Amüsiert und gleichermaßen entsetzt lasen wir die kleingeistigen Kommentare eingeschworener Contest-Fans zu diesem Posting. Als gälte es ein Contest-Dogma zu verteidigen, als hätten Schwule ein Zuschauerpatent am Contest. Aber der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Das Festhalten an immergleichen Konzepten und Namen setzt im Publikum nicht unbedingt Mut und Kreativität frei.
Zum Glück ticken Musiker auf ihrer Suche nach neuen musikalischen Erfahrungen anders: Mögen Contest-Fans entsetzt sein, Schlagerfans weinen, Rapper sich gruseln und Jugendliche ein weiteres Mal erkennen müssen, dass Zeiten sich ändern können, es bleibt dabei:
Bushido feat. Karel Gott!
Das Teilen und Tauschen der Zielgruppen zahlt sich aus, ohne dass sich einer von beiden verbiegen müsste. Der bereits vergessene Karel Gott rückt wieder auf Platz 1 der Charts, ein Auftritt Bushidos in einer der zahlreichen volkstümlichen Musik-Sendungen der ARD ist nicht mehr ausgeschlossen und Kinder können ihren Eltern endlich guten Gewissens eine Platte von Bushido schenken.
Jetzt wissen wir: Bushido kann auch anders. Aber was eine Contest-Teilnahme beträfe, bitte keine Zugeständnisse. Wo Bushido drauf steht, soll auch Bushido drin sein. Denn um es mit Feddersens Worten zu sagen: „Hinter dieses Niveau - was Aufmerksamkeit, Kraft und Charme anbetrifft - geht nichts mehr zurück.“
Reich mir deine Hand
Die Initiative ging von Bushido aus. Er ließ ein Treffen mit Karel Gott arrangieren und stieß bei dem mit seinem Vorhaben wider Erwarten spontan auf offene Ohren: „Ich erzählte von meiner Mutter, ihrer Krankheit, meinem Leben, meinem öffentlichen Image als bedrohlicher Gangster-Rapper und rechnete mit einer Absage. Doch Karel Gott gab mir die Hand wie ein Gentleman und antwortete kurz: ‚Bushido, ich bin dabei’.“
Den Eurovisions-Fans ist Karel Gott natürlich als Vertreter Österreichs mit dem von Udo Jürgens komponierten Lied „Tausend Fenster“ aus dem Jahr 1968 bekannt. Ein Jahr zuvor sang er sich mit dem Stück „Weißt du wohin“ aus dem Film Dr. Schiwago in die deutschen Hitparaden. Als „Karel Gott – Die goldene Stimme aus Prag“ brachte er der Tschechoslowakei während der 60er und 70er Jahre schließlich die meisten Devisen ein.
Montag, 3. November 2008
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