfen, und das aufgrund irgendwelcher fadenscheiniger Gründe.


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