Samstag, 19. Mai 2012

Loreen gewinnt - und ich höre Stimmen

... ob ich allerdings Loreens Stimme hören werde, ist fraglich. Darum geht es im Folgenden.


usw. usw.

Spannend ist das definitiv nicht, es erinnert eher an 2009 und 2010 mit den Siegen von Rybak und Meyer-Landrut. Eine Strategie, bei der die Kandidaten so ausgiebig und nervtötend als Favoriten gehandelt  werden, bis sich das Publikum wahrscheinlich genötigt fühlt, sie als Sieger anzuerkennen und für sie anzurufen.

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen diesen dreien ist, dass man im Gegensatz zu den anderen Wettbewerbsstücken hier von Anfang an die Endversion geliefert bekommt. Während also andere wie in einer Art Doku-Soap an der Optimierung ihres Auftrittes teilnehmen lassen, scheinen sich diese Kandidaten entspannt zurückzulehnen. Lichteinfall, Farben, Windmaschine, Miene, jede Haarsträhne, alles unverändert, seit langem bekannt. Das ist für mich als Fan langweilig, aber vielleicht ein sicherer Hinweis darauf, dass wir es hier zu 100% mit industrieller Konfektionsware zu tun haben. Und ja, an einer Persilpackung kann man ja auch nicht einfach mal die Logofarbe oder das Packungsformat ändern...Und sie muss dementsprechend perfekt klingen. Mit großem Interesse habe ich mir daher Loreens erste Probe angesehen.



Wie Loreen selber schon zugegeben hat, hat sie Probleme, gleichzeitig zu singen und zu tanzen. Man hört, dass sie an manchen Stellen aussetzt, die Stimmen kommen dann aus dem Off, vom Backgroundchor, oder ist die Stimme vielleicht sogar vom Band eingespielt? Bei 01'55 geht beispielsweise alles durcheinander, weil sie schief singt. Bei 01'59 setzt sie ganz aus, das "my heart" kommt - von woanders her. Bei 02:34 weicht sie wieder völlig von den anderen Stimmen ab usw.

Die Wetten müssten also nicht heißen, ob sie gewinnt, sondern ob der Tontechniker es schafft, ihre Schwächen geschickt zu überbrücken. Nach den Erfahrungen mit Lena Meyer-Landrut gehe ich jede Wette ein: Er wird es schaffen. Es ist nicht so, dass ich im Showbusiness Wahrheit und Ehrlichkeit erwarte, aber ich kann diesen ganzen Aufwand an Promo und Mauschelei nicht nachvollziehen. Da werden Spin-Doktoren, PR-Consultants, Agendasetter, Werber, Imageberater, Marktforscher, Eventmanager und Mediencoaches und jede Menge Techniker benötigt, um für 3 Minuten solche Musiker wie beispielsweise Donny Montel aus Litauen zu überbieten, die sich genau das alles nicht leisten können...?

Und dabei hätte Loreen das vielleicht gar nicht nötig. Es gibt von diesem Lied eine Performance, die nicht nach Waldorfschule aussieht. Stattdessen hat man das Gefühl, eine selbstbestimmte Sängerin zu erleben, bei der man gar keine Lust hat darauf zu achten, ob denn nun auch jeder Ton stimmt. Für diese Version meine 12 Punkte.


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Donnerstag, 17. Mai 2012

€urovision Song Contest - €uro Neuro - Montenegro

Das folgende Zitat aus Junge Welt vom 16.05.2012 klingt schon sehr nach Neurovision

Fast wie im Bürgerkrieg - Tausende Polizisten riegeln ab Mittwoch das Bankenviertel in Frankfurt am Main ab, jede öffentliche Versammlung und Meinungsäußerung sind dort untersagt, U- und S-Bahn-Stationen in der Innenstadt werden nicht mehr angefahren. Das Occupy-Camp unter der Europäischen Zentralbank (EZB) muß geräumt werden. Angesichts der bis Samstag geplanten Proteste gegen die EU-Krisenpolitik hat die schwarz-grüne Stadtregierung von Frankfurt am Main auf autoritäres Durchgreifen geschaltet." 

