Mittwoch, 19. Dezember 2012

Schweizer gehen in Missionarsstellung

Die Schweiz möchte mit der Heilsarmee am Eurovision Song Contest teilnehmen. Die Band nennt sich nach der Organisation, für die sie arbeitet „Heilsarmee“ und möchte auch in deren Uniform antreten, und zwar mit der – na, sagen wir, schlichten Schwulennummer „Me and You“. 



Das ist ein Regelbruch, denn diese Art PR für eine kommerzielle Organisation ist beim ESC „eigentlich“ untersagt. Und schon wird der Band verboten, sich nach der Heilsarmee zu benennen und in Uniform aufzutreten. Da bleibt nur noch die Schwulennummer… womit den europäischen Heiden die wirklich „Gute Botschaft“ dieser ansonsten eher schwulenfeindlichen Organisation kaum noch rüber zu bringen wäre. Wie lehrt uns Stupidedia: „Die Geschichte der Missionarsstellung ist eine Geschichte voller Missverständnisse, was selbstverständlich an den Sprachbarrieren […] liegt. So müssen immer öfter Waffen eine deutliche Sprache sprechen..."

Die Heilsarmee sucht jetzt gemeinsam mit den Organisatoren nach einem Kompromis. Warum eigentlich? Da nimmt die Schweiz seit 1956 am Song Contest teil und kennt deren Regelwerk nicht? Da spielt Westeuropa mit der Wiedereinführung der Jury den Moralapostel gegenüber dem behaupteten Diaspora-Voting Ost-Europas und setzt jetzt mit einer internationalen Organisation selber auf diesen Trick? Was für eine unchristliche Verlogenheit! 

Sonderbarerweise bieten auch die deutschen Organisatoren katholischen Priestern beim nächsten Vorentscheid zum ESC eine Plattform. Lasst mich nachdenken: Setzt man mit diesen kleinen reaktionären Provokatioen etwa darauf, dass sich prompt Suren rappende, bärtige Pyjamaträger à la Salafisten-Boygroup einstellen? Damit uns selbst beim ESC der anti-intellektuelle Religionsquatsch nicht erspart bleibt? Wird wohl eher nix, denn die Türkei und Bosnien haben sich bei all dem westeuropäischen Schmu schon vorzeitig abgemeldet. 

Ich versuche alldieweil zu Wikileaks durchzudringen. So wie Wikileaks lustige PR in Schweden gut gebrauchen können, brauchen wir mal langsam etwas mehr Transparenz in diesem Pop-Business.

Wikileaks nach Malmö!!!


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Freitag, 14. Dezember 2012

Brandstifter Stefan Niggemeier

Seit ca. 2008 ist Stefan Niggemeier als Blogger ein sog. Multiplikator in Sachen Eurovision Song Contest. Wenn er sich in anderen Themenbereichen als intellektueller Journalist ausgibt, vergisst er sich beim Thema ESC regelmäßig. Was interessiert ihn überhaupt dieser Contest? Will er uns allen Ernstes Glauben machen, dass er Fan dieser Show und seiner Musik ist?

Nein. Er missbraucht dieses Thema für politische Zwecke. Statt über den ESC oder die Musik zu schreiben, schürt er ständig ein Freund-Feindschema und animiert uns, auf alles einzuhauen, was aus Osteuropa oder islamisch geprägten Ländern kommt, allen voran aus Aserbaidschan (demnächst wahrscheinlich Weissrussland). Seine Artikel im Spiegel sind politische Agitation, mit der er die Organisatoren, die Musiker und uns Fans einzuschüchtern und vor sich herzutreiben versucht. 

Obwohl sich zumindest für ESC-Fans das Thema Aserbaidschan vorerst erledigt hat, kann Niggemeier nicht davon ablassen und muss noch mal nachtreten. Aber langsam wird es töricht: "Der iranischstämmige Komiker Amir Asgharnejad, der im Vorfeld des ESC in Baku provozierende Filme gedreht hatte, soll im Mai am Flughafen festgehalten, misshandelt und gedemütigt worden sein. Es gibt drastisch unterschiedliche Darstellungen, was wirklich passierte. Und die Aserbaidschaner sehen offenbar keine Veranlassung, an der Aufklärung mitzuwirken." Soll worden sein oder vielleicht doch nicht... was denn jetzt?

Iranischstämmiger Komiker. So, so. Mahmud Ahmadinedschad und seine obersten Rechtsgelehrten und geistlichen Führer haben also nichts Besseres zu tun, als ihre Nachbarländer mit iranischen Komikern zu erheitern? Und wenn Aserbaidschaner solche iranischstämmigen Komiker nicht witzig finden, erlaubt sich der Stefan ungehalten zu werden. 

Das ist wirklich komisch. 

Tipp: Waren es nicht vielmehr die Aserbaidschaner, die diese Figur überhaupt erst als Komiker titulierten, weil sie ihm den "Iraner" nicht abkauften? "It's very "cool" to see how the representative of a country which calls itself a bastion of Islamic morality looks at the legs of girls standing beside him."


