Mittwoch, 17. Oktober 2012

Mordsmäßige Konzepte III - Anke Engelke

„Musik egal, Hauptsache die Moderation stimmt“. Das könnte das Motto der jüngsten ESC-Kampagne für Anke Engelke sein, damit sie die nächste deutsche Vorentscheidung moderieren möge. Gefallen hat den Kampagnenbetreibern besonders Engelkes provokative Auftreten während der Punktevergabe im Finale, das gegen den Gastgeber Aserbaidschan gerichtet war. 

Zur Erinnerung: Im Vorfeld des ESC in Baku haben einige westeuropäische Länder eine beispiellose Hetzkampagne gegen das Gastgeberland Aserbaidschan losgetreten. Man unterstützte eine Oppositionsbewegung mit der Begründung, dass Aserbaidschan die Menschenrechte verletzen würde. 

Kurz nach dem ESC in Baku informierten aserbaidschanische Info-Portale, dass vor und während des Finales nicht nur verbale, sondern auch terroristische Angriffe abgewehrt werden konnten. Insofern haben die Aserbaidschaner bewiesen, dass sie mit einer geschärften Selbst- und Fremdwahrnehmung in der Lage sind, Riesenevents sicher und selbstbewusst gegen Angriffe aller Art durchführen zu können. Wir kamen schließlich alle unversehrt wieder nach Hause. Vier Wochen später las ich, dass sich deutsche Politiker für das Verhalten der Deutschen entschuldigt haben. 

Ich habe die Hetz-Kampagne gegen Aserbaidschan von Anfang an als einen Missbrauch des ESC verstanden. Ich glaube nämlich nicht, dass Schlagerfans für die Durchsetzung politischer Konzepte die richtige Kontakt- und Zielgruppe sind. Insofern kann ich gar nicht glauben, dass es ESC-Fans sind, die in Verbindung mit Engelke diese für uns doch undurchschaubaren, spannungsreichen Diskussionen und Kampagnen weiter pflegen wollen. Sind das überhaupt Musikfans? Anke Engelke hat mit ihrer plumpen Stimmungsmache gegen ein osteuropäisches, islamisch geprägtes Land offensichtlich ein Freund-Feind-Schema bedient, dass ich eher Netzwerken wie PI zuordne, was allerdings überprüft werden müsste. 

Wie lassen sich Missbrauch und Vereinnahmungen im Zusammenhang mit dem ESC zukünftig verhindern? 
Auf der Eurovisionsseite des NDR haben beispielsweise der für die Unterhaltung zuständige Thomas Schreiber und Menschenrechtsbeauftragter Markus Löning diese Kampagne lanciert. Unterstützt wurden sie von der deutschen Presse (vor allem vom Polit-Blogger und bekennenden Lena Meyer-Landrut-Fan Stefan Niggemeier) und von Comedy-Frau Anke Engelke, die sich am Finalabend mit der Formulierung im Pluralis Majestatis sogar an die Spitze Europas stellte und eine allgemeine Zustimmung der Europäer mit ihrem Gepöbel vortäuschte. "Vortäuschte" deswegen, weil zuvor niemand um seine Meinung gefragt worden ist. 

Wie kann es also sein, dass diese nicht für die Politik zuständigen Personen ihren Kompetenzbereich auf einmal auf die Außenpolitik erweitern und nach Gutdünken Länder vor der Weltöffentlichkeit brüskieren dürfen? Zumal sie im eigenen Land noch nie politisch in Erscheinung getreten sind. Wie sind diese Leute einzuordnen? Welche Partei muss ich wählen, wenn ich diese Leute verhindern möchte? Was motiviert sie? Und wer beauftragt die eigentlich? Wenn die oben erwähnte Entschuldigung der Politiker Ernst zu nehmen ist, wird das von den Politikern ja nicht mal gut geheißen. 

Dass diese nicht demokratisch legitimierten Angriffe auf ander Länder ausgerechnet im Namen der Freiheit, der Demokratie, der Menschenrechte, der Schwulenbefreiung, des Pop und Punk, des Feminismus oder gar Kommunismus vollzogen werden, ist zum Kaputtlachen... wenn es nicht so traurig wäre... denn es untergräbt unsere westlichen Werte und unsere Moral. 

Beispiel: Man stelle sich einen Boxwettkampf vor, bei dem die Deutschen ihr Publikum anfeuern, den gegnerischen Spieler mit Steinen zu bewerfen. Anke Engelke wirft den dicksten Stein und wird dafür bejubelt? 

Wenn mir jemand diese Fragen beantworten kann, wäre ich sehr dankbar, wobei ich schon vorsorglich darauf hinweise, dass mir der reflexartige Aufschrei „Verschwörungstheoretikerin!“ nicht reichen wird. 

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