Wie uns die bereits begonnenen Proben aus Baku zeigen, wird der diesjährige Auftakt zum Eurovision Song Contest am 22.05.2012 im 1. Semifinale wie die Faust auf's Auge passen. Er kommt von Rambo Amadeus aus Montenegro mit seinem Song "Euro Neuro": 



Rambo zu seinen Chancen beim ESC: "If I have one per mill of understanding in Europe, it would be already enough for me."


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Samstag, 12. Mai 2012

Eurovision Song Contest - Litesound für Weissrussland

Gewinnen kann nur ein Act, und ich denke, die meisten Teilnehmer werden ihre Chancen ziemlich realistisch einschätzen. Grund genug für Musiker, während der Vorbereitungszeit zum ESC, in der die internationale Aufmerksamkeit am größten ist und in der es für die Musiker zahlreiche Anlässe für Konzerte, Interviews, Sessions im In- und Ausland gibt, alles herauszuholen was geht. 

Ob man damit viel verdient, sei dahin gestellt. Die bei Mayor Label unter Vertrag stehenden Musiker halten sich bei dieser Promo dann auch eher zurück und verlassen sich auf - was weiss ich... Es gibt aber auch Musiker, die nicht nur aufs Geld schauen, sondern einfach ihrer Leidenschaft nachgehen. Sie wollen Musik machen, auf der Bühne stehen und ihre Fans erreichen. Eine Gruppe, die mit ihren ESC-Aktivitäten alles toppt, ist Litesound aus Weissrussland. 

Die Brüder Dimitry (Gesang) und Vladimir Karyakin (Gesang, Gitarre) machen als Duo seit 2002 Musik, seit 2005 spielen sie unter dem Bandnamen Litesound gemeinsam mit Jacopo Massa (Gesang) aus Italien, Alex Kolchin (Gesang, Gitarre) und Ignat Yakovich (Schlagzeug) aus Russland. Sie haben bereits an zahlreichen internationalen Wettbewerben teilgenommen und mitunter sogar gewonnen (MOVA songwriters competition in den USA, Modern Rock Bands Competition in China, Festival Internazionale di Maiori in Italien usw.). Seit 2006 bewerben sie sich für den Eurovision Song Contest. 2012 hat es endlich geklappt, aber erst nach einem handfesten Skandal, nachdem sich herausstellte, dass die Stimmen für die Siegerin Alena Lanskaya gekauft worden waren. Zwischen dem vorläufigen Ergebnis und der Aufdeckung des Skandals lagen ihre Nerven blank.

Im folgenden Interview kann man dies alles und noch vieles mehr von den Bandmitgliedern erfahren:



Ihr Lied "We Are The Heroes" ist auf den Eurovision Song Contest zugeschnitten. Wer die Band schon etwas länger kennt, weiss, dass mit "We" nicht nur die Bandmitglieder gemeint sind, sondern sie wollen die Fans, vor allem die weissrussischen Fans mit einschließen, um "Grenzen und Mauern einzureißen". 



Weissrusslands bisherige Ergebnisse sind für sie nicht ermutigend, die Skandale bei den Vorentscheidungen sind keine gute PR für sie und auch die politische Situation macht einen Sieg eher unwahrscheinlich. Leider. Litesound bringen nämlich mit ihrem Engagement und ihrem Lied ein Stückchen Pop-Alltag und Normalität auf die Bühne, was den jungen Menschen in Weissrussland nachweislich weitaus mehr bedeutet, als die bisherigen eher steifen und staatsnahen Beiträge. 

Litesound tritt am 24.05.2012 im 2. Semifinale (Phoenix) an, in der auch Deutschland stimmberechtigt ist.

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Sonntag, 6. Mai 2012

Der Eurovision Song Contest 2013 aus Udmurtien?


"In case of victory of "Buranovskiye Babushki" at Eurovision 2012, Udmurt Republic will be able to organize the next contest in Izhevsk, declared today at a meeting with the group Minister of National Policy of Udmurtia Vladimir Zavalin. With more than 600 thousand people, Izhevsk in 19th city of Russian Federation on the population. 

"I think that today the Republic of Udmurtia, in principle, is ready to carry out any events on a high level," - said Zavalin. The official said that he is "totally confident in the victory of our singers, so there is a chance that the next Eurovision will be held in the city of Izhevsk, and it would be great". Zavalin noticed that during a year between contests, the region will have enough time to adequately prepare for the next final of the international competition."