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Sonntag, 2. Dezember 2012

Der Junior Eurovision Song Contest 2012

fand gestern am 01.12.2012 in Amsterdam statt. Dies mit einer überschaubaren Anzahl von 12 Teilnehmerländern. Ermüdungstendenzen gegenüber Castings und Conteste und zunehmend eingeschränkte Budgets machen selbst dem erwachsenen Eurovision Song Contest zu schaffen. Beim Kindercontest kommt noch die generelle Infragestellung des pädagogischen Wertes hinzu: „Darf man den Kleinen so einen Wettbewerb und so eine Show überhaupt zumuten?“ 

Die Bedenken gelten in Deutschland sonderbarerweise nur für die U-Musik, in der E-Musik können die Pianisten und Violonisten gar nicht jung, die Ansprüche gar nicht hoch genug und die Wettbewerbe nicht hart genug sein. Popmusik, TV-Conteste und -Castings werden in Deutschland hingegen grundsätzlich als „Unterschichtskultur“ definiert, deren Qualität wird am jeweiligen Gelaber der Juroren gemessen. WAS da so an Mist gesungen wird, nämlich nur die anglo-amerikanischen Charthits des Formatradios, wird nicht hinterfragt. WIE gesungen wird, wird nur nach globalen Geschmackskriterien beurteilt. Warum konzentrieren die sich eigentlich nie auf europäische Gesangstradition? 

Zurück zum JESC: Die Show führt die Leistungsfähigkeit und Kreativität der Kinder zwischen 10 und 15 Jahren vor Augen, die ja auch in der Schule bewertet werden. Darüber hinaus gibt sie auch einen Einblick in die jeweiligen musik- und medienpädagogischen Konzepte einzelner Länder, die – und jetzt kommt es - grundsätzlich vom Verkaufsinteresse der Medienindustrie getrennt sein sollten. Meiner bösen Vermutung nach ist der Zuspruch dieses Contestes in Deutschland u. a. deswegen so gering, weil der Musikindustrie der offizielle Zugriff auf Kinder (noch) verwehrt wird. 

Zum anderen hat die musische Grundausbildung von Kindern in unserem Land keine große Lobby. Musik verschwindet zunehmend vom Lehrplan und wenn der Industriekomplex um die Musik z. B. das Singen im Kindergarten unter seine Kontrolle bringt, unterdrückt und finanziell ausbeutet, bekommt es kaum jemand mit. 

In Osteuropa hingegen scheint, wie der JESC andeutet, die Pädagogik und das Musikbusiness noch anders aufgestellt zu sein. Dank einiger dieser Beiträge habe ich gestern belustigt feststellen müssen, dass die TV-Conteste mit ihren zusammengewürfelten Bands, den schlichten 3-Minuten-Popmusikstücken, schrillen Outfits und Performances wesentlich besser in die Kinderwelt als in die Erwachsenenwelt hineinpassen. Deswegen stellt sich bei mir die Frage nach dem moralischen Wert anders herum: Darf man uns den millionenschweren, regressiven TV-Kitsch mit erwachsenen, teilweise talentbefreiten Teilnehmern bedenkenlos zumuten? 

Beispiel Georgien, die für meinen Geschmack ihr Handwerk meisterhaft beherrschen. Die georgischen Funkids machten mit Funky Lemonade den 2. Platz. Was sie an Verrücktheit auf die Bühne brachten, sieht man auch häufig beim erwachsenen Eurovision Song Contest. Wenn aber die Funkids frech, schmissig und amüsant rüber kamen: 



wirkte der Georgier Anri Jokhadze beim ESC 2012 eher überdreht bis grenzwertig:



Der Knaller ist aber die urkainische Siegerin Anastasia Petryk. Bei der Kinderjury auf Platz 2, wurde sie mit Hilfe der TV-Zuschauer auf den ersten Platz gesetzt. „Wie viel junior ist das noch“ fragte der niederländische Kommentator. Warum? 

Als ich ihr selbst geschriebenes Lied "Nebo" (Himmel) zum ersten Mal hörte, befürchtete ich auch, dass es für einen TV-Contest zu anspruchsvoll und für Kinder zu erwachsen sein könnte. Die 10-jährige Anastasia, die aussieht wie 6, strotzte allerdings vor Selbstsicherheit und schmetterte ihr Lied so atemberaubend leicht und locker, dass sie so manchen erwachsenen Musiker beschämen dürfte. Ich fand es klasse:



Verglichen mit der deutschen Siegerin Lena Meyer-Landrut kommen mir Zweifel am Verantwortungsgefühl und der Medienkompetenz der ARD. Die deutsche Krönung aller Castings, das Zugpferd des amerikanischen Major Labels Universal Music, das Testimonial einer Kooperation von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk, Wirtschaft, Presse, Kirche und Politik präsentiert sich nach 2 Jahren „Reifeprozess mit Gesangsunterricht und Stimmbildung“ im ARD Morgenmagazin mit schiefer Kinderstimme und primitivem Kinderlied wie eine untalentierte Dreijährige. Und dann verhunzt sie mit ihrem Gejaule auch noch die Sesamstraßenmelodie .

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Samstag, 1. Dezember 2012

Advent, Advent... mit Creative Commons Liedern

Leider etwas zu breit geraten, aber trotzdem nett.