Wer wusste schon vor einem halben Jahr wo Aserbaidschan liegt? Wieso also nicht nächstes Jahr nach Ischewsk in Udmurtien? Zum bekanntesten Bewohner Michail Kalaschnikow (Waffenkonstrukteur) gehören seit einigen Wochen die Buranowskije Babuschki, die Udmurtien innerhalb kurzer Zeit weltbekannt gemacht haben. In den nächsten Tagen reisen die betagten Frauen ab nach Baku und stürzen sich in den Wettbewerb. Vorher hat man ihnen mit einem Flashmob in Ischewsk gedacht, für den die motivierten jungen Leute keine 3 Tage Vorbereitungszeit benötigt haben.



Die Promo konnte sich sehen lassen, hier nur ein paar Events: Zusätzlich zu Auftritten in der Ukraine, Frankreich und Estland nahmen sie an zahlreichen Konzerten in Russland teil. Sprecher finno-ugrischer Sprachen wurden genauso mobilisiert wie die aserbaidschanische Diaspora, die im Gegenzug Busse mit Fans aus Ischewsk nach Baku schicken wird. Die Großmütter haben schon ein paar Wörter in aserbaidschanischer Sprache gelernt: Mama, Papa, Hallo, Danke, Auf Wiedersehen und Wir werden gewinnen.

Natürlich gibt es von ihrem Lied "Party For Everybody" schon Remixe, mein persönliches Highlight ist eine Version in Afrikaans von Tiaan Grundling "Party Vir Almal". 

Mit Vocal Coach und Choreographen wurde 2 mal am Tag geübt. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie für ihre Performance die Bühne in Baku in eine Küche vewandeln. Da man sich auch auf sommerliche Temperaturen einzustellen hat, haben sie sich auch neue Kleidung nach alter Tradition gegönnt.

Einen persönlichen Nachteil sehe ich allerdings bei Russia 12 Points: Der nächste Contest in Udmurtien würde so weit nach Osten rücken, dass er vor Ort erst um 01:00 Uhr beginnen würde.

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Dienstag, 1. Mai 2012

Slovenia Will Win



Nein, das ist nicht der slowenische Beitrag für 2012. Dieser Beitrag war nur die Krönung des längsten Casting-Vorentscheidungs-Marathons in der Geschichte Sloweniens, das sich formal an unser USFO 2010 und die kroatische Vorentscheidung aus 2011 orientierte und den Titel Misija Evrovizija(Mission Europa) trug.

Ohne den Moderator, Comedian und Verwandlungskünstler Klemen Slakonja (s. Video) hätte man diese monatelange Sendereihe wohl kaum durchgestanden. Sollte allerdings Slowenien dieses Jahr den Contestgewinnen, bestünde die Chance, diesen genialen Moderator im ESC-Finale in Ljubljana wieder zu sehen.

Vielleicht so?



Sicherlich ein außergewöhnlicher Grund, Slowenien 12 Punkte zu geben. Aber es gibt auch noch andere Gründe, einer heisst für mich:

Eva Boto
16 Jahre alt, Schülerin, träumt bereits von einem Musikstudium in Graz oder London mit Schwerpunkt Gesang, der ESC also als eine Vorbereitung aufs Studium. Während ihrer Promotour war sie bereits in Amsterdam, es folgten Großbritannien und ein paar Balkanländer. In Amsterdam gab sie 40 Interviews, das übt, und es macht Spaß zu sehen, wie sie immer lockerer und professioneller wird.

Ein weiterer Grund für 12 Punkte könnte das Lied "Verjamem" (deutsch: Ich glaube) werden, das Eva zur Freude der ESC-Fans in slowenischer Sprache singen wird. Der Komponist Vladimir Graic hat schon mit dem Stück Molitva 2007 für Serbien den ESC gewonnen, die dramatische wie feierliche Balkanballade Verjamem trägt erkennbar seine Handschrift. Ursprünglich war es für Hari Mata Hari aus und für Bosnien-Herzegowina gedacht, aber die wurden nicht nominiert, und so trug Eva das Lied im slowenischen Vorentscheidungsfinale vor - und gewann.



Für das Semifinale am 24.05.2012 wird die Performance aber noch mal komplett überarbeitet. Man darf gespannt sein und hoffen, dass sie den Finaleinzug schafft.

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